Neben dieser offenkundigen Hilflosigkeit existiert zudem das gegensätzliche Extrem einer vorauseilenden Hilfe. „Mich haben schon Menschen durch die Stadt gezogen, um mir Wege zu zeigen, die ich nie betreten wollte“, spitzt Furtwängler diese Unterstützung zu.
Das heißt: Hilfe anzubieten ist höflich, allerdings müssten nichtbehinderte Menschen auch akzeptieren, wenn Hilfe nicht in Anspruch genommen werden wolle. Ob kurzfristige Begegnung oder langes Gespräch: In der Kommunikation verfallen nichtbehinderte Menschen in typische Muster, die in der Rolle eines Menschen mit Behinderung als unnötige Sonderbehandlung erscheinen.
Der Praxistest zeigte auch: Taucht beim Betreten einer Gaststätte eine Barriere auf, realisieren dies auch die Gäste, zögern zeitweise kurz, bieten aber Hilfe an und öffnen etwa Flügeltüren oder gehen zumindest aus dem Weg.
Die Tester steuerten sechs Betriebe an, wobei in vier Gaststätten eine Bestellung aufgegeben werden konnte, obwohl auch diese Gaststätten nicht alle barrierefrei waren. Das Fazit zur Barrierefreiheit ist durchwachsen. Bei zwei Gaststätten verhinderten hohe Stufen oder eine steile Treppe den eigenständigen Zugang, so dass nur das Engagement von Helfern den Zutritt ermöglichen kann. Auch bei den weiteren Betrieben stellten enge Türen oder schmale Durchgänge eine Einschränkung dar oder das Inventar wurde zur Herausforderung.
Furtwängler wünscht sich den kontinuierlichen Abbau von Unsicherheiten und Berührungsängsten: „Menschen mit Behinderung können vorab den Ausflug ins Nachtleben planen, zudem zeigt unser Praxistest eine große Hilfsbereitschaft. Dies sind mindestens zwei starke Argumente, die es verbieten sich zu Hause einzuigeln. Nichtbehinderten Menschen rate ich Hemmungen abzubauen und einer Unklarheit durch eine Recherche über ratsame Verhaltensregeln entgegenzuwirken.“