Bienen sind wertvolle, aber bedrohte Nutztiere. Darum wird Imkern als Hobby immer beliebter – auch in der Stadt. Im Landkreis halten derzeit 550 Imker insgesamt 4249 Bienenvölker.  

Von Kristoff Meller

Lörrach. Ob Apfelbaum oder Beerenstrauch – ohne Bestäubung geht es nicht. Insekten bestäuben nahezu alle Obst- und Gemüsesorten und ermöglichen so die Fruchtbildung. In Deutschland beträgt der ökonomische Nutzen durch Bestäuber laut dem Deutschen Imkerbund rund zwei Milliarden Euro im Jahr. Doch Bienen und anderen Insekten machen Monokulturen in der Landwirtschaft, Pestizide, und Parasiten schwer zu schaffen.

Mehr Futter dank „Aktionsplan Biodiversität“

Die Stadt Lörrach hat darum bereits vor vier Jahren den „Aktionsplan Biodiversität“ beschlossen. Seither wurden unter anderem auf immer mehr öffentlichen Grünflächen heimische Stauden statt Wechselflor angepflanzt, um artenreiche Lebensräume zu schaffen. „Es braucht die entsprechende Futtergrundlage, damit sich die Populationen von alleine erholen“, erklärt Britta Staub-Abt, städtische Fachbereichsleiterin „Umwelt und Klimaschutz“.

Und die Anstrengungen zeigen Wirkung: „In der Stadt blüht immer irgendwas. Futterknappheit gibt es höchstens bei einem plötzlichen Kälteeinbruch oder langen Regenperioden“, sagt Otto Fröhlich. Der leidenschaftliche Hobbyimker betreibt seit sieben Jahren Bienenstöcke nach Demeter-Regeln an zwei Standorten mitten in Lörrach.

Die 25 Kilogramm Honig, die er jährlich erwirtschaftet, verkauft er unter Freunden. „Wirtschaftlich macht das keinen Sinn, das ist Liebhaberei“, erklärt Fröhlich, der von dem „intelligenten Organismus“ fasziniert ist. Bis zu fünf Kilometer weit fliegen die Bienen, auf der Suche nach Nahrung und teilen ihren Kollegen anschließend mit einem ausgeklügelten Tanzsystem die Wegbeschreibung zum Futter mit.  

Den derzeitigen Trend zum eigenen Bienenvolk für Balkon oder Garten – passende Häuschen und Tiere gibt es mittlerweile sogar im Internet – sieht Fröhlich jedoch kritisch und ist damit nicht allein: „Wir begrüßen das Interesse an der Imkerei – wir brauchen die Bienen hier in der obstreichen Region, aber Bienen halten ist eine hochkomplizierte Sache“, sagt  Alexandra Kostorz, Fachbereichsleiterin „Veterinärwesen & Lebensmittelüberwachung“ im Landkreis. Es brauche dazu sehr  viel Erfahrung und  am besten einen Mentor über mehrere Jahre. Denn die Insekten seien vielen äußeren Einflüssen und Krankheiten wie der Varroamilbe  ausgesetzt, die ein Laie oftmals nicht rechtzeitig erkenne.

Grundsätzlich kann in Deutschland   jeder Bienen halten.  Das  Bienenvolk muss lediglich beim Veterinäramt registriert werden. Denn Imker sind laut Kostorz aufgrund der Bienenseuchenverordnung „verpflichtet, Krankheiten zu melden“. Kostorz rät: „Kaufen Sie Ihre Bienen von einem Imker, der schon lange im Geschäft ist und lassen sie sich ein Zeugnis geben, dass das Volk keine Krankheiten hat.“

Wer plane, sich ein Bienenvolk anzuschaffen, sollte sich laut Kostorz auch mit dem Ordnungsamt in Verbindung setzen und den Standort im Vorfeld abklären. Anfänger sollten  außerdem einem Imkerverein beitreten, die Einsteiger-Kurse anbieten.

Der Imkerverein Lörrach hat beispielsweise  kürzlich 17 Interessierte an sieben Abenden theoretisch ausgebildet, bevor sie nun auf dem Gelände der Badenova ein Jahr lang praktisch an Bienenvölkern ausgebildet werden. Der Verein hat mit dem dritten Kurs dieser Art laut dem Vorsitzenden Norbert Uttner bereits 100 Interessierte an das Imkern herangeführt und folge damit „einem bundesweiten Trend“. Seit 2005 steige in Deutschland die Anzahl der Imker wieder kontinuierlich von etwa 90 000 auf etwa 130 000 im Jahr 2017.

Der Arbeitsaufwand für das Hobby hängt von der Jahreszeit ab: Während Otto Fröhlich beispielsweise zwischen April und Juni rund vier Stunden pro Woche vor Ort ist, gibt es nach einer intensiven Betreuungsphase im November eine lange Ruhepause bis zum Frühjahr. Viele Abläufe, die ein Imker lernen müsse, seien abhängig von der Jahreszeit. Man müsse die Chronologie verstehen: „Ich mache das jetzt im siebten Jahr selbstständig, hatte davor drei Jahre lang einen erfahrenen Bienenvater und lerne trotzdem noch immer regelmäßig dazu.“