Lörrach Lesetipps mit viel Esprit

Die Oberbadische
Denis Scheck zeigte sich in der Stadtbibliothek gewohnt eloquent. Foto: Regina Ounas-Kräusel Foto: Die Oberbadische

Literatur: Denis Scheck stellt lesens- und hörenswerte Werke vor

Von Regina Ounas-Kräusel

Wenn Denis Scheck Werke der Literatur analysiert, dann ist das unterhaltsam, kurzweilig, erhellend. Am Donnerstag stellte der bekannte Literaturkritiker in der Stadtbibliothek rund 30 Neuerscheinungen aus Deutschland, aus Frankreich dem Gastland der Frankfurter Buchmesse und aus anderen Ländern vor.

Lörrach. Gute Literatur hilft dem Leser, mehr von der Welt zu sehen. Dies gab Denis Scheck seinen Zuhörern als Maßstab mit, um in der großen Fülle des Buchmarktes die lesens- oder auch hörenswerten Werke zu finden. Allein in Deutschland erscheinen jedes Jahr rund 90 000 neue Bücher. Als Beispiel nannte er Jan Wagners „Selbstporträt mit Bienenschwarm“. Wagner beschreibt in seinen Gedichten das Nahe ganz neu. Da tanzen zum Beispiel Mücken, so „als hätten sich alle Buchstaben auf einmal aus der aus der Zeitung gelöst“.

Denis Scheck empfahl seinen Zuhörern, sich an der Verleihung von Literaturpreisen zu orientieren und schränkte dies gleich wieder ein. Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Bob Dylan hielt er für einen Fehlgriff. Den diesjährigen Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro und seine Romane zwischen Science Fiction, Fantasy und ernster Literatur lobte er dagegen sehr. In Ishiguros neuestem Roman „Der begrabene Riese“ gerate ein Ehepaar auf der Suche nach seinem Sohn in einen Nebel, der das Gedächtnis auslösche – in den Atem eines Drachen, schilderte Scheck und urteilte: „Ishiguro hat immer wieder von Siegen über Drachen geschrieben. Er hat den Nobelpreis verdient.“

Eloquent und pointiert kommentierte der Kritiker eine große Vielfalt an literarischen Werken – Gedichtbände, Biografien, Science Fiction, Romane mit historischen Wurzeln und Werke, die sich mit dem „Genderfluid“, den Geschlechterrollen, befassen. Als großen Schelmenroman pries er „Peter Holtz“ von Ingo Schulze. Der Romanheld wandert in der DDR in die Psychiatrie, weil er bis zuletzt an die Vorzüge des Systems glaubt. Nach der Wende wird er in einer urkomischen Wandlung zum Christen und schließlich zum Kapitalisten. Selbst auf dem „Misthaufen“ der Regionalkrimis fand Denis Scheck als „Orchidee“ das Buch „Im Grab schaust du nach oben“ von Jörg Maurer und lobte die geschliffene Sprache.

Der Literaturkritiker empfahl auch mehrere Neuerscheinungen aus Frankreich, darunter „Die drei Geschichten“ von George Flaubert in hervorragender Übersetzung. Als Hörbuch legte er den Zuhörern unter anderem „Harry Rowohlt erzählt sein Leben von der Wiege bis zur Biege“ ans Herz. Auch als ein Herr aus dem Publikum von seiner geplanten Japanreise erzählte und nach einem Buch fragte, das ihm die Mentalität der Japaner nahe bringen könnte, wusste Denis Schenk eine Antwort. Er empfahl „Das Kopfkissenbuch“, in dem Sei Shonagon, eine japanische Hofdame aus dem elften Jahrhundert, ihren Alltag festhielt.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading