Lörrach Jugendarbeit von Jahr zu Jahr finanziert

Alexandra Günzschel
Vom Kinderbüro zum Jugendbüro (eine Tür weiter): Der SAK Lörrach ist auf die Jugendarbeit hervorragend eingestellt. Foto: Alexandra Günzschel

Eine gute Million Euro lässt sich die Stadt die offene und mobile Jugendarbeit in diesem Jahr kosten. Mit diesem Geld werden die langjährigen Partner unterstützt.

Dabei entfallen 690 300 Euro auf den SAK Altes Wasserwerk Lörrach und 328 100 Euro auf die Dieter-Kaltenbach-Stiftung (DKS). Unterstützt werden in erster Linie die vielfältigen Angebote, aber auch die Ausbildung von Studenten. Darüber hinaus gibt es Zuschüsse für Ferienbetreuung und Mietkosten. Beide Institutionen beteiligen sich mit Drittmitteln und Spenden ebenfalls an der Finanzierung ihres Angebots.

Bedeutung der Arbeit

„Die Arbeit beider Einrichtungen trägt wesentlich zur sozialen Integration, Prävention und Förderung von Bildungs- und Teilhabechancen für junge Menschen in Lörrach bei“, teilt Fachbereichsleiterin Ilona Oswald mit. Die Jugendarbeit sei ein wichtiger Bestandteil der sozialen Infrastruktur in der Stadt. In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Herausforderungen wie Krieg, Flucht, Inflation und sozialen Ungleichheiten seien diese Angebote von besonderer Bedeutung zur Wahrung des sozialen Friedens, so ein Fazit. Gerne würde die Stadt den Trägern der Jugendarbeit deshalb wieder eine verlässliche langfristige Finanzierung bieten. Aufgrund der angespannten Haushaltslage wird diese derzeit jedoch nur von Jahr zu Jahr gewährt.

Ausführliche Auskünfte über die Jugendarbeit gaben nun im Hauptausschuss des Gemeinderats die städtische Jugendreferentin Dorothée Mundle sowie Katja Thiel von der DKS und SAK-Bereichsleiter Eric Bintz. Jugendarbeit sei nicht nur Pflicht, sondern eine Haltung, erklärte Mundle. „Die Bedürfnisse der jungen Leute brauchen Aufmerksamkeit.“

Bintz und Thiel hoben die Bedeutung der Partizipation hervor – angefangen bei der Getränkeauswahl bis hin zur kommunalen Mitbestimmung. Auch brauche es für die vielfältigen Persönlichkeiten unterschiedliche Angebote und nicht zuletzt verlässliche Strukturen und ein für die Inklusion sensibilisiertes Fachpersonal.

Kontakt ist wichtig

Sehr wichtig sei die Beziehungsarbeit, der wertschätzende Umgang mit den Jugendlichen. Hierfür betreiben die beiden Einrichtungen zusammen sechs Jugendtreffs im Stadtgebiet. Große Bedeutung habe daneben die mobile Jugendarbeit. Hier gehen Streetworker direkt auf die Cliquen zu, kommen dorthin, wo sich die jungen Leute treffen. Durch niederschwellige Angebote könnten viele Jugendliche erreicht werden, berichteten die Fachleute. Das sei insbesondere wichtig für die Einzelfallhilfe, die seit einigen Jahren an Bedeutung gewinnt.

Psychische Belastung

Eine Zunahme an psychischen Belastungen, die wachsende Zahl konfliktbereiter Jugendlicher sowie komplexere individuelle Problemlagen forderten die Fachkräfte stark, hieß es weiter. Dabei war es Bintz und Thiel wichtig zu betonen, dass die Jugendlichen ihre Probleme selbst definieren. „Wir bewerten nicht, was ein Problem ist.“ Manchmal seien auch Gespräche mit den Eltern hilfreich. Auf der anderen Seite würden auch Familien hin und wieder Entlastung brauchen.

Die Jugendberater sind gut vernetzt, beispielsweise mit der Suchtberatung. Darüber hinaus schaffen sie Möglichkeiten der Beteiligung auf kommunaler Ebene. Angeboten werden Freizeiten, Workshops und Bildungsprojekte. Herausfordernd bleibt die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte bei einem gleichzeitigen Rückgang des ehrenamtlichen Engagements.

Stimmen aus dem Rat

Margarete Kurfeß (Grüne) bedauerte, den Trägern nicht mehr finanzielle Planungssicherheit geben zu können. Mit Blick auf die Einführung der Ganztagsschule wollte sie wissen, ob sich die Freizeitbetreuung dadurch mehr in die Ferien verlagere. Die Welt werde für Jugendliche immer komplizierter, sagte Yvonne Sommer (CDU). Wichtig fand sie deshalb niederschwellige Angebote, die Jugendliche eigenständig nutzen können sowie ein beständiges Team.

„Das sind Investitionen, keine Kosten“, erklärte Thomas Böhringer für die SPD-Fraktion. Die Jugendarbeit sei wichtiger denn je. Jörg Müller (FW) befürchtete, dass ein Großteil der Jugend gar nicht erreicht wird. Er wollte wissen, inwieweit sich Jugendliche aus deutschsprachigen Elternhäusern und solche mit anderer Herkunft bei der Jugendarbeit begegnen. Bintz konnte entsprechende Erstbegegnungen für das SAK bestätigen.

Zum Thema Ganztagsschule erklärte er, dass sich die Jugendeinrichtungen als außerschulischer Partner zur Verfügung stellen wollen. Immer wichtiger werde auch das Thema digitale Jugendarbeit, betonte Bintz. Dies erfordere Geld, etwa für Abonnements und Weiterbildungen.

Ein weiteres Thema war der fehlende Jugendtreff in Haagen. Dieses Manko werde durch Sportvereine oder auch den neuen Jugendtreff in Tumringen aufgefangen, der nicht allzu weit entfernt sei, wurde gemutmaßt.

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