Nach über 30 Jahren an der Spitze des Lörracher Museumsvereins hat Inge Gula den Vorsitz an Markus Moehring abgegeben. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht sie Bilanz.
Nach über 30 Jahren an der Spitze des Lörracher Museumsvereins hat Inge Gula den Vorsitz an Markus Moehring abgegeben. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht sie Bilanz.
Heute wirkt das Aufsehen um diesen Führungswechsel aus der Zeit gefallen, aber Anfang der 90er Jahre war die Nachricht außergewöhnlich: Eine Frau – noch dazu eine „Rote“, eine Sozialdemokratin – übernahm den Vorsitz des 1928 gegründeten, bildungsbürgerlich geprägten Museumsvereins.
Wie sich bald herausstellte, war die Wahl ein Glücksfall für die altehrwürdige Gemeinschaft. Deren Aufgabe war und ist es, die Arbeit des Dreiländermuseums auf vielfältige Art und Weise zu fördern, insbesondere aber den Bestand der Sammlung zu sichern und deren Erweiterung zu unterstützen.
Gula übernahm zunächst etwa die Organistin von Bildungsreisen und Vorträgen, auch Ankäufe bezuschusste der Verein gelegentlich. Eine Kernaufgabe nahm die kulturaffine und lange Jahre auch politisch engagierte Vorsitzende besonders beharrlich wahr: „Ich habe schon Rainer Offergeld und Gudrun Heute-Bluhm mit dem Depot-Thema genervt. Aber irgendwie bin ich immer auf taube Ohren oder leere Kassen gestoßen“, erzählt sie mit einem Lächeln. Dabei wurde die Privatsammlung des Sparkassendirektors Ernst Schultz (1861 – 1953) – die Basis der Museumssammlung – der Stadt mit der Maßgabe übereignet, ein verlässliches Domizil für die Objekte zu suchen.
Bekanntermaßen hat es fast 100 Jahre gedauert, bis es endlich soweit war: Nach mehreren Stationen war die Sammlung zuletzt in ehemaligen Räumen der Gaba in Tumringen untergebracht. Erst im vergangenen Jahr wurde das neu errichtete Sammlungsdepot des Dreiländermuseums in Brombach eröffnet.
Dabei spielt die professionelle Aufbewahrung der Objekte ein zentrale, aber nicht die einzige Rolle: Es gehe auch darum, betont Gula, die Sammlung professionell zugänglich zu machen, sowohl für Ausstellungen, aber auch für wissenschaftliche Zwecke, betont sie.
250 000 Euro hat der Museumsverein zum Bau des Depots beigesteuert: eine gewaltige Summe, zusammengetragen unter anderem aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Erlösen aus Tätigkeiten des Vereins. Nun wird wieder Vermögen angespart, um Aktivitäten des Dreiländermuseums – etwa auch Restaurierungsarbeiten oder Sonderausstellungen – weiterhin zu unterstützen.
Unterdessen verfügt der Museumsfonds unter dem Dach der Bürgerstiftung Lörrach mittlerweile inklusive des Immobilienbesitzes über Kapital in Höhe von über einer Million Euro. Die Erlöse werden in die Pflege der rund 50 000 Objekte umfassenden Museumssammlung investiert.
Mit dem Museum hat sich auch der Verein verändert. Markus Moehring hat das Haus für aktuellere, auch gesellschaftlich brisante Themen geöffnet. Diese Öffnung spiegelt sich nicht zuletzt in den Angeboten des Vereins wider. Für Inge Gula schließt sich ein Kreis: In den rund 30 Jahren ihres Vereinsvorsitzes war Markus Moehring Museumsleiter. Nun, nachdem er in den Ruhestand gegangen ist, löst er sie in ihrer Funktion ab. Gula: „Ich kann es nicht anders sagen: Es war eine runde Sache.“
