Lörrach Hinter den Zahlen stehen Schicksale

Die Oberbadische
Mit gebundenen Ausgaben des Ortsfamilienbuches zeigten sich (v. links) Karlheinz Hahn, Silke Herzog und Andreas Lauble. Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

Geschichte: Ortsfamilienbuch Brombach vorgestellt / Karlheinz Hahn meistert eine Mammutaufgabe

Großes Ereignis für Brombach. Am Freitag wurde das Ortsfamilienbuch der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist eine umfassende Chronik der Brombacher Familien zwischen 1648 und 1907.

Von Gottfried Driesch

Lörrach-Brombach. Akribisch hat Karlheinz Hahn Kirchenbücher, Privatarchive, das Stadtarchiv und Standesamtsunterlagen durchforstet. Dabei hatte er sich mit alten Schriften und der Lateinischen Sprache auseinanderzu zusetzen. 2089 Familien werden in dem Ortsfamilienbuch erfasst. Die Vorbereitungen reichen bis in das Jahr 2009 zurück.

„Karlheinz Hahn hat tausende von Stunden ehrenamtlich mit der Zusammenstellung der Familienchroniken verbracht“, sagte Brombachs Ortsvorsteherin Silke Herzog in ihren einleitenden Worten.

Die Arbeitsweise

Hahn verdeutlichte seine Arbeitsweise an Hand einer Präsentation. Er zeigte die erste Seite des Taufbuches von 1648. Das Älteste aufgefundene Ehebuch stammt aus dem Jahre 1663. Frauen hätten ihren Mädchennamen behalten, an den die Silbe „in“ angefügt worden sei. An Hand der Familie Johannes Fingerlin (1859-1919) und Anna Maria Vögelin (1858-1900) erläuterte Hahn den Aufbau des Registers. Die Hochzeit war 1884. Die Eheleute hatten 13 Kinder. Davon kam das älteste Wilhelm schon sechs Wochen nach der Hochzeit zur Welt. Drei der Kinder starben im Säuglingsalter. Der letztegeborene Sohn Gottlieb lebte nur einen Tag. Drei Tage darauf starb die Mutter Anna Maria, vermutlich im Kindbett.

„Hinter jedem einzelnen Eintrag steht ein menschliches Schicksal“, führte Stadtarchivar Andreas Lauble in seinen Schlussworten aus. Bei der Lektüre des Ortsfamilienbuches sei ihm klar geworden: „Wir sind nur ein kurz aufflammendes Licht in der Geschichte“. Der Gesangverein Brombach sang zur Buchvorstellung den passenden Titel „Jahre kommen und Jahre gehen“.

Das Ortsfamilienbuch Brombach, 594 Seiten, Format A4, ist zum Preis von 40 Euro in der Ortsverwaltung Brombach erhältlich. Bisher liegen Ortsfamilienbücher von Haagen, Hauingen, Stetten, Tüllingen und Tumringen vor.

Geschichtliches

Die Aufzeichnungen des Ortsfamilienbuchs Brombach beginnen 1648. Es ist das Jahr des „Westfälischen Friedens“, mit dem der Dreißigjährige Krieg zu Ende ging. Damals war ausschließlich die Kirche für die Führung von Personenregistern zuständig. Diese Zuständigkeit richtete sich nach der 1556 erlassenen Badischen Kirchenordnung. Es gibt damit einen Zusammenhang mit der Reformation, weshalb die Buchvorstellung auch im Rahmen der Sonderrausstellung „Reformationen“ des Dreiländermuseums stattfand. Danach mussten nicht nur Geburt oder Hochzeit eingetragen werden. Auch ob ein Kind „ehrlich“ geboren oder durch „Hurerei“ gezeugt wurde, musste akribisch vermerkt werden. Ein uneheliches Kind konnte damals weder das Bürgerrecht erlangen noch einen Beruf erlernen.

In Baden übernahm 1870 das Standesamt die Aufgaben der Kirche. Forthin war dieses für die Führung von Standesregistern verantwortlich. Im ganzen Deutschen Reichsgebiet wurden sogar erst 1876 mit dem Personenstandsgesetz die Kirchenbücher als amtliche, rechtsverbindliche und staatliche Register durch die Tätigkeit der Standesämter abgelöst.

Das jetzt vorgelegte Ortsfamilienbuch Brombach endet im Jahre 1907. Der Grund liegt darin, dass Taufregister gesetzlich 110 Jahre dem Datenschutz unterliegen.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading