Allerdings würden viele Menschen zunehmend am Sinn der Maßnahmen zweifeln ohne sich an Demonstrationen zu beteiligen. Die Impfquote von jetzt über 70 Prozent sei nicht freiwillig erreicht worden, sondern durch massiven Druck. Selbst Bürger, die zu Beginn noch Verständnis für die Maßnahmen gehabt hätten und sich freiwillig impfen ließen, kämen nun ins Grübeln. Auch dieser Teil müsse sich artikulieren. „Gerade die differenzierten Meinungen sind für eine respektvolle Debatte unverzichtbar,“ so Lindemer.
Ebenfalls unverzichtbar sei jedoch die Nachvollziehbarkeit und Verlässlichkeit der Beschlüsse. Es führe beispielsweise zu Vertrauensverlust, wenn die Landesregierung an der Alarmstufe 2 feshalte, obwohl die von ihr selbst festgelegten Regeln bei Unterschreitung der 450 Intensivpatienten eine Lockerung vorsehen. In einem Rechtsstaat müsse sich auch die Regierung an Regeln halten und notwendige Einschränkungen von Grundrechten gut begründen.
Wer das fordere, sei nicht automatisch ein Querdenker oder Schlimmeres, sondern fordere lediglich die Einhaltung von Verfassungsgrundsätzen. Kritik und Demonstration seien ein wichtiger Teil von Rechtsstaat und Demokratie. Diese müssten auf friedlicher und sachlicher Ebene möglich sein ohne gleich in bestimmte Schubladen zu geraten.