Lörrach Im Swing schwelgend

Die Oberbadische
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Konzert: Leidenschaft und Sachkenntnis: Pasadena Roof Orchestra im Lörracher Burghof

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Ein Moment nostalgischen Innehaltens zum 50. Jubiläum: Das Pasadena Roof Orchestra, gegründet 1969 von John Arty, lud mit seinem Konzert am Donnerstagabend im Burghof zu einer gut gelaunten Reise in die Vergangenheit ein.

Ohne Stress, hochmusikalisch und immer mit einer Prise britischen Humors, vom Orchesterleiter und Sänger Duncan Galloway taktvoll adaptiert an den deutschen Geschmack. Ein Konzertabend, der sich rundherum lohnt und beste Unterhaltung garantiert.

Wo kann man nach Herzenslust in Klassikern schwelgen, die bis heute nichts von ihrer musikalischen Qualität und Aussagekraft verloren haben, von „Puttin’ on the Ritz” bis „Bel Ami“? Wo dem leisen Ton der gedämpften Trompeten im Dialog mit dem temperamentvoll glänzenden Altsaxofon lauschen? Und wo bekommt man eine so von Leidenschaft und Sachkenntnis geprägte Lehrstunde über die Stunden des frühen Jazz und Swing der 20er-Jahre, eine Zeit überbordender musikalischer Innovation?

Die „Roaring Twenties“ tragen ihren Namen nicht umsonst. Die Zeit zwischen den Weltkriegen war in künstlerischer wie musikalischer Hinsicht von außergewöhnlicher Kreativität und Schaffenskraft geprägt – und zwar dies- und jenseits des Atlantiks. Cole Porter, Irving Berlin, Duke Ellington, Ella Fitzgerald und Fred Astaire sind klangvolle Namen, die damals Musik- und Showgeschäft zum Big Business werden ließen, als Vorläufer weltweit erfolgreicher Popstars bis in die heutige Zeit hinein. Als Galloway dann zu „Top Hat white tie an tails“ vor der Pause noch einen flotten Steptanz auf’s Parkett legt, ist die Illusion perfekt.

Überzeugendes Herrenorchester mit Augenzwinkern

Nicht nur durch seinen mit Frack und Fliege mit einem Augenzwinkern in Szene gesetzten Charme überzeugt dieses Herrenorchester, sondern in erster Linie durch die musikalische Qualität der einzelnen Instrumentalisten vom Pianisten bis zum Schlagzeuger. Ein Höhepunkt ist Tom „Spats“ Langhams Solovortrag am Banjo mit „Frosted Chocolate“ von Harry Reser, der seinerzeit an dem aus dem Erbe afrikanischer Sklaven stammenden Instrument neue Standards setzte und es zum gleichberechtigten Partner in den Jazzbands und Tanzorchestern aufwertete.

Seinen Ursprung hat das Pasadena Roof Orchestra in einer Notensammlung, die eine ältere Dame Gründer John Arty Ende der 60er Jahre auf eine Zeitungsanzeige hin überlassen hatte. Der Inhalt: 1500 Tanzmusik-Arrangements, die ihr Vater im Abonnement direkt von den Verlagen zugeschickt bekommen hatte. „Home in Pasadena“ hieß einer der Titel, die dem Orchesterleiter als erstes auffielen. Im Namen seines neuen Orchesters hat er ihn verewigt.

Heute geht das „Pasadena Roof Orchestra“ rund ums Jahr auf Tour in Großbritannien und Europa. Es steht für Top-Musiker ihres Fachs, die sich auf eine altmodisch anmutende Art als Dienstleister ihres Publikums verstehen: Als Hommage an die deutschen Gastgeber ist auch das fließende Deutsch des Orchesterleiters zu verstehen. Und in einem Titel wie „If I had a talking picture of you“ sind in den in die Jazz-Patterns eingeflochtenen volksmusikalischen Melodielinien auch die Wurzeln in der „Alten Welt“ unverkennbar.

Mit „Drummin’ Man“, „As times goes by“ und dem „Tiger Rag“ verabschiedeten sich die Herren nach diesem rauschenden Konzert zu später Stunde, so ganz und gar nicht in die Jahre gekommen. Die nächsten 50 Jahre können kommen.

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