Weitgehend entspannt ist die Lehrerversorgung an Lörrachs weiterführenden Schulen. Dennoch: Lehrer werden weiterhin dringend gesucht. Quereinsteiger sind durchaus gefragt.
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„Wie in jedem Jahr, sind wir auch zu Beginn dieses Schuljahres mit Lehrkräften gut versorgt worden“, freut sich der Schulleiter des HTG, Frank Braun. Abzuwarten bleibe indes, ob die Ausfälle von Kollegen im laufenden Schuljahr abgedeckt werden können. Darunter fallen neben Erkrankungen auch Mutterschutz und Elternzeiten. Erfahrungsgemäß werde dies zunehmend schwieriger. Lehrkräfte als Krankheitsvertretungen seien immer weniger bis gar nicht zu erhalten, so Braun. Und zum Thema Quereinsteiger: „Wir benötigen am Gymnasium sehr gut ausgebildete Kollegen. Dies nicht nur in ihren Fächern, sondern auch in Pädagogik, Psychologie, Didaktik und so weiter. Wenn dies die Quereinsteiger mitbringen, sind diese natürlich herzlich willkommen. Ansonsten ist eine Ausbildung in den noch fehlenden Teilen unabdingbar.“
Möglichste keine Ausfälle
„Wir sind froh, dass wir dieses Schuljahr alles abdecken können“, erklärt Claudia Schäfer von der FES. „Wir konnten auch neue Pädagogen einstellen“, erzählt sie auf Nachfrage. Und das sei gerade an der FES nicht so einfach, da von den Lehrern zusätzlich zur fachlichen Qualifikation ein christliches Weltbild gefordert werde. Lehrermangel bleibe indes dennoch ein Riesenthema. Glücklicherweise sei das Personal an ihrer Schule so engagiert, dass auch einige Lehrkräfte ihr Deputat aufgestockt hätten, um die Situation zu entschärfen. Der Beruf sei zweifelsohne sehr anspruchsvoll, bilanziert Schäfer. Gesucht werden weiterhin Lehrer – und zwar in allen Fächern und Schularten.
„Die Situation am Hebelgymnasium ist in Ordnung“, sagt dessen Rektorin Stefanie Müller. Sie hofft aber, dass das Kollegium möglichst ohne Krankheitsfälle arbeiten kann, sonst könne es schnell eng werden. „Wir konnten zum Glück neue Kollegen gewinnen“, freut sie sich. Sogar eine neue Physiklehrerin – eine Spezies, die offenbar selten und begehrt ist. „Naturwissenschaften sind generell eher problematisch zu besetzen“, erklärt die Schulleiterin. Das liege sicherlich auch daran, dass man mit diesen Abschlüssen in der freien Wirtschaft Jobs finde, die weitaus besser bezahlt würden. Müller ist wie alle anderen Lörracher Rektoren froh, dass Lörrach pendeltechnisch von Freiburg aus gut zu erreichen ist. Denn es gibt viele Pädagogen, die lieber an der Dreisam wohnen bleiben möchten und täglich zur Arbeit fahren.
Lehramt studieren – diesen Appell richtet Martin Jegle, Rektor der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule (ASG), an junge Menschen. Ebenfalls willkommen sind ihm Quereinsteiger. Denn: „Wir starten dieses Schuljahr mit Minusstunden.“
Lernzeit wird gekürzt
Als Konsequenz deutlich gestiegener Schülerzahlen musste die Schule einen Ganztags-Nachmittag streichen – allerdings fällt dieser auf die individuelle Lernzeit, so dass kein Fachunterricht ausfallen muss. „Wir haben das Angebot von vier auf drei Nachmittage kürzen müssen. Es wird aber eine Betreuung angeboten“, erläutert der Schulleiter. In der Grundschule stehe man gut dar, besser als letztes Schuljahr. In der Sekundarstufe indes fehlen Lehrer. Denn die 8. und 9. Klassen sind statt bisher drei- jetzt vierzügig, und es gibt eine Sprachvorbereitungsklasse für geflüchtete Kinder. All das binde Personal. Jegle ist aber froh, dass die Einschränkungen im Rahmen bleiben und das Verständnis von Elternseite her groß sei. Er freut sich weiterhin über Neuzugänge und ist zuversichtlich, dass die Lehrer-Lücken an der ASG bald wieder geschlossen werden können.
„Wir suchen immer Lehrer“, heißt es auch von der Freien Waldorfschule. Geschäftsführerin Valérie Ralle sieht ihre Schule aber für dieses Schuljahr gut aufgestellt. „Alle Fächer sind abgedeckt“. Allerdings sei die Nachbesetzung frei gewordener Stellen deutlich schwieriger geworden. Gab es vor fünf Jahren noch bis zu 30 Bewerber auf eine Stelle, sei es heute maximal die Hälfte. „Das ist ein allgemeines Phänomen, nicht nur an unserer Schule“, weiß sie.
Bedarf ist an der Waldorfschule keineswegs nur im MINT-Bereich, sondern fächerübergreifend. „Auch in Sport und Kunst könnten wir Lehrpersonal gebrauchen“, erläutert Ralle. Auch sie zeigt sich Quereinsteigern gegenüber sehr aufgeschlossen.
Immer auf der Suche
Aber natürlich sei die Einarbeitung deutlich aufwendiger. „Wir müssen diese Kollegen intensiver begleiten und schauen: Was bringt dieser Mensch mit, was für eine Ausbildung hat er, welche Erfahrungen, welche Persönlichkeit?“ Für alle Schulen sieht sie eine wichtige Aufgabe darin, Antworten auf die neuen Herausforderungen des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels zu finden. Und: „Wenn ein Kollege in Rente geht, fehlt nicht nur die Lehrkraft, sondern auch der Mensch mit allem, was er mit- und einbringt.“ Ihr ist es sehr wichtig, dass es den Kollegen gut geht, dass sie sich wohl fühlen, Wertschätzung erfahren, Fortbildungen bekommen. Mitarbeiter-Pflege ist für sie „ein großes Thema, das immer wichtiger wird.“