Lörrach „Ich möchte leben...“

Die Oberbadische
Mit künstlerischer Bühneneurythmie gratuliert das Else-Klink-Ensemble im Burghof den Waldorfschulen zum 100. Geburtstag.                                                                                            Foto: Charlotte Fischer/zVg Foto: Die Oberbadische

Tanz: Eurythmieprogramm des Else-Klink-Ensembles zum Jubiläum der Waldorfschulen

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Die Waldorfschule ist ohne die Eurythmie, die Eurythmie ohne die Waldorfschule nicht zu denken. Die Waldorfpädagogik – nach Rudolf Steiner „Erziehungs-Kunst“ – ist von Stuttgart aus in die Welt gegangen. In Stuttgart ist auch das Eurythmeum beheimatet und mit ihm das Else-Klink-Ensemble, die Abteilung für künstlerische Bühneneurythmie.

Es ist also eine ganz besondere Gratulation der Ensemblemitglieder, die die Eurythmie zu ihrem Beruf gemacht haben, wenn sie mit einem speziellen Eurythmieprogramm zum 100-jährigen Bestehen der Waldorfschulen am 11. November in den Burghof Lörrach kommen. Das Else-Klink-Ensemble ist der Lerchenstadt nicht unbekannt. Der Verein zur Förderung der Eurythmie Lörrach hat dieses Spezialensemble schon öfter eingeladen.

Was früher vielleicht einmal ironisch oder spöttisch gemeint war, dass Waldorfschüler ihren „Namen tanzen“ können, ist längst einem anerkannten Schulmodell gewichen und zum Alleinstellungsmerkmal der Waldorfschulen geworden. „100 Jahre Waldorf“ bedeutet auch 100 Jahre Eurythmiepädagogik und -unterricht. Dass daran ein großes Interesse besteht, zeigte stets ein vollbesetzter Burghof.

Mit ihrem Jubiläumsprogramm unter dem Titel „Ich möchte leben...“ gratuliert das Else-Klink-Ensemble, das von dem Bühneneurythmisten und Dozenten am Stuttgarter Eurythmeum, Severin Fraser, geleitet wird, weltweit allen Waldorfschulen zum Geburtstag mit einer Collage aus Musik, Texten und Choreografien. Die Themen drehen sich um das Kindsein und die jugendliche Selbstwerdung und -bestimmung.

So rein, so schön, so hell und so bedroht

Das Zitat „Ich möchte leben...“ geht auf eine Zeile aus dem Gedicht „Poem“ der 17-jährigen Selma Merbaum zurück, die mit ihrer Großmutter im jüdischen Getto von Czernowitz lebte und in ein Arbeitslager deportiert wurde, wo sie 1942 starb. Das Gedicht ist ein Sinnbild für eine hoffnungsvolle Kindheit und zugleich für deren Bedrohung. Die Lyrikerin Hilde Domin hat über Merbaums Gedichte gesagt, es sei eine Lyrik, die man „weinend vor Aufregung liest: so rein, so schön, so hell und so bedroht“.

Merbaums Verse werden in einer Text-Collage kontrastierend verwoben mit den Strophen des Gedichtes „Immer da, wo Kinder...“ von Nelly Sachs. Stark inspiriert ist der Abend auch von Peter Handkes „Lied vom Kindsein“ aus „Der Himmel über Berlin“, einem Filmbuch von Wim Wenders und Peter Handke, in dem die Frage nach der „kindlichen Seele“ anklingt. Die Eurythmieform zu Handkes „Als das Kind Kind war...“ stammt von Severin Fraser.

Eine Komposition des 16-jährigen Gustav Mahler, sein Klavierquartett-Satz in a-Moll, eröffnet das Programm, gefolgt von Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart und einem Satz aus dem ersten Streichquartett von Leos Janácek. Die weiteren Einstudierungen stammen von Don-Won Lim und Tania Mierau. Sabine Eberleh (Sprache) hat die Texte bearbeitet und für das Bühnenprogramm eingerichtet. Das Jade-Quartett mit der Pianistin Nune Arakelian sind live zu hören.

Man darf gespannt sein, wie die Bühneneurythmie auf das Jubiläum der Waldorfpädagogik reagiert – schließlich haben beide ein hundertjähriges gemeinsames Schicksal.   11. November, 20 Uhr, Burghof. Vorverkauf: Tel. 07621/94089-11/12, über www.burghof.com sowie bei den Geschäftsstellen unserer Zeitung

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