Lörrach Inspirierende europäische Vielfalt

Die Oberbadische
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Interview: Sängerin Sarah McKenzie über Einflüsse und das Wichtige im Leben / Bei Stimmen-Prolog

Lörrach/Saint-Louis. Die Jazz-Sängerin, Songwriterin und Pianistin Sarah McKenzie tritt am Sonntag, 8. Juli, 19 Uhr, beim Prolog des Stimmenfestivals im Theater La Coupole in Saint-Louis auf. Sie wurde in Australien geboren, studierte in den USA und lebt nach einem Abstecher in Paris mittlerweile in London. Im Interview mit Beatrice Ehrlich beschreibt sie, woher sie musikalisch kommt, und was ihr heute wichtig ist.

Frage: Wann entdeckten Sie Ihre Liebe zur (Jazz-)Musik?

Ich hatte von meinem neunten Lebensjahr an einen mitreißenden Blues-Piano-Lehrer. Davor hatte ich zwar schon klassischen Klavierunterricht, doch nun lernte ich, wirklich Musik zu machen. Ich hörte viele alte Aufnahmen, war begeistert von Jazz-Legenden wie Oscar Peterson oder Ray Brown. So wie Nat King Cole oder Shirley Horn wollte ich selbst am Piano sitzen und singen.

Frage: Haben Sie zuerst eine Melodie oder eine Textzeile im Kopf, wenn Sie ein neues Stück komponieren?

Es ist eine Mischung aus beidem. Meistens fällt mir aber zuerst ein Titel ein, dem eine bestimmte Stimmung zugrunde liegt. „Paris in the Rain“ ist ein typisches Beispiel dafür. Ich bin in den Straßen von Paris unterwegs, und es regnet. Da fällt mir dann eine Melodie ein, und später der Text.

Frage: In Frankreich haben Sie mit diesem Titel oder mit „Quoi, quoi, quoi“ Furore gemacht. Überhaupt sind sie dort sehr bekannt. Wie kommt das?

Nun ja, dadurch, dass mein Label in Frankreich stationiert ist, war ich in den vergangenen Jahren dort mehr präsent als anderswo. Ich bin bei vielen Konzerten aufgetreten, hinzu kommt, dass ich in vielen neueren Songs einzelne französische Wörter eingebaut habe. Ich liebe Frankreich. Ich könnte mir denken, dass das zu meiner Popularität dort beigetragen hat.

Frage: Was schätzen Sie an Europa?

In zwei Stunden bin ich von hier aus in Paris, in einer Stunde in Berlin. Ob Warschau oder Nizza, ich treffe dort auf eine völlig andere Kultur und andere Menschen. Diese Vielfalt begeistert und inspiriert mich enorm. Die Kultur ist hier geschichtlich verwurzelt und genießt einen außerordentlich hohen Stellenwert, als Kulturschaffender wird man sehr gefördert. Für uns Musiker sind die vielen Festivals rund auf dem Kontinent eine große Chance, ein interessiertes Publikum zu finden.

Frage: Wer begleitet Sie bei Ihrem Konzert in Saint-Louis?

Neben den Mitgliedern meines Quartetts werde ich zusätzlich noch von drei Bläsern begleitet, zwei Saxofonisten (David Sauzay, Plume) und einem Trompeter (Julien Alour). Bläser dabei zu haben, ist wunderbar. Es macht großen Spaß, Stücke für so eine großzügige Besetzung neu arrangieren zu dürfen. Sie werden mich auf der ganzen aktuellen Tournee begleiten, wir konzertieren demnächst unter anderem in Marseille, Stuttgart und San Javier/Spanien.

Frage: Sie sind viel unterwegs. Wann schreiben Sie eigentlich Ihre Songs?

Es stimmt, es ist schwer, Zeit zum Schreiben zu finden bei meinen vielen Konzertverpflichtungen. Es ist mir aber sehr wichtig. Zuletzt habe ich in San Francisco ein Auftragswerk fertiggestellt, eine Art Musical-Suite für kleine Besetzung mit eigenen Songs und Texten. Das war eine tolle Gelegenheit, sich einmal wieder ganz auf’s Komponieren und Schreiben zu konzentrieren.

Frage: Und was tun Sie gern, wenn Sie nicht gerade Songs schreiben oder auf der Bühne stehen?

Ich renne sehr viel. Das ist ein wunderbarer Ausgleich, ich erinnere mich zum Beispiel an einen langen Lauf am Strand von Korsika, am Meer, mit den Bergen im Hintergrund...

Frage: Was ist Ihnen am wichtigsten im Leben?

Meine Familie und die Musik, definitiv. Meine Familie lebt zwar in Australien, aber ich besuche sie regelmäßig oder sie kommen hierher. Sie sind meine größten Fans und glücklich darüber, dass ich das tun kann, was mir am meisten Spaß macht.

Frage: Gibt es etwas, das Sie zornig macht?

Oh, vieles, leider kann man nicht alle Probleme mit Musik lösen.... Zumindest in der Musik sind wir beispielhaft für ein friedliches Zusammenleben: In meiner Band klappt die internationale Verständigung wunderbar: Ich bin Australierin, der Manager ist Deutscher, der Gitarrist Amerikaner...

 Das Konzert mit Sarah McKenzie „Paris in the Rain“ findet im Rahmen des Stimmenfestivals statt: am Sonntag 8. Juli, 19 Uhr, Theâtre la Coupole, Saint- Louis/Frankreich

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