Ebenso wie Precious Uwadiae aus Nigeria ist sie begeistert von ihrem aktuellen Lehrer, der sie auf den Hauptabschluss vorbereitet. Der Unterricht ist berufsorientiert. Er beinhaltet beispielsweise kaufmännisches Rechnen, baut auf Texten zum Arbeitsbereich auf und thematisiert Wirtschaft sowie EDV-Kenntnisse, erläutert Dozent Martin Kumbartzky. „Die beiden haben sehr realistische Berufswünsche. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt“.
Eher Probleme mit anderen Ausländern
Beide Frauen wollen in den kaufmännischen Bereich, Precious tendiert zu Büro oder Einzelhandel. Über die Vergangenheit möchte sie nicht viel reden. Lieber schaut sie nach vorne. Derzeit lebt sie mit ihrer vierjährigen Tochter in Binzen. Und sie ist dankbar für ihre Chance. „Alles, was ich gelernt habe, habe ich hier gelernt“, sagt sie. In ihrer Heimat besuchte sie lediglich fünf Jahre lang eine Schule. „Ich konnte nicht rechnen, nicht richtig schreiben“, erzählt sie. Jetzt denkt sie schon daran, dass ihre Tochter einmal einen guten Schulabschluss machen soll – mindestens Realschule. „Wir schaffen das“, sagt sie und strahlt ihre Mitschülerin an.
Beide finden es toll, dass in ihrer neuen Heimat Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Auf Ablehnung bei Deutschen ist Precious bisher nicht gestoßen. „Wenn, dann gab es eher Probleme mit anderen Ausländern“, sagt sie. Wie schön und sauber hier alles ist, darüber staunen beide Frauen immer noch.
Im März werden sie fünf Wochen lang ein Praktikum absolvieren, derzeit laufen ihre Bewerbungen. Beide glauben an ihren Abschluss. Für die beiden Alleinerziehenden ist es allerdings nicht leicht, eine Teilzeit-Ausbildungsstelle zu bekommen, weiß Ninja Wildemann. Hier stehe das Jobcenter den Suchenden hilfreich zur Seite.
Von den ersten reinen Frauen-Kursen bis zum regulären Hauptschulabschluss, hin zur Berufsausbildung: Wenn dieser Bildungsweg funktioniert, kann Integration gelingen. „Aber man darf nicht vergessen: Es ist ein schwerer und langer Weg, den die Geflüchteten mit viel Konsequenz und starkem Willen gehen müssen“, so Wildemann. Ein Weg, der keineswegs immer zum Erfolg führt. Bei Helen und Precious stehen die Chancen gut.