Lörrach Keine Liebe ohne Wahrheit

Die Oberbadische
Kreativ und virtuos an der Gitarre: Der Sänger und Songwriter Charlie Cunningham. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Stimmen im Advent: Charlie Cunningham und Peter Schröder mit Musik und Lesung

Von Ursula König

Lörrach. Stimmen im Advent, die besinnlichere und kleinere Ausgabe des Lörracher Stimmenfestivals setzte am zweiten Advent auf kontrastreiche Akzente. Dicht gefüllt war die Stadtkirche vorwiegend mit einem jüngeren Publikum als gewöhnlich. Und so erklärte Stimmen-Leiter Markus Muffler zu Beginn, wie Charlie Cunningham, der vor zwei Jahren im Rosenfelspark zu hören war, und der Schauspieler Peter Schröder in das Konzept der Veranstaltung eingebunden sind. Gesang und Lesung im fast intimen Rahmen verbinden sich zu einer Atmosphäre, die offen macht für feinsinnige Stimmungen, die zur Adventszeit passen. Die Dramaturgin Marion Schmidt- Kumke findet dabei eine gut abgestimmte Balance, bei welcher der Humor nicht zu kurz kommt.

So gehörte der Auszug aus „Die Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln“ zu einem Lesestoff, der wie leichthin und mit süffisantem Humor an den Grundfesten der Überzeugungen rüttelt, die Menschen mit der Liebe verbinden.

Es waren nur wenige Gitarrenklänge des Sängers und Songwriters aus Großbritannien, die auf die Lesung einstimmten. Doch sie reichten aus, um zu erahnen, wohin sich der Abend musikalisch bewegen könnte: Cunninghams Leidenschaft für den spanischen Flamenco wird verwoben mit individuell gestalteten Arrangements die nie überfrachtet wirken.

Peter Schröder erweist sich als lebendiger Erzähler wenn es um das große Thema Liebe geht, und er scheint selbst viel Spaß dabei zu haben, mit den humorvollen Passagen die Zuhörer zum Lachen zu bringen. Aus den elf Kurzgeschichten von Julian Barnes liest Schröder eine Geschichte über die Liebe vor, was sich als weniger harmlos erweist, als dies nahelegt. Es geht um Schlaf und Glück und die Demokratisierung der Angst durch den Schlaf. Vor allem aber geht es um die Frage, ob die Liebe glücklich macht. „Ich liebe dich“: Diese Worte sollten gut verschlossen ganz oben auf einem Regal gesichert werden, denn diese Worte seien schnell „verbraucht“.

Wenn Schröder Passagen vorliest wie: „Von der unglücklichen Liebe habe ich am meisten gelernt, aber erst Jahre später“, dann schauen alle Köpfe gebannt auf den Sprecher, der es versteht, eine Sogwirkung der Geschichte zu entfalten, in die sich eintauchen lässt, weil es um eines der wesentlichsten Themen der Menschheit geht. „Liebe macht glücklich? – Nein!“ Es braucht den Pathos, den Schröder in diese Worte legt, und es braucht den Nachdruck festzuhalten, dass die Liebe trotzdem oder gerade deshalb unverzichtbar für die Menschheit ist. Wobei der Autor offen lässt, ob er dies auf die Liebe eines Paares bezieht oder ob er den Begriff Liebe erweitert: zum Wohle einer Gemeinschaft oder gar der ganzen Welt, die eigenen Egobedürfnisse zurückzustellen. Die Gedankengänge des Autors passen zu beiden Kategorien, insbesondere der Schlüsselsatz: „Liebe und Wahrheit: Das ist die wesentlichste Verbindung.“

Den letzten Teil eines Abends mit wegweisenden Impulsen bestritt Charlie Cunningham. Als Mensch auf der Bühne wirkt der Künstler unprätentiös, wie ein Kollege, mit dem man jederzeit ein Bier trinken kann. Als Gitarrist und Sänger hat er einen Stil gefunden, der authentisch und kunstvoll inszeniert wird.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading