Lörrach Kampf für die Freiheit

Die Oberbadische
Mit Tuchfühlung spielten die jungen Darsteller die Geschichte von „Fracasse oder der Meuterei der Kinder von Vermiraux“. Foto: Regine Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Aufführung : „Junges Theater“ bezieht Publikum mit ein

Lörrach (ouk). Das „Junge Theater“ spielte am Wochenende im Alten Wasserwerk und im Nellie Nashorn „Fracasse oder die Meuterei der Kinder von Vermiraux“ von Nicolas Turon. Das Stück spielt in einem Kinderheim, in dem es keine Musik, keine Bücher, keine Spiele gibt. Es handelt von den Kindern Azolan, Basque und Fracasse, die sich gegen Lieblosigkeit und Missbrauch auflehnen und sich schließlich daraus befreien. Die Meuterei von Vermiraux habe 1910 tatsächlich stattgefunden und damals die Heimleiterin ins Gefängnis gebracht, berichtete Regisseurin Birgit Vaith.

„Wer erzählt es, wenn nicht wir?“ Diese Frage zog sich wie ein Leitmotiv durch das Theaterstück. Julien Combelles, Paula Grzesiek und Charlotte Oehler spielten den Kampf der Kinder explosiv, voll Energie, aber es gab auch leise, nachdenkliche Momente. Ihr Publikum bezogen sie mit ein. Sie spielten in einem kleinen Raum mit kahlen Betonwänden. Darin standen ein Bett und an den Wänden Hocker, auf denen etwa ein Dutzend Zuschauer saßen. Schon allein durch den Raum entstand Nähe.

Von Elend, Liebe und Tod handelte die Geschichte. Das Elend im Kinderheim stellten die Schauspieler schlaglichtartig dar. Zu den Schrecken des Alltags gehörte das Büro der Leiterin. Sie saß, dargestellt von einer Zuschauerin, erhöht auf einem Podest, während die Kinder gebeugt vor ihr kauerten. Bevor sie die Kinder entließ, verteilte sie huldvoll Mandeln. Später zeigten Charlotte Oehler und Paula Grzesiek den Zuschauern ein Gruppenfoto mit Kindern, denen allen ein Zahn fehlt. Jeder von ihnen habe einem Kind einen Zahn geschenkt, das eines Tages ohne Zähne aus dem Büro der Leiterin kam. Gegen Ende des Stücks, als es um Tod und Befreiung geht, offenbart diese, warum sie so böse handelt: „Nur so kann ich frei atmen.“

Im zweiten Teil fliehen Azolan, Basque und Fracasse aus dem Heim. Sie schlagen sich als Straßenschauspieler durch. Sie wollen ihre Geschichte erzählen – hier ist wieder das Leitmotiv – und entdecken die Liebe. Sie sorgen füreinander, kochen und essen zusammen. Bei einem Gönner entdecken sie das Buch von Kapitän Fracasse, der seine entführte Geliebte in einer Schlacht zurückerobert. Die Figur des Kapitäns inspiriert die Kinder, für ihre eigene Freiheit zu kämpfen.

Berührend ist die Szene, als Julien Combelles eine Zuschauerin in die Mitte holt. Lange halten sich beide an den Händen und schauen sich an, während sie einen Text über Kopfhörer hört. Er handelt von der Trauer der Kinder um ihre verlorene Mutter und endet in der Erkenntnis: „Die Augen offen zu haben für den, der dich anschaut, das ist Liebe.“

Nach dem Theaterstück verteilten Birgit Vaith und die Schauspieler den Text. Auf die Frage, warum sie dieses Stück spielen, antworteten sie, Missbrauch und Gewalt gegen Kinder seien noch immer aktuell: „Wer erzählt es, wenn nicht wir?“

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