Von Anja Bertsch
Wenn der eigene Lebensstil schon auf Kosten der Umwelt geht.
Von Anja Bertsch
Lörrach. Wenn der eigene Lebensstil schon auf Kosten der Umwelt geht, dann sollte man doch zumindest einen finanziellen Ausgleich zahlen, um mit diesem Geld an anderer Stelle Klima-Gutes zu tun: Diese Grundidee bereits existierender Klimafonds will der Runde Tisch Klima (RTK) auf die lokale Ebene holen und als Instrument von Bürgern für Bürger nutzbar machen. Mit dieser Verankerung vor Ort hat das Lörracher Projekt Pionierstatus – und ein gutes Argument, die Menschen zur Teilnahme zu bewegen, so die Hoffnung.
Nachdem der Klimafonds sich vor einigen Wochen aus dem RTK heraus als Verein gegründet hat, wurde das Projekt nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. „Jeder für sich kann einen kleinen – und natürlich wichtigen – Teil zur Reduktion von Treibhausgasen beitragen. Der Klimafonds ist ein Weg, darüber hinaus gemeinsam aktiv und wirksam werden, um zusammen einen großen Beitrag zu leisten“, erklärten Mechtild Beucke-Galm und Christiane Herborn als Gründungsmitglieder.
Der Verein will Spenden sammeln, um damit größere Maßnahmen zu finanzieren, die Treibhausgase reduzieren oder dauerhaft binden. Die Höhe der Spenden freilich formt sich nicht im luftleeren Raum, sondern steht in direktem Zusammenhang mit dem eigenen CO2-Fußabdruck: Ist dieser viel größer als das, was jedem einzelnen klimaverträglich „zusteht“, sollte auch die Kompensation entsprechend höher ausfallen, so die Grundformel.
Konkret: Mehr als 1,1 Tonnen CO2 im Jahr sollte keiner von uns in die Atmosphäre abgeben, wenn die Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden soll. In Deutschland liegt der durchschnittliche Verbrauch zehn Tonnen darüber; wie viel es konkret ist, kann jeder einzelne über diverse CO2-Rechner herausfinden. Die Differenz zwischen „Ist“ und 1,1-Tonnen-Soll gilt es dann, finanziell „auszulösen“.
Wie viel es pro Tonne zu berappen gilt – dazu gibt es unterschiedliche Formeln: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung beziffert die Kosten aktuell auf etwa 80 Euro je Tonne; günstiger kommt weg, wer sich auf die Bundesregierung beruft: Die veranschlagt den Preis aktuell auf etwa 20 Euro.
Je nach Größe des eigenen CO2-Fußabdrucks und „gewähltem“ Preis könnte eine individuelle Spende an den Klimafonds also bei 200 Euro jährlich liegen oder auch bei 1000, veranschaulichten die Akteurinnen anhand einer Beispielrechnung. Und klar: Letztlich bleibt es ohnehin jedem einzelnen überlassen, ob und in welchem Umfang er sich auf die Initiative überhaupt einlässt.
Mit den gesammelten Spenden will der Verein Klimaschutz-Maßnahmen (anschub-)finanzieren. Konkrete Anfragen liegen bereits für den Bau einer Fotovoltaik auf einer gemeinnützgen Schule vor und für die Wiederherstellung eines Moores im Schwarzwald.
Wichtiger Unterschied zu bestehenden, teils global agierenden Fonds: Die geförderten Maßnahmen müssen einen regionalen Bezug haben. Durch diese lokale Verankerung sei auch die Transparenz gegeben: „Man kann direkt vor Ort sehen, was mit der eigenen Spende passiert“, so Herborn.
Weiteres wichtiges Kriterium: Die geförderten Projekte müssen gemeinnützig sein. „Es geht also nicht darum, dem Nachbarn die PV-Anlage auf dem Dach zu finanzieren“, machte Beucke-Galm deutlich.
Um ein professionelles Vergabeverfahren zu garantieren, hat der Verein einen Beirat einberufen, der aus zwei lokalen Fachleuten und zwei überregionalen Experten besteht.
„Wir wollen die Idee in die Welt schicken und hoffen, dass es viele Multiplikatoren und Unterstützer findet“, erklärten die Initiatorinnen – und nannten eine erste Hausmarke: „Wenn wir in den ersten neun Monaten etwa 25 000 Euro zusammenbekommen, könnten wird damit erste Projekte anstoßen.“ Die Anfänge sind durchaus positiv: Ebenso wie erste Anträge gingen auch schon die ersten Spenden ein.
Bankverbindung: Klimafonds Lörrach e.V., Sparkasse Lörrach- Rheinfelden, IBAN DE 76 6835 0048 0001 1229 44
Infos und Kontakt : https://rtk-loerrach.de/klimafonds/