Lörrach Ist das Tanz? – fragt man verstört

Die Oberbadische
Zwei Tänzer mit grauem Anzug legen ein Pas de deux mit viel Witz auf die Bühne. Foto: Dorothea Gebauer Foto: Die Oberbadische

Burghof: Schweizer Tanz Bachelors / „Chromatic colloquy“ ist für den Kunstbetrachter weit gefälliger

Von Dorothea Gebauer

Lörrach. Der erste Beitrag des grandiosen Abends irritiert. Ist das Tanz? fragt man verstört und rätselt. Oder befinde ich mich im Gymnastik - oder Akrobatikkurs? Einige stehen auf, quälen sich durch die Reihen und verlassen fluchtartig die Veranstaltung. „So kann man niemanden für modernen Tanz gewinnen!“ sagt jemand laut.

„Manufactured“ ist eine Tanzstudie mit Studierenden der Manufacture Lausanne, in der die Choreographie unter Fabrice Mazliah die Tänzer Gegenstände forschend betrachten, abtasten, umkreisen.

Die Dinge, mit denen sie sich umgehen, verwandeln sie auf merkwürdige Weise. Sie werden mit eins ihnen ein. Und dann doch wieder nicht. Denn zwischen ihnen herrscht merkwürdige lähmende Entfremdung. Sie wirken fremdgesteuert, als wären sie Roboter. Von einer fremden Macht gesteuert, roboterhaft und ihrer Individualität gänzlich beraubt. Ihre Körper werden zu einem Knäuel, der sich windet, kriecht, aufbäumt und zuckt und nicht zur Ruhe findet. Die Verstörung beim Zuschauer geht tief und verwundet.

„Chromatic colloquy“ ist da für den Kunstbetrachter weit gefälliger. Zwei Tänzer mit grauem Anzug und rotem Hut legen ein Pas de deux mit viel Witz und Charme auf die Bühne: elegant, vibrierend, Da ist Schwung, da ist viel für den drin, der mit dem Tanz vorerst ästhetische Vision verbindet. Inspiriert ist die Choregraphie von Gemälden des Künstlers René Magritte.

Auch die folgenden drei Beiträge bersten vor Lust an Ausdruck an tänzerischer Bewegung. Sie sind weniger politische Attacke oder kühle gesellschaftliche Analyse. „Let us find oder „For heaven`s sake“ krachen, überborden vor Vitalität, sind rasant und energetisch.

Am Ende ist alle Lähmung des Abends verflogen. Da leuchten Freude, dominiert Verbundenheit. Überwunden sind gänzlich alle Verstörung und Schwere.

Eine wunderbare Geste, soviel jungen Tänzerinnen und Tänzern aus der ganzen Welt Bühne zu verschaffen. Im Burghof hat sich ein Füllhorn an Ideen ausgeschüttet, haben Kraft und tausend Ideen gezündet.

„30 Jahre Steps, das heißt 30 Jahre Aufbauarbeit für 16 Festivalausgaben. Mit Herzblut wurde erneut eine spezielle Ausgabe realisiert,“ so Christoph Haering Projektleiter Migros-Kulturprozent Tanzfestival Steps.

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