Lörrach Kleine Stadtoase für alle

Denis Bozbag

Obdachlosenhilfe: Verein Kreuzweg plant Gratis-Café mit Buffet und Live-Musik.

Lörrach - Im Café Zeitung lesen, Schach spielen, Musik hören – gemeinsam mit Menschen aus allen sozialen Schichten und ohne Konsumzwang. Diese Vision soll im Herbst 2019 mitten in der Lörracher Innenstadt Realität werden.

Viel ist noch zu tun in der Teichstraße 24, wo sich derzeit noch ein Schallplattenladen befindet. Robert Horvath, Vorsitzender der Diakonischen Stadtarbeit Kreuzweg, läuft voller Energie und Tatendrang durch die Räumlichkeiten des zukünftigen Cafés. Im Keller des benachbarten Gebäudes entsteht gerade ein Lebensmittel-Vorratsraum.

„Eine Hauswirtschafterin aus dem Bekanntenkreis konnte ich bereits als Leiterin für den Gastro-Betrieb gewinnen“, erwähnt Horvath. „Sie wird den Laden in den ersten drei Jahren führen, bis sie in den Ruhestand geht.“

Mehrere Teams mit jeweils vier oder fünf ehrenamtlichen Helfern sollen für den Tagesbetrieb zuständig sein, so Horvath. „Aus dem Verein sowie der Diakonie haben bereits mehrere Mitglieder ihre Bereitschaft zur Mitarbeit signalisiert. Deswegen bin ich zuversichtlich, dass wir für das Projekt genügend Helfer zusammenbekommen.“

Bevor es losgehen kann, muss das Gebäude allerdings komplett saniert werden: Neue Fenster sollen eingebaut, das Dach gedämmt und Kabel verlegt werden. Eine Zentralheizung mit Gas soll dafür sorgen, dass die Mitarbeiter und Gäste des Treffpunkts nicht frieren müssen. Die zwei geplanten WCs, eines für das ehrenamtliche Personal sowie eines für die Gäste, sollen wie das ganze Haus barrierefrei werden.

Gratis-Speisen und Getränke

„Wir planen einen rollstuhlgerechten Eingang mit Windfang, der durch eine Automatik geöffnet wird,“ erklärt Horvath. Einige Wände werden vollständig weichen müssen, um genügend Platz zu schaffen. Die Küche soll einen eigenen Bereich erhalten, separiert vom Café. Über eine Buffet-Theke könnten Gästen Gratis-Speisen und Getränke gereicht werden. Es werde weder ein „To Go“- noch „ein Take Away“-Angebot geben ebenso wenig Wegwerfgeschirr. Im Café könne man nach Lust und Laune in Ruhe verweilen, schwärmt Horvath, der schon eine genaue Vorstellung von der künftigen Atmosphäre hat. Auch Live-Musik soll das Ambiente bereichern. Ein Proberaum wird laut Horvath im Untergeschoss eingerichtet. Junge Musiker sollen im Café eine Plattform für Auftritte bekommen und ungestört mit ihrer Band im Keller proben.

Die Versorgung mit kostenlosen Lebensmitteln wird laut Horvath kein Problem darstellen: „Im Landkreis werden so viele Lebensmittel unverkauft weggeworfen. Da wird unser Betrieb einen kleinen Beitrag gegen die Verschwendung leisten.“

Es handelt sich indes noch um Gedankenspiele. Jedoch hat Horvath bereits Routine in der Organisation herausfordernder sozialer Projekte. So hat er in der Mozartstraße innerhalb weniger Jahre zwei Liegenschaften für Obdachlose entwickelt. An der Ecke Teich-/Spitalstraße entstehen zurzeit Wohngruppen für Flüchtlinge, Ex-Häftlinge und Suchtkranke. „Wohnraum für Randgruppen zu schaffen, ist eine Herzenssache. Zu viele Menschen im Landkreis leben unter menschenunwürdigen Bedingungen ohne Chance auf dem regulären Wohnungsmarkt“, findet Horvath.

Noch ist die Finanzierung der baulichen Maßnahmen aber nicht gesichert. Im ersten Stock entstehen die Arbeitsräume für die Sozialarbeiter. Entsprechende Ausstattung und Infrastruktur sollen aus dem Fritz-Berger-Fonds und über die Aktion Mensch des Diakonischen Werks Baden bezuschusst werden. „Da warten wir noch auf eine Zusage, sind aber optimistisch, dass wir mit finanzieller Unterstützung rechnen können“, sagt Horvath.

Ein Café für alle – vom Obdachlosen bis zum Banker

Nach dem Beschluss zur Finanzierung erfolge die Auftragsvergabe an einen Bauingenieur oder Architekten. Horvath hofft, dass der Umbau und die Sanierung nächstes Frühjahr starten können, damit das Café im Herbst eröffnen kann. „Die Stadt braucht diesen Ort für Begegnungen. Jeder soll sich hier wohl fühlen, vom Obdachlosen bis zum Banker.“

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