Lörrach In einer Welt ohne Ideal

Dorothea Gebauer
Melodiöse Weichheit und Spielfreude: Lula Pena. Foto: Dorothee Gebauer

Konzert: Stimmen im Advent mit Lula Pena in der Stadtkirche.

Lörrach - Lula Pena ist eine echte Schönheit. Es ist eine Pracht, ihr beim Gitarrenspiel zuzuschauen, noch mehr, ihr bei ihrem Konzert in der Reihe „Stimmen im Advent“ in der Lörracher Stadtkirche zuzuhören.

Augen meist geschlossen

Wenn Lula Pena singt, sich mit feinster Saitenmusik und Klopfklängen begleitet, hält sie ihre Augen meist geschlossen. So, als ob alle Energien sich nach innen richten würden und abholen könnten, was dort an Schätzen wohnt und sich an reicher Kreativität über Jahre angesammelt hat.

Ihr Gitarrenspiel ist leise und sanft, aber doch sehr pointiert. Sie setzt melodiöser Weichheit satte Zäsuren dagegen und markiert mit Klopfen ihre Spielfreude.

Da ist sehr viel Eigen-Sinn, eigener Charakter und Mut, die Dinge für sich auszulegen und zu besetzen. Ihr Gesang hat etwas Beschwörendes, Intimes, als wolle sie einen etwas mitteilen, was nur sie und den Hörer angeht. Das ist eindringlich und bindet Aufmerksamkeit komplett.

Tausend Saiten

Die Geheimnisträgerin aus Lissabon, die es gewohnt zu sein scheint, tausend Saiten zu streicheln, entwickelt in verschiedensten Sprachen ihren Gesang, wagt sich stilistisch ins weite Meer hinaus. Da ist von allem etwas: Chanson, Fado, aber auch Bossa Nova, Flamenco und in allem immer wieder ganz sie, im Blues wunderschön verfangen und beheimatet.

Da ist die Entscheidung, aus dem Werk Fernando Pessoa lesen zu lassen, eine kluge. Das passt hervorragend. Peter Schröder entfaltet in seiner Rezitation ebenso leisen Blues, Melancholie und heiteren Pessimismus. Pessoa ist jemand, der als Handelsreisender „für die Truhe schrieb“ und dessen Werk erst 47 Jahre nach seinem Tod entdeckt wurde.

Ein Träumer

Der bedeutendste moderne Dichter Portugals stellt sich suchend der Frage: Wer bin ich? Wer will ich sein? In einer Welt ohne Ideale und Hoffnung? Einer Welt, in der das Metaphysische nur eine Folge der schlechten Stimmung einzelner ist? Die Welt gehört den Eroberern und nicht den Träumern, so sein Resümee. Doch Pessoa ist ein Träumer. Seine philosophisch-literarischen Reflexionen sind skurril und gauklerhaft und spiegeln das Absurde der Religion.

Schröder spricht präzise, liest langsam vorantastend und staunend. So, dass man sich amüsiert wundern muss, zu welchen Ergebnissen der Dichter. kommt: Alles, was im Himmel ist, ist dumm. Da herrscht Chaos. Gott torkelt dort herum, der Heilige Geist hat keinen Plan. Aber das Jesuskind, das der Protagonist täglich neu in sich gebiert, dem will er huldigen.

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