Diesbezügliche Anfragen unserer Zeitung an die KBC-Geschäftsführung blieben bislang unbeantwortet. Vom Sekretariat Rowienskis wurde nur knapp mitgeteilt: „Auf Ihre Anfrage hin möchte ich Ihnen ausrichten lassen, dass Sie sicherlich dafür Verständnis aufbringen müssen, dass wir unseren Mitarbeitern Informationen direkt, und nicht über die Presse zukommen lassen.“ Inzwischen wurden die Mitarbeiter offenbar zumindest ansatzweise über die negativen Entwicklungen informiert.
Gewinnmaximierung steht im Vordergrund
Dass die Produktion von KBC in Lörrach auf wackligen Füßen steht, das deutete Rowienski schon im vergangenen Jahr an. Während Claas E. Daun „stets sehr zufrieden“ mit den Geschäftsergebnissen gewesen sei, stehe in der heutigen Situation die Gewinnmaximierung im Vordergrund. Diese Worte können auch so zu verstehen sein: Die KBC arbeitet zwar profitabel, doch die Gewinnmargen reichen der italienischen Konzernmutter Imprima nicht.
Ein Beleg dafür könnten die im KBC-Geschäftsbericht für 2016 ausgewiesenen Zahlen sein. Danach erwirtschaftete die KBC einen Gewinn in Höhe von 3,9 Millionen Euro bei einem eher schwachen Umsatz in Höhe von 56 Millionen Euro. Ob das für 2017 erhoffte bessere Geschäftsergebnis jetzt tatsächlich in den Büchern steht, ist nicht bekannt. Mitarbeiter bezweifeln dies.
Denkbar ist, dass Verkauf, Kreativität, Musterung und die Segeltuchherstellung in Lörrach verbleiben. Kenner des Unternehmens sprechen von 80 der derzeit 380 Arbeitsplätze, die in Lörrach erhalten werden könnten. Zum Vergleich: Das im Jahr 1752 gegründete Unternehmen beschäftigte 1994 noch gut 4000 Mitarbeiter. Verschwindet das Traditionsunternehmen vielleicht noch in diesem Jahr weitgehend aus Lörrach, stellt sich die Frage: Wie geht es weiter auf dem Firmengelände?
Als die KBC um die Jahrtausendwende in einer existenzbedrohenden Krise steckte und von der Daun-Gruppe übernommen wurde, kaufte die Stadt Lörrach ein Drittel des Geländes und siedelte im sogenannten Innocel-Quartier zahlreiche Firmen an.
Stadt konnte das Areal nicht kaufen – zu teuer
Das wird jetzt so nicht möglich sein. Die Stadt hätte das Gelände zwar erwerben können, konnte die enorme Kaufsumme aber nicht stemmen.
Im Raum steht ein Betrag von 28 Millionen Euro. „Nach reiflicher Überlegung haben wir uns aus wirtschaftlichen Gründen entschlossen, davon Abstand zu nehmen“, betonte Lutz auf Anfrage. Was die privaten Investoren mit dem Gelände vorhaben, ist auch Lutz nicht bekannt. Allerdings sieht er die Gefahr einer für die Stadt fatalen Fehlentwicklung nicht.
Auf dem Areal gilt ein qualifizierter Bebauungsplan. Das bedeutet laut Lutz, „dass genau festgelegt ist, was möglich ist“. So könnte sich beispielsweise kein Logistikunternehmen ansiedeln. Hinter eine wirtschaftliche Vermarktung des Geländes setzt Lutz „viele Fragezeichen“. In Gesprächen mit den Investoren hat Lutz den Eindruck gewonnen, „dass sie seriöse Absichten haben und das Gelände nicht zum Spekulationsobjekt werden soll“.