Lörrach Inschrift nicht mehr zeitgemäß

Die Oberbadische
Die Stele stand seit 1953 am Sarasinweg hinter dem Rathaus. Archivfoto: zVg/Stadt Foto: Die Oberbadische

Erinnerungskultur: Stele für Heimatvertriebene wegen „Lö“ entfernt / Debatte steht an

Von Kristoff Meller

Lörrach. Wo ist die Stele für die Heimatvertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete? Diese Frage stellten sich in den vergangenen Tagen viele Lörracher und Leser unserer Zeitung, nachdem der 1953 eingeweihte Gedenkstein am Sarasinweg plötzlich entfernt wurde.

Die Stele aus rotem Sandsteinquader des Künstlers Karl Schwarzwälder befindet sich derzeit in der Obhut des Werkhofs. Denn im Zuge der Bauarbeiten des neuen Wohn- und Geschäftshauses „Lö“ ist genau an dieser Stelle eine Querverbindung zwischen Rathausvorplatz und Sarasinweg geplant, wie Kulturfachbereichsleiter Lars Frick gestern auf Anfrage erklärte. Um dafür keinen der Bäume fällen zu müssen, muss die Stele rund 2,5 Meter versetzt werden.

Doch ob das Denkmal wieder aufgestellt wird, hängt von einer grundlegenden Diskussion zur Erinnerungskultur ab, die der Fachbereich in den kommenden Monaten öffentlich führen will: Wie geht man mit Denkmälern um, die nicht mehr zeitgemäß sind?

Davon gibt es laut Frick im Stadtgebiet einige. Indes: „Das ist fast die einzige Stele, bei der ich so richtig Bauchschmerzen habe.“ Denn auf der Stele mit der eingravierten Mahnung „Gedenkt des deutschen Ostens“ stünden „problematische Begriffe aus der NS-Kampfsprache“ wie „Sudetenland“ oder „Wartheland“. Letztere Region im heutigen Polen wurde 1939 völkerrechtswidrig durch die Nazis annektiert und bis 1945 als „Reichsgau Wartheland“ geführt.

„Das sind Landstriche, die schon lange oder noch nie Teil des deutschen Osten waren. Diese Begriffe haben in der heutigen Zeit nichts mehr auf einem Gedenkstein zu suchen“, sagte Frick im Gespräch mit unserer Zeitung.

Grundsätzlich wolle man die Diskussion aber ergebnisoffen führen und alle „Leute mitnehmen“. Falls die Stele, an der die Stadt bis vor wenigen Jahren regelmäßig Kränze niederlegen ließ, aber wieder zurückkehre, bedürfe es nach Meinung des Fachbereichsleiters zumindest einer entsprechenden Erklärung: „So eine Stele darf man nicht einfach unkommentiert im Raum stehen lassen.“

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