In „Singe, Seele, Gott zum Preise“ (HWV 206) mit den Worten „wenn er Bäum’ und Feld beblümet“ beschreibt der Text eine ländliche Szene. Sowohl die Texte als auch Händels Vertonung stehen dabei an der Wende vom Geist des Barocks zur Aufklärung. Mal heiter-fröhlich, mal innig-kontemplativ wird das Gotteslob aus der Erkenntnis der Schönheit der Natur gezogen. Wie gemalt für das weiche Timbre der Sopranistin Susanne Hagen, die auch bis in die höchsten Töne hinein deutlich und verständlich artikulierte, während auch Brigitte Schnabel mit ihrer Violine wie eine gesangliche Partnerin Melodien aufnahm, um dann wieder im leisen Echo zurückzustehen. So wird die Wellenbewegung in „Das zitternde Glänzen“ (HWV 203) durch die lebhafte, hin und her „perlende“ Sechzehntelbewegung in beiden Oberstimmen nachgeahmt: eine hinreißend schöne Händel-Interpretation.
Unwillkürlich denkt man bei Karg-Elerts Duett für Violine und Orgel wiederum an impressionistische Gemälde. Brigitte Schnabel tupfte die Klänge über einem profunden, aber nicht aufdringlichen Bass, wechselte in spätromantischer Manier in melodische und wieder auflösende Klanglinien. Wie in der Kunst waren die Komponisten um 1900 unabhängig voneinander in vielen Ländern auf der Suche nach einer neuen Tonsprache durch impressionistische und später expressionistisch gefärbte Klang-Gestaltungen: durch die Überwindung der Tonalität einem klanglich verwobenen Nachzeichnen seelischer Empfindungen.
Der schwedische Komponist Otto Olsson experimentierte zum Beispiel mit einer profunden Polytonalität, dessen Romance op 24 für Orgel und Violine durchaus spätromantische Züge aufwies. Elegisch formulierte mystische Klängen drehen sich in Schlaufen und Kreisen um ein Grundmotiv und werden in zarten lyrischen Phrasen wieder aufgelöst. Brigitte Schnabel bewies eine souveräne Meisterschaft, dunkle und helle Farben mit einem sehr variablen Bogenstrich zu gestalten.