Lörrach Klingendes Spannungsfeld

Die Oberbadische
John Law im Burghof Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: John Law und Band gaben ein außergewöhnliches Konzert im Burghof

Von Veronika Zettler

Lörrach. Dass am Mittwoch nur gut 30 Zuhörer im Burghof-Foyer saßen, schien John Law und seine hochinspirierten Mitmusiker nicht zu stören. Die Besucher störte es erst recht nicht, denn der konzentrierte Rahmen bot ideale Bedingungen, um sich auf den eigenständigen Sound von vier herausragenden Instrumentalisten einzulassen.

John Law war bereits zum zweiten Mal im Burghof – und voll des Lobes für den Veranstaltungsort. Musikalisch hat der britische Pianist zwischen Klassik und Jazz viele Eisen im Feuer, aktuell zum Beispiel eine Neuinterpretation der Goldberg Variationen oder ein meditatives Soloprojekt. Während er in „Boink“ mit diversen Electronica hantierte, sind in der „New Congregation“ die elektronischen Teppiche bereits weitgehend fertig gewoben. Sie dienen zum einen als Grundlage, auf der moderne Jazzformen aufgepflanzt werden, zum anderen entwickelt sich ihr gleichmäßiges Muster in manchen Stücken zum kräftigen Gegenstrom.

Eines davon heißt „Lessness“ und nimmt Bezug auf eine Geschichte von Samuel Beckett. Der irische Autor, der zeitweilig aus seiner Muttersprache ins Französische geflüchtet war, hat „Lessness“ auf Französisch verfasst und später ins Englische übersetzt.

Inspiration lieferte ihm zudem die experimentelle Musik von John Cage. John Law spinnt diese Ideen weiter – er scheint überhaupt, ähnlich wie Beckett, unermüdlich auf der Suche nach andersartigem, gleichwohl präzisem Ausdruck zu sein. Bei „Lessness“ kommt der Text von einer aufgenommenen Stimme aus dem Off. Die beschwörungsartige Sprachmelodie liefert den Rhythmus, auf dem die Instrumente frei zu assoziieren scheinen, bis sie im Gleichmaß des Textes zusammenfinden und ihn schließlich zerreißen und überlagern.

Eindruck hinterlassen auch die Stücke von der aufwendig gemachten neuen Doppel-CD „These Skies In Which We Rust“. Neben dem Titelstück sind das vor allem „I Sink Therefore I Swam“ und „When Planets Collide“, das mit der Einspielung von Aufnahmen elektromagnetischer Impulse aus dem Weltall einleitet.

Während Law am Klavier ein Feuerwerk unterschiedlicher Spielarten zündet und aus dem Stage-Piano allerlei Effekte herausholt, setzt James Mainwaring am Saxofon mit rhythmisch wie auch melodisch staunenswerter Geläufigkeit schillernde bis stürmische Akzente. In den weiteren Hauptrollen glänzen der Bass, von Ashley John Long gezupft, gestrichen und mitunter hart bearbeitet, sowie am Schlagzeug Billy Weir – häufig erzeugen die beiden mit kunstvoll verwobenen Ostinati einen geradezu hypnotischen Sog.

Zwischen dissonanten Geräuschkulissen, nervös anmutenden freien Läufen sowie Melodieteilen, die zum Teil auf die klassische Romantik verweisen, entsteht ein starkes Spannungsfeld. Trotz schwierigster und teilweise widerstreitender Strukturen und Harmonien spricht Laws Musik den Hörer direkt an und erzeugt eine Flut von Bildern und Stimmungen. Es sind kleine, aber komplexe Gesamtkunstwerke, die zu vielschichtigen Deutungen einladen.

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