Kommentar: Im Labor der Beteiligung

Lörrach -  Fabric wird konkret. Jetzt wird allmählich sichtbar, was hinter dem offenen Planungsprozess dieser basisdemokratischen Form der Stadtentwicklung steht – und was er zu leisten vermag. Bei diesem Pionier-Projekt hat die Bürgerschaft Ideen für die Gestaltung einer Brachfläche der Schöpflin Stiftung in Brombach eingebracht. Etliche Fachbüros geben diesen Impulsen nun in einem kooperativen Miteinander Form und Gestalt.

Das Unterfangen wird in der Stadt mit positivem Interesse, aber auch mit Skepsis beäugt: zu umständlich, zu langwierig. Und tatsächlich wird es noch einige Jahre dauern, bis das Gelände bebaut und wie vorgesehen mit Leben erfüllt wird.

Die coronabedingten Verzögerungen mögen die distanzierte Haltung mancher Beobachter noch verstärkt haben. Dass gleichwohl intensiv gearbeitet wurde, belegt die Präsentation der eindrucksvollen Ergebnisse: Viele Ideen der „Wunschproduktion“ wurden berücksichtigt.

Eines war jedenfalls von Beginn an zu erkennen: Hans Schöpflin will‘s wissen. Er unterstützt den Fabric-Gedanken konsequent: mit viel Geduld und hoher Investitionsbereitschaft. Eine mit Steuermitteln operierende kommunale Verwaltung kann diesen Prozess nicht 1:1 übernehmen.

Fabric zeigt zwar, wie die mutige, intensive Einbindung der Bürger funktionieren kann. Indes macht das Prozedere ebenso deutlich, mit welch enormem Aufwand das verbunden ist.

Besonders interessant und fruchtbar könnte der Blick auf den zukünftigen Gang der Dinge im neuen Quartier sein.  Dieses Miteinander vieler Nutzungen auf begrenztem Raum: Wohnen, Werkstätten, Büros, Kantine, Jugendkultur, Begegnungsräume. Hier wird ein Ansatz derart entschlossen umgesetzt, wie es die öffentliche Hand als Experiment wohl nicht wagen könnte. Insofern ist Fabric eine Laborstudie, die aber für Stadt und Land mit viel Erkenntnisgewinn einhergehen kann.