Lörrach Macht und Mord

Die Oberbadische
Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Erzähltheater: Geschichte mit Zeitsprüngen: Bea von Malchus präsentiert im Nellie „Heinrich VIII.“

Von Ursula König

Lörrach. Die Kunst des Erzähltheaters hat die Freiburgerin Bea von Malchus perfektioniert. Mit großem Stoff begeisterte sie am Sonntag im voll besetzten Lörracher Nellie Nashorn.

„God save the queen“: Diese Klänge stehen zu Beginn einer abenteuerlichen Reise in die Welt von Heinrich VIII.. Dessen Tochter Elisabeth liegt mit Zahnschmerzen auf dem Sofa. William Shakespeare leistet ihr Gesellschaft und stellt sein neuestes Stück vor. Der Hauptdarsteller ist ihr Vater. Von Malchus taucht ein in verworrene Gefühlswelten. Sie beginnt mit dem Tod des alten Königs, der seinem Sohn „Henry“ erklärt, wie wichtig ein männlicher Thronfolger sei.

Vom unbedarften Jüngling bis zum Herrscher Englands, der seine Macht auszureizen weiß, porträtiert die geschichtskundige Kabarettistin einen Menschen, dem alle Mittel recht waren, sich zu ermöglichen, was er wollte. Er schreckte nicht davor zurück, einige seiner Ehefrauen köpfen zu lassen ebenso wie zwölf seiner Minister. Er galt als Sportler, sensibler Komponist und spielsüchtig. Obwohl tief gläubig, stellte er sich gegen die römische Kirche, um Scheidungen durchzusetzen und seine eigenen Gesetze zu erstellen.

Es gibt viel Personal am Hof, was für Bea von Malchus kein Problem darstellt. Sie trägt ein Kleid, das wandelbar ist. Minimalistisch ausgestattet lenkt so nichts von ihrer Schauspielkunst ab. Der Blick hängt gebannt an ihr, wenn sie mit einem Handgriff die Spitzen um ihren Kopf drapiert oder ihr Kleid zu einer Robe hochschlägt. Was sie braucht, um sich in eine der Gattinnen oder einen der königlichen Ratgeber zu verwandeln, trägt sie am Körper. Ihre Stärke ist der sprachliche Ausdruck und ihre verblüffende Mimik.

Die Zuschauer erleben Königin Elisabeth als kleines Kind, amüsieren sich über den koketten französischen Akzent der zweiten Gattin Henrys und leiden mit seinen Ratgebern, die er in den Turm werfen lässt, wenn sie ihm widersprechen. So entwirft von Malchus das Bild eines Herrschers, der seine infantilen Bedürfnisse nie abgelegt hat. Das wirkliche Glück scheint so weit entfernt wie ein legitimer männlicher Thronfolger.

Geschichte wird lebendig

Geschichte wird lebendig, wenn von Malchus Fakten mit modernen Errungenschaften mischt. Sie versteht es, eine Brücke zum Jetzt zu bauen. Ein kleiner angenehmer Schauer bleibt angesichts der Tatsache, nicht in diese Hofetikette eingebunden zu sein.

Immer wieder kehrt von Malchus zur Ausgangssituation zurück, lässt Shakespeare mit der Königin plaudern, die sich der Faszination seiner Geschichte nicht erwehren kann, obwohl oder weil ihr Vater in keinem guten Licht erscheint.

Ob das Stück zum Weinen oder zum Lachen sei, hatte sie zu Beginn gefragt. Beides, erklärte Shakespeare. Und das macht auch die Kunst der Darstellerin aus. Sie lotet die menschlichen Abgründe ebenso aus wie die Alltagskomik, die sie fantasievoll erschafft. Pompös, mit Gespür für die kleinen Geste schafft sie unterhaltsame Kontraste, die ein Bild der Vergangenheit schaffen, die sich so oder so ähnlich zugetragen haben könnte.

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