Lörrach Manege frei für Meret Becker

Bernhard A. Wehrle
Die Schauspielerin und Sängerin Meret Becker ist im Burghof aufgetreten und hat in ihrer Darbietung auch zahlreiche Elemente einer klassischen Zirkusdarbietung. Die vielseitige Künstlerin begeisterte die Besucher. Foto: Bernhard A. Wehrle

Die Schauspielerin, Hörbuchsprecherin und Sängerin begeistert im Burghof mit einem energiegeladenen Auftritt. Begleitet wird sie auf der Bühne durch die Band The Tiny Teeth.

An diesem Abend ist die Manege auf der Bühne des Burghofs Lörrach alles andere als frei oder leer. Das Publikum hat Zeit, sich das vorzustellen, was da zwischen Orgelklavier, Violoncello, mit Wasser gefüllten Gläsern, Discokugel und Großgerüst mit Stoffbespannung und Ring am Seil wohl so ablaufen wird. Raum für Assoziationen. Die Spannung steigt.

Unprätentiös erscheint die Künstlerin mit ihren Mitmusikern. Alle richten sich gemeinsam ihre Menagerie ein, in der sie für knapp zwei Stunden ohne Pause „gefangen“ sein werden. Gekommen sind sie, um zu erzählen: von der Sehnsucht der Menschen, aufzubrechen, miteinander wegzulaufen, in Gedanken wie auch in der Wirklichkeit, und auch vom niemals Ankommen, der Angst vor dem Fremden und dem Fremdsein.

Ungewöhnliche Klänge

Zu Klängen der Glasharfe, mit Schwingungen von nassen Rändern wasserbefüllter Gläser, erklingt ruhig der Satz, „Was ich habe, will ich nicht verlieren“, und dann der harte Schlag der Trommel und „Wo ich bin, will ich nicht bleiben, die ich liebe, will ich nicht verlassen“. In starken Wort- und Musikbildern werden diese Widersprüche präsentiert. Mit nicht alltäglichen Instrumenten wie der singenden Säge oder dem geheimnisvollen Homofon, gespielt aus einem Kasten in der Tiefe der Bühne entstehen atmosphärische, beeindruckende Klangnetze.

Meret Beckers Darbietungen werden kongenial umrahmt und begleitet von Marie-Claire Schlameus an Violoncello und Effekten, von Buddy Sacher an Gitarre, Gitarrenbanjo, Mandoline und Metallklangblättchen sowie Ben Jeger an Glasharfe, „Zirkusorgel“, Klavier und Akkordeon. Eine helfende Hand für alles auf der Bühne und die kleine Akrobatin vervollständigen stimmig das Bild des imaginären Zirkus im Burghof.

Stimmliche Bandbreite

Stimmlich lässt die Schauspielerin fast nichts aus. Von Tieftönen zu schrillem Kreischen und von Gesang durch den mundangepassten Metalltrichter und Klanggurgeln mit Wasser im Mund. Überhaupt bildeten die auch mal ungewöhnlich lustigen Darbietungen, wie der Auftritt mit einem aufgeblasenen Luftballon in Form eines Mopses oder die über Lagen von Eiern im Karton balancierenden Beine eine Erleichterung zwischen den oft auch nachdenklichen Texten. Es wurde viel gelacht und auch mit Szenenapplaus nicht gespart.

Berlinerisch blitzt auf

Dass Meret Becker aus einer Artistenfamilie kommt, zeigt sie, nachdem sie einem gerafften Tüllkokon entstiegen im Seiltänzerinnenkostüm im Ring am Seil hoch über Band und Bühne überzeugt. Berlinerisch blitzte immer wieder durch. Gesungen oder gesprochen wurde, wie zum Zirkus passend, vielsprachig europäisch oder mit aneinandergereihten, auch einmal erfundenen Sprachfetzen im spontanen Wechsel.

Der Eindrücke und Bilder waren bunt und mannigfaltig. Assoziativ genannt seien der vom Zirkusgastspiel zurückbleibende helle Fleck, der junge Mann, der sich in die Schlangenkünstlerin verguckt hatte, der Hase als Zauberer und die Seemänner auf dem Narrenschiff in voller Fahrt unbeirrt voraus auf Klippe und Ungewissheit.

Zu erzählen gäbe es noch so vieles. Der fulminante Auftritt von Meret Becker und The Tiny Teeth fand nach drei „Vorhängen“ einen Abschluss mit dem Ballonmops und Meret Becker nach kräftigem Schluck im Ring. Allen im Publikum wird wohl der unvergessliche Satz der Künstlerin „Hätte ich nur getan, was ich kann, wäre ich tatenlos geblieben“ nachklingen.

Bleibt zu hoffen, dass der Auftritt viele Menschen anregt, dorthin zu gehen, wo Menschen real Kultur schaffen, sei es im Burghof oder in Zirkuszelten landauf und landab.

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