Jazztone: Rückblick auf Corona-Jahr / Streaming-Ausrüstung soll für „Jazz-Feeling“ sorgen
Lörrach - Die Corona-Krise wirbelt alle Pläne und Gewissheiten der Kulturbetriebe durcheinander. Auch das Lörracher Jazztone leidet seit Monaten unter dem Veranstaltungsverbot. Jazzone-Chef Werner Büche blickt in einer Presseerklärung vor und zurück.
Nach einer langen Zwangspause hatte das Jazztone im Oktober vergangenen Jahres versuchsweise erstmals in einem neuen, größeren Raum, dem Haus der Lörracher Stadtmusik, gastiert. So konnten immerhin 40 Besucher das Konzert mit Torsten Zwingenbergers „New Orleans Shakers“ live verfolgen. „Der Aufwand war aber enorm: Klavier, Verstärkeranlage, Beleuchtung und Podeste mussten organisiert werden. Daher mussten wir von dieser Idee wieder Abstand nehmen“, bedauert Büche rückblickend.
Nach dem anschließenden Konzert mit Nice Brazil, das erstmals via „live streaming“ im Jazztone gesendet wurde, war nach anfänglicher Skepsis das Interesse der Zuschauer unerwartet groß. „Wir hätten nie erwartet, dass 283 Interessierte am Abend auf ihren Bildschirmen das Konzert live verfolgen“, erinnert sich Büche.
Daraufhin war geplant, am 11. Dezember noch einmal so etwas zu wagen, wiederum unter Mithilfe der Firma „inspectrum“. Gebucht war der Auftritt des Berliner Trompeters Martin Auer mit seinem Quintett. Dieser Abend musste indes aufgrund der verschärften Corona-Verordnungen abgesagt werden, obwohl die Band am Abend davor im Basler Jazz Club „bird’s eye“ auftreten konnte, bedauert Büche
Hilfsaktion gestartet für notleidende Jazzmusiker
21 weitere geplante Konzerte mussten im Laufe des Jahres 2020 gestrichen werden. Auch in diesem Jahr bleibt das Jazztone vorerst geschlossen. Nach den vielen Rückschlägen und Absagen habe es aber auch eine gute Nachricht gegeben: Nach dem Corona-Ausbruch im März 2020 startete der Jazzclub eine Hilfsaktion und bat seine Mitglieder und Abonnenten um eine Spende für notleidende Jazzmusiker. Das Echo sei sehr erfreulich gewesen, rund 3500 Euro kamen zusammen, die an sechs Musiker verteilt wurden.
Damit die Mitglieder nicht ganz auf Jazz-Konzerte verzichten müssen, hatte das Jazztone mit dem befreundeten Basler „bird’s eye“ eine Vereinbarung getroffen, dass in dieser Zeit alle Mitglieder des Jazz Club 56 Lörrach im Basler Club die gleichen Ermäßigungen erhielten, organisiert wurde dies vom Basler künstlerischen Leiter Stephan Kurmann.
Jetzt werden bereits Pläne geschmiedet, um die ausgefallenen Auftritte teilweise nachzuholen – alles unter Vorbehalt. Die für vergangene Woche geplante Generalversammlung kann erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
„Jazz Festival“ musste abgesagt werden
Das geplante „Jazz Festival Baden-Württemberg“, das eigentlich von Mitte April bis Anfang Mai geplant war, musste abgesagt werden. „Dieser Entschluss ist uns sehr schwer gefallen. Die Planung war schon fortgeschritten mit Veranstaltungen in Burghof, Museum und Jazztone. Vielleicht feiern wir den 65. Geburtstag des Clubs noch in kleinem Rahmen. Alles hängt aber von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab“, schreibt Büche.
Der Club hofft, das Jazztone baldmöglichst wieder als Konzertlokal nutzen zu können und hat jetzt unter Mithilfe von Jacek Berezowski und Achim Girnth, die die bisherigen „Streaming“-Aktionen technisch möglich machten, den Antrag für eine „Streaming“-Ausrüstung bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt gestellt.
Der Jazzverband Baden-Württemberg hat dazu 10 000 Euro als Einstiegshilfe überwiesen. 20 Prozent der Gesamtsumme wird der Club davon als Eigenleistung übernehmen. Die Kameras und das Zubehör werden sofort nach Lieferung im Jazztone installiert. Damit sollte es nach einer Lockerung der Vorschriften möglich sein, dass möglichst viele wieder das Club-Feeling genießen können, sei es direkt im Jazztone oder Zuhause am Rechner, hofft der Club.
Der Posaunist Al Grey habe es einmal sehr treffend in das Gästebuch geschrieben, erinnert Büche: „Jazz is good for the soul“. So bleibe nur die Hoffnung auf ein baldiges Öffnen des Jazztone, um wieder „live Jazz für die Seele“ genießen zu können.
