Lörrach Jeder kommt zu seinem Recht

Die Oberbadische
Lehrkräfte und Schulleiter, die das Inklusionsprojekt „Gymnasium gemeinsam“ initiiert haben (v. l.): Sunhild Peters (FES), Stefan Windisch (FES), Anne Kesenheimer (Karl-Rolfus-Schule), Markus Becker (FES), Lena Beiche (FES), Birgit Hehl (Karl-Rolfus-Schule). Zwei weitere Lehrkräfte fehlen auf dem Foto. Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Inklusion: Neues Projekt „Gymnasium gemeinsam“ vorgestellt

Von Regine Ounas-Kräusel

Lörrach. Die Freie evangelische Schule Lörrach (FES) und die Karl-Rolfus-Schule Herten (KRS) gehen im inklusiven Unterricht neue Wege: Im Projekt „Gymnasium gemeinsam“ sollen ab Herbst Kinder, die das Abitur anstreben, und Kinder mit hohen Förderbedarf zusammen lernen. Am Dienstag stellten die beiden Schulen das Projekt in der Mensa der FES rund 20 interessierten Eltern und ihren Kindern vor.

Seit 2015 haben Eltern das Recht, auch ein Kind mit hohem Förderbedarf auf die Regelschule zu schicken. Doch die Klagen über fehlende und überforderte Lehrer reißen nicht ab. Dem setzen die FES und die KRS ihr eigenes Modell entgegen. „Bei uns funktioniert Inklusion kooperativ“, sagte Birgit Hehl, Leiterin der KRS.

Im Projekt „Gymnasium gemeinsam“, das zunächst die Klassen fünf und sechs umfasst, werden die Kinder während des gesamten Unterrichts von Lehrern beider Schulen betreut. „Dadurch sind die Klassen ständig mindestens doppelt besetzt“, so Birgit Hehl. Bereits seit fünf Jahren besuchen Grundschüler der FES die Inklusionsklassen an der Außenstelle Lörrach der KRS, die Kinder mit geistigen und körperlich-motorischen Einschränkungen besonders fördert.

Stefan Windisch, Leiter des Gymnasiums an der FES, erklärte, warum Gymnasiasten und Kinder mit hohem Förderbedarf zusammen lernen sollen. Die Gymnasiasten wüssten, dass sie ihren Mitschülern kognitiv überlegen seien. Dadurch gebe es keine Konkurrenzkämpfe, die an Gemeinschafts- oder Werkrealschulen durchaus vorkämen.

Birgit Hehl stellte klar, dass die Kinder jeweils nach den Bildungsplänen ihrer Schulen lernen werden – phasenweise in getrenntem und in gemeinsamem Unterricht: „Inklusion heißt nicht, dass alle ständig in einem Raum sind. Inklusion heißt, dass jeder zu seinem Recht kommt.“

Die Lehrkräfte Lena Beiche, Markus Becker, Sunhild Peters (FES) und Anne Kesenheimer (KRS) nannten ein Beispiel: Beim Thema „Haus- und Nutztiere“ könnte die ganze Klasse Tiere auf einem Bauernhof besuchen. Anschließend befassen sich die Gymnasiasten mit den biologischen Vorgängen „Vom Heu zur Milch“. Die Förderschüler erforschen mit allen Sinnen, was sie vom Nutztier im Alltag verwenden, etwa die Milch. Die einen schreiben für eine Dokumentation die Texte, die anderen steuern vielleicht Fotos bei. Alle Redner betonten, wie inklusiver Unterricht das soziale Handeln der Kinder fördern könnte. Ein Vater berichtete, in der Inklusionsklasse seines Sohnes hätten sich die Kinder manchmal fast gestritten, wer einer behinderten Mitschülerin beim Essen helfen darf.

Die meisten Zuhörer hatten ihre Kinder schon für das Projekt „Gymnasium gemeinsam“ angemeldet und hatten daher kaum Fragen. Die 23 Plätze für Kinder, die das Abitur anstreben, und die sechs Plätze für Kinder mit hohen Förderbedarf sind zum größten Teil schon belegt.

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