Von Guido Neidinger
Wohnungsbau: Kernstadt hat größtes Potenzial mit 3170 Wohnungen / Auch Außenbereiche entwickeln
Von Guido Neidinger
’Das Statistische Landesamt prognostiziert: Lörrach wird in den nächsten zehn Jahren um bis zu 2200 Einwohner wachsen – auf dann deutlich über 50 000 Menschen. Zu einer besonderen Herausforderung wird damit die Wohnraumversorgung.
Lörrach. 2500 zusätzliche Wohnungen werden also mittelfristig benötigt. Schwierig, aber nicht unmöglich, sagen die Experten des Büros „pesch partner architekten stadtplaner“. Sie haben im Auftrag der Stadt ein Potenzialmodell erstellt. Dieses wurde dem Gemeinderat am vergangenen Donnerstag von Mario Flammann vorgestellt (wir berichteten).
Überraschend weist das Modell für die Kernstadt ein großes Potenzial für den Wohnungsbau aus. Langfristig sollen hier 3170 Wohneinheiten realisierbar sein – kurzfristig, also bis 2020, immerhin 350. Auch der Stadtteil Haagen bietet laut Gutachten „großes Potenzial“. Mittelfristig sollen hier 350 Wohnungen gebaut werden können.
„Aber auch in Brombach und au dem Salzert stehen ausreichend Flächenpotenziale zur Verfügung, hier allerdings im Außenbereich und überwiegend mit einem vergleichsweise hohen Flächenverbrauch bei geringen Dichtewerten“, heißt es im Gutachten.
Das Potenzialmodell geht davon aus, dass langfristig (bis 2030) in der Gesamtstadt 5530 Wohnungen gebaut werden können, bis 2025 immerhin 2920. Ob das tatsächlich möglich ist, scheint eher fraglich, weil zum Beispiel auch Flächen in Außenbereichen einbezogen wurden, die sich in Landschaftsschutzgebieten befinden, oder Baulücken in Privatbesitz. Auf die einzelnen Bereiche entfallen insgesamt folgende Wohnbaupotenziale: Kernstadt 3170 Wohnungen, Stetten 630, Salzert 700, Brombach 430, Tumringen/Tüllingen 100, Hauingen 150, Haagen 350. Kurzfristig sind allerdings lediglich in der Kernstadt 350 Wohnungen realisierbar und in Tumringen/Tüllingen 80.
Das Gutachten empfiehlt angesichts der Dringlichkeit, kurzfristig für Entlastung auf dem angespannten Wohnungsmarkt zu sorgen, und den Fokus auf die innerstädtischen Flächenpotenziale zu legen, da diese „eine hohe Eignung voraussetzen und in denen sich eine vergleichsweise hohe bauliche Dichte verträglich umsetzen lässt“. Mit anderen Worten: viele Wohnungen auf wenig Fläche. Als Beispiel dafür, dass sich dies trotzdem „mit einer hohen Freiraumqualität vereinen lässt“, dient die Bebauung des Niederfeldplatzes. Weiterer Vorteil: die Innenstadtnähe und damit die gute Anbindung. Zu den bereits vorbereiteten Flächen gehören das Postareal, das ehemalige Areal Weberei Conrad (MMZ) und die Fläche „Nördlich Engelplatz“. Ein weiteres Argument für die schnelle Entwicklung dieser Flächen mit 230 Wohnungen ist laut Gutachten „die bereits hohe Akzeptanz in der Bevölkerung“.
Die aufgezeigten innerstädtischen Flächenpotenziale, die kurzfristig für den Wohnungsbau zur Verfügung stehen, werden laut Gutachten „den bereits sehr angespannten Lörracher Wohnungsmarkt nur begrenzt entlasten können“. Das gilt auch unter Berücksichtigung der weit vorangeschrittenen Entwicklung der Flächen Belist in Haagen und Schöpflin in Brombach mit 300 Wohneinheiten. Folglich empfehlen die Experten, mittelfristig „Flächenreserven am Siedlungsrand“ heranzuziehen. Dabei sollen die Flächen berücksichtigt werden, die aufgrund bestehender Bebauung zumindest eine mittlere Verdichtung erwarten lassen. Hierfür kommen die Baugebiete Bühl und die Alte Rheinfelder Straße (Salzert Nord) in Frage. Die Experten gehen davon aus, dass hier bis 2025 rund 610 Wohneinheiten geschaffen werden können.
Eine wesentliche Entwicklungschance sehen die Experten in der Arrondierung von Park- und Freiraumrändern. Hier kann – bedingt durch die unmittelbare Lage am Freiraum – nach ihrer Ansicht stark verdichtet gebaut werden. Als Beispiele werden die Flächen der Tennisplätze im Grütt ebenso genannt wie die Nordstadt, die Flächen Lerchengrund, Salzert Süd und Neumatt Brunnwasser. Wenn die Stadt schnell handelt, könnten hier laut Gutachten bis zum Jahr 2025 bis zu 1165 Wohnungen entstehen.
Das Gutachten lenkt außerdem den Blick auf sogenannte Transformationsflächen, also Flächen, die heute noch anderweitig genutzt, aber künftig für den Wohnungsbau entwickelt und zur Verfügung gestellt werden könnten. Das gilt beispielsweise für das Umfeld des Stadteingangs Teichstraße, das Kreiskrankenhaus (die Verlagerung ist bereits geplant), das Quartier Ötlinger Straße und die Fläche der Firma Technische Textilien.
Die Gutachter gehen davon aus, dass hier bereits bis 2025 bis zu 340 Wohnungen entstehen können.