Lörrach Kunst ist immer für den Frieden

Jürgen Scharf
Alexander Krichel machte seinem Ruf als Rachmaninow-Spezialist alle Ehre. Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Alexander Krichel gibt Klavierabend im Burghof: Rachmaninow-Spezialist

Von Jürgen Scharf

L örrach. Ist es in diesen Zeiten richtig, russische Musik zu spielen? Alexander Krichel gibt bei seinem Klavierabend am Donnerstag im Burghof – einem reinen Rachmaninow-Recital – die Antwort: Ja. Kunst sei nie für Krieg, Kunst sei immer für Frieden. Der 33-Jährige, der als Rachmaninow-Spezialist gilt, überzeugt mit einer durchgestalteten Griffigkeit und der sprichwörtlichen „Rachmaninow-Pranke“.

Krichel hat große Hände, wie Rachmaninow selber, und die braucht man für diese Solowerke. Der Hamburger Pianist kennt hier kaum technische Hürden des Klaviersatzes, er kann den ganzen Abend über ein komplettes Rachmaninow-Programm spielen. Dessen extreme Anforderungen an Spannweite und Griffsicherheit sind bei Krichel kein Thema. Aber brillantes, virtuoses Klavierspiel ist bekanntlich nicht alles. Es braucht zum Sportlichen zwingend die musikalische Tiefe, die changierenden Farbtöne und die bringt Krichel mit.

„Mister cis-Moll“

Den einzelnen Stimmungen sowohl in den späten Corelli-Variationen über das bekannte „La Follia“-Thema, dem letzten Klavierwerk Rachmaninows, wie auch in den bildhaften Etudes-Tableaux wird er voll gerecht.

Und natürlich begann er mit dem berühmten cis-Moll-Prélude, dem ersten Soloklavierwerk und Allzeithit des Komponisten, der im amerikanischen Exil „Mister cis-Moll“ genannt wurde. Krichel interpretiert dieses vielgespielte und strapazierte Werk sehr musikalisch, nuanciert und dynamisch. Kein bisschen das Odium von „Salonmusik“, sondern streng, ernst, geradlinig. So ist er auch den anderen Stücken wie dem marschartigen g-Moll-Prélude oder dem nach Debussy klingenden gis-Moll-Prélude mit seiner Auflösung der Harmonik verpflichtet.

Die „Bilder-Etüden“ spielt er sehr konturiert, nicht mit dickem Ölpinsel, sondern klar gezeichnet. Der Echo Klassik-Preisträger kann seinen kraftvollen, runden Ton einbringen, aber auch ein wuchtiges Spiel. Man merkt, dass Krichel von der russischen Schule geprägt wurde. Er spielt beseelt, aber auch voller Einsatz, sehr persönlich, und sich gegen Ende der Etudes-Tableaux richtiggehend in Trance.

Spiel wie in Trance

Schön, dass er auch die Werke selber erklärt hat, so erschließen sie sich dem Publikum doch besser. Krichels Interpretationsansatz und das Erscheinungsbild seiner Wiedergabe sagt eindeutig, dass man Rachmaninow nicht unterschätzen sollte. Besonders bei den Konzertetüden, die ja keine technischen Etüden sind, sondern eher große Klangstudien mit vielen Farbklängen. Damit die neun Etüden-„Gemälde“ nicht einfach vorbeirauschen, teilte Krichel sie in drei Blöcke.

So hörte man dann doch besser die einzelnen Tondichtungen wie das zweite Bild („Die Möwe und die See“), das berühmteste, romantischste und leidenschaftlichste Stück dieses Zyklus, die Nr. 5 mit ihrer Akkord-Deklamation, oder die Nr. 6 („Rotkäppchen und der Wolf“), der dieser Tastenvirtuose eine elementare Kraftentfaltung verleiht.

Krichel hat aber auch das Legato für den Trauercharakter der Nr. 7 und weiß mit der Etüden-Problematik von Nr. 8 umzugehen. Der sympathische Interpret konnte gut vermitteln zwischen den helleren und düsteren Stücken, den perkussiven, langsamen und den leisen und dramatischen.

Das gelang ihm auch schon vor der Pause ähnlich bei den Corelli-Variationen, wo er die Farben und das Flair der Musik wunderbar darstellte. Der Abend war also auch eine Klammer zwischen dem ersten und dem letzten Solowerk des großen Romantikers Rachmaninow und endete, wie er begonnen hat, mit dem populären cis-Moll-Prélude.

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