SPD-Ortsverein feiert „150-Jähriges“. Breymaier dankt Genossen. Fahne im Dreiländermuseum.
Lörrach - Mit einem Festakt hat die SPD Lörrach am Samstag im Theaterhaus Tempus fugit das 150-jährige Bestehen gefeiert. Höhepunkte waren die Rede der Landesvorsitzenden Leni Breymaier und die endgültige Übergabe der aus dem Jahr 1869 stammenden Gründerfahne der Partei ans Dreiländermuseum.
Die SPD Lörrach, so ihr Vorsitzender Michael Pilgermaier, sei der älteste Ortsverein im Landkreis und – nach Mannheim – der zweitälteste in Baden. „Die Fahne mit den Grundwerten von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität haben wir engagiert ins 21. Jahrhundert getragen und sind ein lebendiger Ortsverein geblieben.“
Die Landesvorsitzende Breymaier sieht die SPD im Land gut aufgestellt. Nach einem Seitenhieb auf die Spendenaffäre der AfD forderte sie dazu auf, die sozialen Sicherungssysteme zu stärken. Das Rentenniveau dürfe langfristig keinen konjunkturellen Schwankungen ausgesetzt sein.
Ehrenbrief für Hubert Bernnat
Breymaier plädierte für eine Bürgerversicherung, an der sich alle Gruppen beteiligen müssten. Ferner kritisierte sie einen „erbärmlichen Frauenmangel“ in deutschen Parlamenten und die ihrer Ansicht hierzulande eklatante Erniedrigung von Frauen in Bordellen: „Das sind Zustände wie in Thailand.“ Dagegen sei das „nordische Modell“ für mehr Schutz beispielhaft.
Breymaier lobte das politische und gesellschaftliche Engagement der Lörracher Genossen. „Lasst uns jeden Tag ein bisschen mehr Mut haben im Kampf für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.“
Den Ehrenbrief als zweithöchste Auszeichnung durch die Bundes-SPD überreichte sie in Würdigung seiner Verdienste dem Mitglied Hubert Bernnat, Autor des Buches „150 Jahre Sozialdemokratie – ein Beitrag zur Lörracher Stadtgeschichte und deutschen Parteiengeschichte“.
Spannende Zeit lägen hinter dem Ortsverein, sagte Oberbürgermeister Jörg Lutz. Sie hätten die Geschicke der Stadt „entscheidend mitgestaltet“, erinnerte der Rathauschef an das Wirken der früheren SPD-Oberbürgermeister Arend Braie und Rainer Offergeld. Bezahlbarer Wohnraum, Nahverkehr, Kitas und Schulen seien die aktuellen Herausforderungen der Stadt.
SPD-Landtagsabgeordneter Rainer Stickelberger dankte für „viele Jahre der persönlichen Unterstützung und Zusammenarbeit“. Wichtig seien an der Basis die Stärkung des Ehrenamts und die Fortsetzung des unter Breymaier „erfolgreich gestarteten Umbruchs in den Strukturen der Landespartei“.
Zusammenarbeit ausbauen
Der Basler SP-Großrat Stephan Luethi plädierte leidenschaftlich für einen Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf allen Ebenen im Trinationalen Eurodistrict. Die Hauinger SPD-Vorsitzende Annette Bachmann-Ade gratulierte namens der Gemeinderatsfraktion und der selbstständigen Ortsteilgruppen: „Gemeinsam sind wir ein starkes Team, das sich engagiert um die Belange der Menschen kümmert.“ Die Genossen dürften Rückschau halten auf 150 Jahre des unerschütterlichen Kampfes gegen Verbote, Verfolgungen und Diktaturen sowie für Freiheit, Gleichheit und Solidarität.
„Fair, kollegial, manchmal sogar herzlich“, nannte CDU-Stadträtin Petra Höfler das „Miteinander im Gemeinderat“. Sie dankte der SPD auch im Namen der Grünen und Freien Wähler, vertreten durch Margarete Kurfeß und Matthias Lindemer.
Abschließender Höhepunkt war die Übergabe der Gründerfahne ans Dreiländermuseum, wo sie sich bereits seit 1974 befindet und sorgsam restauriert wurde. Bernnat und Museumsleiter Markus Moehring erläuterten das Stück mit dem Aufdruck: „Allgemeiner Arbeiter-Bund – Secktion Loerrach 1872“. Die Rückseite der Fahne belegt jedoch, dass sie bereits 1869 geschaffen wurde. Über zwei Perioden hinweg fand sie Schutz im „Basler Exil“, da in Deutschland Sozialisten verfolgt und während der Nazi-Herrschaft Demokratie und freie politische Entfaltung vereitelt waren.
