Lörrach Im Inneren des Mostfasses

Die Oberbadische
Klaus Breitenfeld Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Mein Stetten – Folge 9: Klaus Breitenfeld berichtet von seinen Jugendabenteuern in Stetten

„In Stette gebore, in Stette deheim. Mir halte no zämme, s`isch chaine ellei.“ Meine Jugend in Stetten – da hat noch jeder jeden gekannt. Wenn etwas im Dorf passiert war, hatten es spätestens am nächsten Tag alle erfahren. Sehr zum Leidwesen von mir. Egal was ich angestellt habe – und ich habe genug angestellt – meinen Eltern wurde es schon am gleichen Tag erzählt.

Mir fallen aber auch die ganzen Tummelplätze ein, wo sich meine Kollegen und ich rumgetrieben haben. Zu jeder Jahreszeit hatten wir unsere „Reviere“, wo wir uns austobten. Wir haben zusammen gehalten wie Pech und Schwefel. Nicht nur, dass wir gemeinsam die Schule besucht haben. Nein, schon auf dem Heimweg haben wir uns für den Nachmittag verabredet, um alles Mögliche zu unternehmen.

Meistens war Fußballspielen vor dem Stettemer Schlössle, beim „Mienle“ (Armin Hess) in der Rebgasse, oder vor dem damals noch nicht verbauten Platz vor dem „Sternen“ angesagt.

Hausaufgaben waren Nebensache. Die habe ich geschrieben, wenn ich eigentlich ins Bett musste. Im Sommer bei Tageslicht am Fenster in meinem Zimmer oder im Winter mit der Taschenlampe.

Nach den hitzigen Schlachten auf dem Fußballplatz war Abkühlung nötig. Meistens in einem Brunnen, der in der Nähe lag. Der beliebteste war der „Baloh“-Brunnen am Eingang der Fridolinsgasse. Dem alten „Baloh“-Bauer hat das gar nicht gefallen. War dieser Brunnen doch seine Viehtränke und Wasserentnahmestelle zum Bewässern seiner Felder. Um uns vom Baden abzuhalten, hat er oft genug Scherben hineingeworfen.

Wenn das nichts genützt hat, ist er selber erschienen. Dann waren wir auf der Flucht, bis er wieder verschwunden war.

Im Gegenzug habe ich ihm aber wieder geholfen: Im Herbst vor dem Mosten mussten alle Fässer von innen geputzt werden. Der einzige der in die Fässer hineinkam, war ich.

Am liebsten habe ich aber beim Widmer Dölfi geholfen, der gegenüber von uns seinen Bauernhof hatte. Wie oft ist er gekommen und hat gefragt: „Hesch hüt Zit? Ich bruuch di“. Zur Heu-, Kartoffel, -und Dickrübenernte war das obligatorisch. Geld fürs Helfen gab es keines. Am Abend ein gemeinsames Nachtessen war der Lohn. Für mich war aber das Größte, worauf ich mich am meisten gefreut habe: Ich durfte auf dem Feld den Traktor fahren. Als Junge von zwölf Jahren war das für mich das Höchste.

Der größte Tummelplatz, wohl eines jeden Jugendlichen von Stetten, war die Ziegelei. Die war zu jeder Jahreszeit für alle das Gebiet, wo die gesamte Stettemer Dorfjugend sich ausgetobt hatte. Je nach Alter hatte jeder sein Revier.

Wo wir aber alle zusammengehalten hatten, war das Sammeln für unser Stettemer Fasnachtsfüür. Gemeinsam haben wir einen großen Wagen durch Stetten geschoben und für unser Feuer jede Menge Holz und Papier gesammelt. Für jedes Sammeln hat es ein Kreuz gegeben. Jedes Kreuz bedeutete zwei Scheiben, die wir am Tag des Fasnachtsfeuers ausgehändigt bekamen.

Ansonsten hat jede Gruppe ihre Abenteuer auf der Ziegelei erlebt. Sei es zum Grillen, zum Bau von Hütten an der Lehmgrube oder zum Spielen im Wäldele. Da haben wir übrigens in meiner Jugend ein Stahlseil zum Schaukeln an einem Baum angebracht, das heute noch vorhanden ist.

Schlussendlich kann ich sagen, dass ich eine Jugend voller Erlebnisse hatte, die ich nicht missen möchte. Oder kann die Jugend von heute, im PC- und Handyzeitalter etwas vorweisen, was schöner ist?

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