Lörrach Kampfkunst zum Ausgleich

Denis Bozbag

Interview: Taekwon-Do Center Dreiländereck feiert 30-jähriges Bestehen.

Lörrach - Zum 30-jährigen Jubiläum des Taekwon-Do Centers Dreiländereck reisen acht Großmeister und 16 Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Denis Bozbag hat im Vorfeld Schulleiter Günter Witzig einige Fragen gestellt.

Frage: Herr Witzig, was erwartet die Teilnehmer am heutigen Samstag?

Acht Taekwon-Do Großmeister werden die rund 170 Teilnehmer unterrichten. Diese werden nach einem kurzen gemeinsamen Eröffnungslehrgang in vier Leistungs- und Altersgruppen aufgeteilt. Schwerpunkt im zweiten Lehrgangsteil sind Techniken zur Schulung der Feinkoordination, des Gleichgewichts und des Konzentrationsvermögens. Schwerpunkt im dritten Lehrgangsteil ab 14.30 Uhr sind Techniken zur Selbstverteidigung

Frage: Wie sehen die Vorführungen aus?

Die Vorführungen beginnen mit den Anfängern (Weiß- bis Grüngurt). Präsentiert werden Grund- und Basiselemente und schnelle Hand- und Fußtechniken aus dem täglichen Unterricht. Traditionelles Taekwon-Do ist im Freikampf kontaktlos. Aus diesem Grund werden Kraft, Schnelligkeit und Konzentrationsfähigkeit anhand von Bruchtests auf Brettern präsentiert. Im zweiten Teil werden die jungen Erwachsenen und Teenager sehr schnelle und komplexe Kampfkunstkombinationen, Sprungtechniken mit Fußbruchtest und Formenlauf – entspricht einer Kür wie im Eiskunstlauf bekannt – präsentieren. Der dritte Teil der Vorführungen beginnt mit der Gruppe 40plus ebenfalls mit Kampfkunstinhalten aus dem täglichen Training. Im Anschluss folgen Schaukämpfe ohne Kontakt, Selbstverteidigung, Bruchtests und spezielle Formenlauf-Präsentationen der Fortgeschrittenen.

Nach der Lörracher Schulvorführung präsentieren die Großmeister ihr Können. Darauf folgt eine Messerkampf- Abwehrdemonstration aller Schwarzgurte.

Frage: Wie hat sich in den letzten Jahrzehnten die Motivation verändert, Kampfsport zu betreiben? Früher wurde vor allem Idolen wie Bruce Lee und Jackie Chan nachgeeifert.

Als ich 1979 mit Taekwon-Do begonnen hatte, waren Idole für viele eine große Motivation. Seit Mitte der 90er Jahre, ist es jedoch so, dass vor allem kontaktlose Kampfkünste immer beliebter wurden. Ein hartes Kämpfen, sich im Wettkampf beweisen, war schon immer nur für einen kleinen Teil von Sportlern umsetzbar und Motivation. Seit dieser Zeit, Mitte der 90er, haben vor allem auch Frauen und Sportler über 45 Jahre das kontaktlose Taekwon-Do als einen optimalen Ausgleich zum Beruf und Alltag für sich erkannt. Mein ältestes Mitglied ist 83 Jahre alt und hatte damals mit 60 Jahren begonnen. Das Abwechslungsreiche und vielseitige Training und vor allem auch die psychisch entspannenden Inhalte haben großes Interesse geweckt. Optimale Fitness, Selbstverteidigung und Kampfkunst aus einer Hand ist ein Alleinstellungsmerkmal des traditionellen Taekwon-Do. Ein weiter Grund ist aber vor allem auch das siebentägige Trainingsangebot. Da ich berufstätig bin, von Montag bis Freitag jeweils nachmittags beziehungsweise abends, am Wochenende am Morgen.

Frage: Worin unterscheidet sich Taekwon-Do von anderen Kampfsportarten?

Im Taekwon-Do wie auch in anderen Kampfkunstsystemen werden Schlag und Stoßtechniken ausgeführt. Das traditionelle Taekwon-Do ist jedoch durch die sehr schnellen und hohen Fußtechniken bekannt geworden. Auch sind die vielen komplexen Bewegungskombinationen ein Markenzeichen des traditionellen Taekwon-Dos. Mit Taekwon-Do verbinden viele das Olympische Wettkampf Taekwon-Do. Dies hat aber heute mit dem traditionellen System nur noch sehr wenig gemeinsam.

Frage: Für wen ist Taekwon-Do geeignet? Wie sieht die Altersstruktur Ihrer Schüler aus?

Taekwon-Do ist für jeden und alle Altersgruppen geeignet. Bei uns können Kinder ab sechs Jahren einsteigen, auch mit diesen wird bereits ein angepasstes Kampfkunsttraining absolviert. Gerade in der heutigen medialen Welt mit den vielen Ablenkungsmöglichkeiten ist Taekwon-Do eine optimale Ergänzung zur Schule und der Persönlichkeitsbildung. Taekwon-Do ist beliebt bei vielen Familien. Man trainiert zwar meist in unterschiedlichen Altersklassen, am Wochenende jedoch gemeinsam. Viele finden das Training am Sonntagmorgen sehr angenehm, weil alle schon was zusammen gemacht haben und die Kinder sich austoben konnten. In den letzten zehn Jahren trainieren auch immer mehr Menschen aus stressigen Berufen, Selbstständige und aus dem mittleren und oberen Management. Die Vorbeugung eines Burn-outs und die Erhaltung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit über den ganzen Tag werden immer wichtiger. Auch Rainer Stickelberger hat aus diesem Grund 1999 nach einer Vorführung bei der Grün 99 bei uns angefangen. Als er dann ins Justizministerium nach Stuttgart gewechselt ist, musste er wegen der räumlichen Trennung aufhören.

  •  Das Taekwon-Do Center Dreiländereck, Beim Haagensteg 5, in Lörrach wird 30 Jahre alt. Deshalb findet am Samstag, 17. November. in der Tumringer Sporthalle, Freiburger Straße 310, unter der Schirmherrschaft von Rainer Stickelberger ein großer Kampfkunst-Lehrgang mit acht Großmeistern und 16 Schulen aus ganz Deutschland statt. Beginn der Lehrgänge ist um 13 Uhr, ab 16 Uhr Begrüßung und Vorführungen der Großmeister sowie der Schwarzgurte.

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