Lörrach Kräftezehrendes Spektakel

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Fasnacht: Lörracher Narrenbaum steht dank Hilfe aus Weil am Rhein.

Lörrach - „Isch er nit e Traum, unser Narrebaum?“ Oh ja, da hat Obergildenmeister Jörg Roßkopf wieder mal so was von recht. Doch, er ist wirklich ein Traum, wie er da die Lufthoheit über den alten Marktplatz übernommen hat, schlank, bolzengrad, der Dolder mit bunten Bändern geschmückt und darunter der grüne Kranz, an dem die versammelte Vielfalt der Lörracher Fasnacht in Form von Puppen baumelt. Lerche, Frösch und Schnägg, dazu allerhand bizarre, teils furchteinflößende Gestalten aus den insgesamt 44 Cliquen, die die bunte Vielfalt der Lörracher Straßenfasnacht ausmachen.

Bis es gegen 13 Uhr am Samstagmittag so weit war, mussten aber einige Schweißtropfen vergossen, viele Handgriffe getätigt und eine Menge schräger Klänge geblasen werden. Alles streng nach Tradition, versteht sich.

Hieb im Hauinger Wald

Zwei prächtige Schimmel der Müllheimer Fuhrmannsfamilie Weber hatten das Prachtexemplar mit dem Langholzwagen im Grütt abgeholt, wo es nach dem Hieb im Hauinger Wald bei der Schützengesellschaft zwischengelagert war. Auf dem Senser Platz formierten sich derweil die Cliquen und Musiken, die die letzten Meter der Reise lautstark begleiteten. Ein veritabler Umzug mit ausschließlich eigenem Personal sozusagen. Die Schaulustigen hatten sich dicht gedrängt um die Sicherheitsabsperrung versammelt.

Am Eck zum Durchgang Am Alten Markt ragte Ehrfurcht gebietend das frisch getaufte nagelneue Narrenschiff „Annerösli“ aus der Menschenmenge (siehe separater Artikel). Auf Deck neben Gildenmeister Jörg Roßkopf standen Protektor Matthias Zeller, Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic nebst Gefolge. „Die Macht geht jetzt von Jörg an Jörg“, sinnierte Zeller über die neuen, kurzlebigen Regierungsverhältnisse in Lörrach.

Die schönsten Männer Lörrachs

Was da alles einmarschierte, stellte Roßkopf als launiger Moderator vor. Die „Trottwarschlurbi“, von der Bürgermeisterin als schönste Männer Lörrachs identifiziert, die heuer ihren 40. Geburtstag feiern, die Tschäddärä in ihren roten Mänteln, die Eisbären, Frösche und Füürdeufel, Schloofsägg, Ohre-Putzer und alle anderen. Und fast schon vornehm: der Stadtspielmannszug mit Pfeifen, Trommeln und Schellenbaum, die älteste Fasnachtsgruppe der Stadt.

Er habe gehört, die Bürgermeisterin habe den Wunsch geäußert, im nächsten Jahr auf dem Narrenbaum mit in die Arena zu fahren, tönte Roßkopf ins Mikrofon. „So ne große Bäse“, schob er nach.

Dankbares „Wilieri – Wilero“

Monika Neuhöfer-Avdic lenkte die Aufmerksamkeit nach Weil am Rhein: Die IG Straßenfasnacht aus der Nachbarstadt hatte den Lörrachern ihre Utensilien zum Narrenbaumstellen ausgeliehen, darunter die „Stichel“, mit denen das Ding ins Loch und dann in die Senkrechte gebracht wird. Die eigenen Stichel waren mit dem Dröschischopf und der Ammeledä verbrannt. Ein dankbares „Wilieri – Wilero“, der Schlachtruf der Wiler Zipfel, schallte dafür über den Platz.

Dort hatten die Pferde und das Fuhrwerk die Arena verlassen und nun machten sich die starken Recken der Narrenbaummannschaft ans Werk. Koordiniert und dirigiert wurde dieses delikate Stück von den beiden Bammerten Markus Guggemoos und Matthias Spinner. „Eins, zwei, auf!“ und das immer wieder und wieder. Bei dem kräftezehrenden Spektakel, in dem der Baum ruckweise 90 Winkelgrade zu überwinden hatte, musste die Mannschaft mehrere Pausen einlegen, die die Ohre-Putzer, Tschäddärä und Trottwarschlurbi jeweils mit fetzigem und kunstvoll schrägem Gebläse versüßten.

Und dann dieses satte Plopp, mit dem der Baum in die Halterung rutschte! Das Finish besorgte in luftiger Höhe Michi Hugenschmidt, der hinaufgeklettert war, um den Kranz mit den Puppen mit Unterstützung von jeder Menge Bodenpersonal in die richtige Position zu bringen. Die Lörracher Fasnacht ist eröffnet!

Mehr Fotos unter www.dieoberbadische.de

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