Lörrach „Kinder brauchen das soziale Miteinander“

Bernhard Konrad
Im neuen Schuljahr wird das Team um Sibylle Burkart abermals sein Improvisationstalent unter Beweis stellen müssen. Foto: Bernhard Konrad

Schülercafé: Kamel-ion bereitet sich auf den Schulstart vor – mit unsicheren Perspektiven.

Lörrach - Das Kamel-ion wird in diesen Tagen auf den Schulstart vorbereitet. Auch nach eineinhalb Jahren Pandemie sind die Perspektiven für den Betrieb des Schülercafés mit Unsicherheiten verbunden. Klar ist nur eines: Im neuen Schuljahr wird das Team um Sibylle Burkart abermals sein Improvisationstalent unter Beweis stellen müssen.

Auch deshalb, weil die Entwicklung des Infektionsgeschehens unter der größtenteils noch ungeimpften Schülerschaft kaum vorauszusagen ist – ebenso wie daraus resultierende Konsequenzen künftiger Corona-Verordnungen.

Die Oase auf dem Campus Rosenfels lag zwischenzeitlich auf dem Trockenen: Wo eigentlich emsiges Gewusel herrscht, Stimmengewirr und fröhliches Kinderlachen durch die Räume schallt, vespernde und spielende Schüler die Szenerie erfüllen: nur noch ohrenbetäubende Stille.

Dann wieder Phasen der Teilöffnung – ein bisschen Normalität: „Das war in all den Monaten ein Kernanliegen des Kamel-ion-Teams“, sagt Burkart. Hierfür haben sich die ehrenamtlichen Helferinnen einiges einfallen lassen. Das klassische Mittagessen an Tischen in den Räumen des Cafés ist zwar weiterhin nicht möglich, doch werden Snacks zum Mitnehmen offeriert: sowohl an der Essensausgabe im Haus als auch am Kiosk und auf dem Pausenhof – dort werden Backwaren und Getränke vormittags aus dem Handwagen heraus verkauft. Letzteres wurde insbesondere deshalb so gehandhabt, weil die Schüler ihre Pausen nur in bestimmten Bereichen des Schulgeländes verbringen dürfen. Will sagen: Wenn nicht alle Schüler zur kleinen Mahlzeit kommen können, dann kommt die kleine Mahlzeit eben zu den Schülern.

„Es war eine spannende, aber auch sehr herausfordernde Zeit. Die Realität hat vieles, was wir geplant hatten, immer wieder umgeworfen“, sagt Burkart. Die mit der Pandemie einhergehenden Probleme haben auch wirtschaftliche Facetten: Die Midijobber und die angestellte Hauswirtschaftskraft gingen in Kurzarbeit. Letztere wechselte in dieser Phase in den Ruhestand. Die drei Mitarbeiter des Bundesfreiwilligendienstes und ehrenamtlich engagierte Frauen arbeiteten den aktuellen Rahmenbedingungen angepasst in reduzierter Besetzung mit eingeschränkten Öffnungszeiten.

Die 80-Prozent Stelle der Hauswirtschaftskraft wird zunächst nicht ersetzt, das Tagesgeschäft wird deshalb neu organisiert. Die in der Ziel- und Leistungsvereinbarung mit der Stadt festgeschriebene jährliche Förderung in Höhe von 36 000 Euro bilde zwar eine verlässliche Basis. Mit dieser Summe werden die Miete an die Bürgerstiftung – sie ist Inhaberin des Gebäudes – und weitere Kosten gedeckt.

Eine zusätzliche Stelle könne damit unter den gegenwärtigen Bedingungen aber nicht finanziert werden. Hierfür wäre der uneingeschränkte Betrieb des Schülercafés unabdingbar, sagt Burkart – was bei einer nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Einrichtung ohnehin nicht einfach ist.

Dass sich das Kamel-ion bei allen wirtschaftlichen Notwendigkeiten auch künftig in erster Linie als Ort versteht, an dem sich Schüler ohne Konsumzwang wohl fühlen dürfen, gehört zum Selbstverständnis dieser Einrichtung des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM).

Zum Schulauftakt startet das Kamel-ion mit einer Pausenverpflegung von 9 bis 12 Uhr an der Essensausgabe, dem Kiosk und dem mittlerweile bewährten Handwagen. In der zweiten Woche soll der Betrieb ausgedehnt werden (8 bis 14 Uhr). Derzeit denke das Team noch darüber nach, wie der Außenbereich coronaverträglich für den Aufenthalt der Schüler geöffnet werden kann.

Rückmeldungen der Schulsozialarbeit hätten gezeigt, dass nicht wenige Schüler unter den coronabedingten Einschränkungen gelitten haben. „Für eine gesunde Entwicklung brauchen die Kinder das soziale Miteinander“, sagt Burkart.

Und der Schulalltag braucht nun in erster Linie, was eigentlich selbstverständlich, aber in diesen Tagen ein kostbares Gut ist: Normalität.

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