Sehr direkt anspringend ist Feuersingers Sopranstimme. Sie singt mit vehementer Ausdrucksstärke und könnte leicht einen viel größeren Kirchenraum füllen als das kleine Ottilienkirchlein. Aber durch diesen sehr lebendigen Gesang verhindert sie blutarme oder konfektionierte Dowland-Melancholie. Glänzend in der Affektendarstellung war das allemal.
Auch die Kollektion von alten deutschen strophischen Liedern war eine interessante Ergänzung, vor allem dank der vortrefflichen Textgestaltung der Sängerin, ihrer klaren Stimme und gut verständlichen Diktion. Auch im geistlichen Liedteil gelingt es Miriam Feuersinger, jedem einzelnen Lied besondere Nuancen abzugewinnen und ihr helles durchdringendes Timbre passt sowohl zu den heiteren Stimmungen der englischen Literatur als auch zu den dramatischeren Stücken eines Martin Cöler, die sie affektreich auslotet.
So lernte man einiges aus dem Schatzkästlein vokaler Alter Meister kennen, in liebevoller Detailarbeit von Feuersinger und ihrem hervorragend zu ihr passenden Begleiter an Laute und Theorbe. Julian Behr wechselt von der kleinen Renaissancelaute zur kräftiger klingenden, größeren Theorbe und zeigt sein feinsinniges solistisches Können auch in Lautensolostücken, einigen Fantasien, Sonaten und Toccaten. Zwischen den beiden Programmblöcken gab es eine kleine Stimmpause für die Instrumente, die Behr so stilvoll und klangsensibel zu spielen weiß.