Lörrach Masken auf: Der Vorhang fällt!

Nils Straßel
Die Maskentheater-Formation Lörrach- Strasbourg mit Tim Krause (liegend) Foto: zVg

Porträt: Das binationale Maskentheaterensemble Lörrach-Strasbourg integriert Menschen mit Behinderung

Lörrach/Straßburg - Es überwindet Grenzen – in vielerlei Hinsicht: Das neue Maskentheaterensemble Lörrach-Strasbourg hat Mitglieder von beiden Seiten des Rheins und integriert Menschen mit geistiger Behinderung. Ihre Aufführungen sind wortlos, und die Akteure tragen dabei selbst gefertigte Masken.

Alles beginnt mit einer Maske. Bevor der Theatergruppe neue Mitglieder beitreten können, müssen sie erst eine für sich selbst anfertigen. Ein Gipsabdruck vom eigenen Gesicht dient als Basis, die anschließend mit Ton modelliert wird. Beim Formen der einzelnen Gesichtszüge sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt: Ob Rastalocken, Segelohren oder Bärte bis zum Boden – alles liegt im Bereich des Möglichen. „Der Vorgang dauert mehrere Wochen, und keiner startet mit einer festen Idee“, erzählt Gruppenleiter Tim Krause im Gespräch mit unserer Zeitung.

Entstanden ist das rund 15 Mitglieder zählende Ensemble, als der Lörracher Theaterpädagoge im Herbst 2018 in Zusammenarbeit mit dem SAK und der Lebenshilfe einen Maskenbau-Workshop für behinderte und nicht behinderte Menschen in der Lerchenstadt veranstaltete. Parallel organisierte er einen ähnlichen Workshop in Straßburg. An beiden Orten fanden sich unter den Maskenbildnern mehrere Theaterinteressierte, die sich daraufhin zu der binationalen Schauspielgruppe zusammenschlossen. „Sie alle verbindet die große Lust, Theater zu spielen“, erzählt Krause.

Die Faszination für die Masken sei auch heute noch die Hauptattraktion für neue Mitglieder: „Zuerst wollen viele nur eine Maske bauen, aber nachdem sie wochenlang daran gearbeitet haben, möchten sie auch beim Theater mitspielen.“

Die Eigenkreationen erfüllen mehrere Funktionen für die Schauspieler: Sie stellen Charaktere dar, in deren Rolle sie später auf der Bühne schlüpfen. Beim Modellieren wird mit jedem Gesichtszug auch ein Persönlichkeitsmerkmal hinzugefügt. „Die meisten geben ihren Masken sogar Namen“, verrät Krause. Außerdem schaffen sie für alle Akteure eine gemeinsame Ausgangsposition. Ob alt oder jung, Mann oder Frau, Deutscher oder Franzose: Mit Maske seien alle gleich – und doch einzigartig.

Aufgrund der Masken werden die Stücke wortlos inszeniert – besonders für die Teilnehmer mit geistigen Behinderungen sei das eine Erleichterung, so Krause. Schwierigkeiten, sich Texte zu merken oder sie laut auszusprechen, spielen somit keine Rolle.

Wegen der fehlenden Sprache ist Musik bei ihren Auftritten von großer Bedeutung. Bei Aufführungen wird die Gruppe von einer Akkordeonspielerin begleitet. Mit ihrer Musik hilft sie, die Handlung zu strukturieren und eine witzige Atmosphäre zu schaffen. Was sich dann auf der Bühne abspielt, erinnert an Stummfilm-Komik à la Charlie Chaplin.

Momentan beschränkt sich das Programm des Ensembles noch auf gebuchte Kurzauftritte oder Impro-Straßentheater wie auf dem internationalen Sommerfest in Lörrach. Krause hofft jedoch, im Herbst in einem eigenen Bühnenprojekt in Lörrach und Straßburg ein mit dem Ensemble gemeinsam entwickeltes Stück vorführen zu können. Er sieht in dem Projekt eine große Chance, die deutsch-französische Freundschaft zu stärken: „Wir haben so viele Gemeinsamkeiten, die aber langsam in Vergessenheit geraten.“

Ein Herzensanliegen der Gruppe: „Es ist wichtig, dass inklusive Kunstprojekte sichtbarer werden.“

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