Von Kristoff Meller
Lörrach. Erst Hertie dann Karstadt: Seit nunmehr 50 Jahren steht an der Kreuzung von Tumringer-, Basler-, Turm- und Teichstraße ein großes Warenhaus und prägt das Lörracher Stadtbild. Ein Grund zum Feiern für alle Beteiligten.

Filialschließungen, Entlassungen, Sparmaßnahmen – die deutschlandweiten Nachrichten über den Warenhauskonzern Karstadt waren in jüngster Vergangenheit meistens eher kein Grund zum Anstoßen. Doch in der Grenzstadt Lörrach sieht die Welt nicht zuletzt wegen des Frankenkurses  ganz anders aus: Der   Handel floriert, die Kassen klingeln. Die Karstadt-Filiale in der Lerchenstadt  gehört von den wirtschaftlichen Zahlen her mit zu den besten Standorten für den Konzern in ganz Deutschland: „Jeder, der Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Konzepts eines Warenhauses hat, sollte hier nach Lörrach kommen“, erklärte Thomas Wanke von der Geschäftsleitung der Karstadt Warenhaus GmbH beim  Festakt am Donnerstagabend (wir berichteten).

„Karstadt ist ein Aktivposten in unserer Stadt.“

Mit Sekt und großer Marzipantorte wurde der von Filialgeschäftsführer Enrico Wallborn und seinen 150 Mitarbeiter „sehr erfolgreich geführte Standort“ (Wanke) gefeiert. Nicht nur Landrätin Marion Dammann fand lobende Worte, auch Oberbürgermeister Jörg Lutz schwärmte vom „Einkaufserlebnis“ sowie  der guten Zusammenarbeit und bedankte sich mit Freikarten für die Lörracher Bäder bei den Mitarbeitern und einer Urkunde für „50 Jahre Partnerschaft“ bei Wallborn, der seit fast sieben Jahren Filialgeschäftsführer ist.

Und das vielfach geäußerte   Lob ist laut  Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung „überaus berechtigt“. Denn Karstadt sei nicht einfach nur ein großer Filialist ohne Gesicht, sondern ein „Aktivposten in Lörrach“. Enrico Wallborn und sein Team „sehen sich als Teil der Solidargemeinschaft mit der Stadt. Sie bringen sich ein“, erklärt Ziegler-Jung. Sei es als langjähriges Mitglied bei Pro Lörrach, bei der Weihnachtsbeleuchtung oder in Arbeitsgruppen zu Themen wie der Installation der  Poller und der Stadtentwicklung.

Ressentiments gegen Bau des Hauses

Vor 50 Jahren sei es allerdings „eine mutige Entscheidung" gewesen, das große Einkaufshaus an der  viel befahrenen Tumringer Straße zu bauen, so die Wirtschaftsförderin. Damals habe es zunächst auch „Ressentiments des Einzelhandels“ gegen ein so „großes Kaufhaus in der Mitte“ gegeben, ergänzte Horst Krämer, Vorsitzender von Pro Lörrach.

Doch der Bau des Hertie-Kaufhauses in heutiger „1A-Lage“ markierte  laut Ziegler-Jung den „Aufbruch der Stadt“ in eine neue Zeit: von der Arbeiter- zur Handelsstadt.  Inzwischen ist Lörrach  zu einer Einkaufsstadt mit einem attraktiven Branchenmix gewachsen, das Hertie-Haus sei damals aber „der Eisbrecher“ für diese Entwicklung gewesen, betonte die Wirtschaftsförderin.

Laut Ziegler-Jung ist das „Warenhausformat noch immer unverzichtbar“ für Lörrach: „Das vielfältige Sortiment gibt mir als Kunde das Gefühl, das was ich brauche, bekomme ich in Lörrach.“  Zumal die Karstadt-Filiale mit mehr als 9000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte Kaufhaus zwischen Freiburg und Konstanz  ist. Und Enrico Wallborn, der „Motor des Schiffes“ (Krämer), hat noch „viele Ideen“, um das Haus weiterzuentwickeln. Doch zunächst wurde und wird jetzt noch bis in die nächste Woche  der runde Geburtstag mit diversen Sonderaktionen – wie der „Ladies Night“ am Donnerstag – im Haus gefeiert.

Kurzinfo:
1965: Eröffnung des Kaufhauses „Hertie“ am 26. März in zentraler Lage in der Innenstadt, wo zuvor das traditionsreiche Gasthaus „Hirschen“ stand
1974: Sanierung und Umbau, 5. Stock wird zur Verkaufsfläche
1990: Modernisierung des Gebäudes anlässlich des 25. Geburtstages für rund 7,5 Millionen Mark
2000: Umbau und Sanierung bei laufendem Betrieb. Die heutige Glasfassade entsteht. Eröffnung am 5. Oktober unter dem neuen Namen „Karstadt“ mit 9200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Investitionen von 16,7 Millionen Mark