Lörrach Konsequenzen aus der Flut

Kristoff Meller

Städtisches Handlungskonzept Starkregen ist bereits in Bearbeitung. Instandsetzung von Straßen und Wegen kostet mindestens 250 000 Euro.

Lörrach - Nicht nur Keller und private Anwesen wurden in der vergangenen Woche durch Starkregen und Überschwemmungen beschädigt, auch viele kleinere Gewässer sowie städtische Straßen und Wege waren betroffen. Die Instandsetzung wird die Stadt mindestens 250 000 Euro kosten. Zudem wird ein Handlungskonzept für Starkregen entwickelt. 

„Wir befürchten, dass es noch teurer als die 250 000 Euro wird“, erklärte Robert Schäfer, Leiter des Eigenbetriebs Abwasser, am Donnerstag im Gemeinderat. In seiner Präsentation sprach er von rund 20 betroffenen Standorten. Neben den Häusern beim Brombacher Dorfbach traf es das Gebiet Belist am Manzentalbach, weite Teile von Tumringen und Tüllingen.

Das städtische Messgerät an der Tumringer Brücke registrierte am Freitag vor einer Woche 46 Liter pro Quadratmeter zwischen 16.36 und 17.06 Uhr. Dazu kam laut Schäfer „ein sehr starker Abfluss aus den Außengebieten und Hanglagen sowie ein durch intensive Regenfälle in den Vortagen bereits wassergesättigter Boden“. Man könne davon ausgehen, dass es sich um ein „über hundertjährliches Ereignis“ gehandelt habe.

Die Kläranlage Bändlegrund kam laut Schäfer ebenfalls an ihre Grenzen. Bis zu 2800 Liter kamen dort pro Sekunde an. Die Anlage sei aber nur für die Hälfte ausgelegt. Schäfer: „Zum Glück ist sie nicht abgesoffen.“ Die Regen- und Mischwasserbehandlungsanlagen haben laut dem Betriebsleiter indes „sehr gut und eigentlich fehlerfrei“ funktioniert.

Die Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Stadtgraben und Schwarzgraben seien zu einem Drittel eingestaut worden, der Bypass Soormattbach habe ebenfalls keine Probleme bereitet. Die Baustelle des HRB Soormattbach sei geflutet worden und habe dadurch Wasser gespeichert. Spätestens im nächsten Sommer soll das Rückhaltebecken fertiggestellt sein.

Es sei „leider zu befürchten, dass das nicht das letzte Starkregenereignis war“, ergänzte Oberbürgermeister Jörg Lutz. Zudem treten diese sehr punktuell auf, wie Lutz und Schäfer unisono betonten. „Ich war selbst überrascht“, sagte Schäfer. Darum müsse das Meldesystem verbessert werden, aber auch die Bevölkerung möglichst frühzeitig gewarnt werden.

Notgraben und Bypass im Belist geplant

Als Konsequenzen sind verschiedene Sofortmaßnahmen geplant, wie Schäfer ausführte. Am Brombacher Dorfbach soll das „Nadelöhr“ Rosswangbrücke angepasst werden, und auch der Bahn- und B 317-Durchlass wird überprüft. Im Belist soll ein Notgraben beim Weg „Zum Burgblick“ für die Not-Entlastung angelegt werden. Dazu sind Mäharbeiten und Grabenprofilierungen vorgesehen.

Mittelfristig sind die Wiederherstellung des Weges „Zum Burgblick“ inklusive Graben und Stellkannten angedacht, um das Neubaugebiet besser zu schützen. Außerdem ist ein Bypass und der Ausbau des „Grünen Tal“ geplant.

Beim Belist habe sich auch negativ ausgewirkt, dass durch die zahlreichen Neubauten immer wieder der Boden verändert wurde. Der Eigenbetrieb begleite zwar die Bauvorhaben, es sei jedoch vorgekommen, dass erst im Nachgang Dinge aufgefallen seien, „die so nicht sein sollen“.

Haagens Ortsvorsteher Horst Simon (SPD) lobte im Zusammenhang mit dem Starkregen in Haagen die schnelle Hilfe durch die Firma Bühler, die mit Baggern und Mitarbeitern weitere Schäden verhindert habe.

Wenig verwundert über die Schäden im Belist zeigte sich Jörg Müller (Freie Wähler): „Das ist ein Sumpfgebiet, das weiß jeder Haagener.“ Darum sei ein besonderer Schutz in Form einer wasserundurchlässigen Wanne für die Gebäude notwendig.

Der Eigenbetrieb hatte schon vor den jüngsten Ereignissen an einem „Handlungskonzept Starkregen“ gearbeitet, führte Schäfer weiter aus. Denn solches Extremwetter sei eine „fachübergreifende Herausforderung“. Die Fertigstellung soll bis Anfang 2022 erfolgen. Dazu ist ein Info-Flyer für die Bevölkerung geplant. Das Thema: „Was kann ich tun, um mein Haus/Grundstück vor den Folgen von Starkregen zu schützen?“

Regenrückhaltung auf Privatgrundstücken

Für künftige Neubaugebiete empfiehlt der Eigenbetrieb eine verstärkte Regenrückhaltung auf Privatgrundstücken durch Gründächer, Zisternen oder Mulden. Die Versickerung soll möglichst vor Ort erfolgen. „Bei einem Lehmboden wie in Tumringen ist das aber nicht möglich“, betonte Schäfer.

Für Tüllingen und Tumringen soll ein Starkregenmanagement der Gesamtgebiete durch ein Fachbüro erfolgen. Zudem werden die Reaktivierung historischer Grabensysteme und städtebauliche Lösungen wie die Entsiegelung von Parkplätzen geprüft.

Bei der Erschließungsplanung für das Gebiet „Bühl III“ soll Starkregen durch entsprechende Straßenquerneigungen zum Hang und durch Mulden zurückgehalten werden. Dazu sind Abfanggraben für Außengebietswasser und sogenannte Bergeinläufe für steile Straßenabschnitte vorgesehen. Schäfer: „Das Ziel muss es sein, dass es keine Verschlechterung der Abflusssituation für den Bestand gibt.“

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