Lörrach Investitionsstau und Überbelegung

Kristoff Meller
Gerade in den Lörracher Ortsteilen steigt der Bedarf für Kinderbetreuung. Foto: Archiv

Kinderbetreuung: Sachstandsbericht zur Lörracher Kita-Landschaft im Hauptausschuss vorgestellt.

Lörrach - Kindertagesstätten werden immer häufiger zu ganztägigen Bildungshäusern, vor allem in den Ortsteilen muss beim Platzangebot nachgebessert werden, und es gibt gerade bei älteren Einrichtungen einen Investitionsstau. Das alles geht aus dem Sachstandsbericht zur Entwicklung der Lörracher Kita-Landschaft hervor, der am Donnerstag im Hauptausschuss vorgestellt wurde.

Rund 550 Personen (300 Vollzeitstellen) sind aktuell in 31 Lörracher Einrichtungen mit der Betreuung von Kindern beschäftigt (wir berichteten bereits am Dienstag). „Das ist eine gehörige Summe“, stellte Fachbereichsleiter Gerhard Bukow in seiner Präsentation fest und betonte: „Kitas haben angesichts der Anzahl der Einrichtungen, Mitarbeiter, Kinder und der Finanzen die gleichen Dimensionen wie Schulen erreicht.“

Bausubstanz teilweise in die Jahre gekommen

Die Kita-Landschaft sei aufgrund der umfassenden Schulentwicklungsplanung in den vergangenen Jahren allerdings etwas in Vergessenheit geraten, gestand Oberbürgermeister Jörg Lutz. Dabei sei es insbesondere der Wunsch der Industrie, angesichts des „absoluten Fachkräftemangels“, dass „topausgebildete Mütter möglichst schnell“ wieder aus der Elternzeit zurückkehren.

„Wir müssen uns diesem Thema widmen“, betonte Lutz, denn zuletzt habe sich ein „gewisser Investitionsstau“ gebildet. „Die Bausubstanz der Kitas ist wie bei den Schulen teilweise in die Jahre gekommen“, bestätigte Bukow. Zudem seien die Gebäude und das Inventar durch die zunehmende Ganztagsbetreuung stärker beansprucht. Und: „Alle Einrichtungen sind faktisch überbelegt.“

Allein im U3-Bereich fehlen aktuell 80 Plätze, und der Ausbaubedarf werde – vor allem in den Ortsteilen, wo es aktuell nur 40 Krippenplätze gibt und neue Baugebiete entstehen – weiter steigen. Bukow empfiehlt darum eine zusätzliche Einrichtung in der Nordstadt. Das begrüßte Brombachs Ortsvorsteherin Silke Herzog (Freie Wähler): Die Eltern müssen sonst ihre Kinder „durch die halbe Stadt“ fahren.

Kitagebühren ein „hochpolitisches Thema“

Zudem gibt es laut Bukow eine ganze Reihe von strategischen Fragen, die in der Diskussion mehr Raum einnehmen sollten und nicht von der Verwaltung vorgegeben werden könnten. Ein „hochpolitisches Thema“ seien beispielsweise die Elternbeiträge, bei denen es eine „sehr, sehr große Spannweite“ in der Stadt gebe.

Günter Schlecht (SPD) machte sich erneut für die von seiner Partei geforderte Gebührenfreiheit stark. Margarete Kurfeß (Grüne) stellte fest: „Bei den Kitagebühren stehen wir ziemlich weit oben im Vergleich mit anderen Gemeinden.“

Das liege aber nicht an der Qualität der Einrichtung, sondern an den sehr unterschiedlichen Bedingungen – beispielsweise durch unterschiedliche Mietkosten, erklärte Bukow. Die pädagogische Qualität lasse sich indes nicht messen. Wenngleich das Erreichen von Bildungszielen eine immer größere Rolle spiele. Entscheidend sei die Wirtschaftlichkeit. Darum gebe es auch keine „kritische Größe“ für Kitas, erklärte Bukow gegenüber Ulrich Lusche (CDU).

historisch gewachsene Trägervielfalt eine besondere Herausforderung

Auf dessen und Christiane Cyperreks (SPD) Nachfrage bestätigte er ferner, dass die Einrichtungen trotz Überbelegung Kinder aus Umlandgemeinden mit schlechterer Kita-Versorgung aufnehmen müssen: „Wir sind verpflichtet, sofern wir Kapazitäten haben, die Kinder unterzubringen.“ Die Stadt erhalte dafür eine Pauschale von der jeweiligen Gemeinde.

Hans-Peter Pichlhöfer (Freie Wähler) wollte wissen, ob die Kirchenaustritte die kirchlichen Träger mittelfristig in Schwierigkeiten bringen könnten. „Was die Kirche finanziert, hängt von der Anzahl der Gemeindemitglieder ab“, sagte Bukow, darum beschäftige das Thema schon heute die Stadt, die in engem Austausch mit den Trägern stehe. Grundsätzlich sei die historisch gewachsene Trägervielfalt eine „besondere Herausforderung“, ergänzte Oberbürgermeister Jörg Lutz. Denn: „Nicht jede Einrichtung will sich helfen lassen.“

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