Lörrach Maßvolle Geldspritze für Straßenfasnacht

Guido Neidinger
Noch ist unklar, ob und in welchem Umfang die Lörracher Fasnacht 2021 stattfinden kann. Foto: Kristoff Meller

Kultur: Fraktionen befürworten Zuschüsse / Grüne uneinig – Böhler verletzend

Lörrach - Die Narrengilde erhält von der Stadt Lörrach – vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats – zur Durchführung der Straßenfasnacht im kommenden Jahr einen institutionellen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro. Außerdem gleicht die Stadt die in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie verursachten geringeren Einnahmen aus. Dafür erhält die Gilde 11 000 Euro aus dem Kulturetat.

Dieses Stimmungsbild zeichnete sich am Dienstagabend im Hauptausschuss bei vier Enthaltungen ab. Die Enthaltungen kamen aus dem Lager der Grünen.

Fritz Böhler, der Sprecher der Grünen-Fraktion, positionierte sich als Kritiker der Straßenfasnacht. Er beurteilte die Zuschüsse einerseits als rechtlich bedenklich. Andererseits fand er immer wieder diskreditierende Worte für die Straßenfasnacht. Wörtlich sagte er zum Beispiel: „Wenn das komische Narrenschiff abbrennt, dann finden sich flugs 12 000 Euro . . .“ Der Gilde empfahl er rhetorisch fragend: „Geht es nicht eine Nummer kleiner?“

Völlig anders sieht dies Böhlers Fraktionskollegin Margarete Kurfeß. Sie dankte mehrfach den Sprechern der anderen Fraktionen für ihre Redebeiträge. Diese hatten die von der Verwaltung vorgelegte Zuschussregelung für die Straßenfasnacht als praktikabel und gerechtfertigt gelobt.

Für Ulrich Lusche (CDU) ist die Fasnacht „ein wesentlicher Bestandteil unseres Kulturlebens“. Allerdings müsse die Stadt bei den Zuschüssen wegen der unsicheren Finanzlage auf Sicht fahren, was mit dieser Regelung der Fall sei. Lusche warnte vor einer Blockadehaltung, durch die die lebendige Lörracher Straßenfasnacht Schaden nehmen könnte.

Als völlig unpassend bezeichnete Hubert Bernnat (SPD) Böhlers Vergleich der Lörracher Fasnacht mit Ballermann und Alkoholexzessen in Ischgl. Gerade in punkto Prävention verhalte sich die Gilde vorbildlich. Bernnat vewies darauf, dass die Fasnacht viele Menschen mitnehme, „die sich von dem sonstigen Kulturangebot der Stadt nicht angesprochen fühlen.“ Viele tausend Menschen seien mit viel Engagement und Herzblut dabei.

Auch Jörg Müller (Freie Wähler) übte harsche Kritik an den Negativ-Äußerungen von Böhler. Die Narrengilde habe weder „wirre Szenarien“ bei ihren Ausgaben entwickelt, noch bestehe die Gefahr einer „Übernahme durch die Kulturindustrie“, wie es der Grünen-Sprecher in den Raum geworfen hatte. Die von der Verwaltung vorgelegte Zuschussregelung bezeichnete Müller als „maßvoll“.

Margarete Kurfeß ging noch einen Schritt weiter. Sie zeigte „Verständnis für den Wunsch der Gilde, mittelfristige Sicherheit zu bekommen.“ Das jedoch sieht die Zuschussregelung der Stadt nicht vor. Zusagen gibt es zunächst nur für dieses und nächstes Jahr. Für 2021 aber auch nur, wenn das Geld benötigt wird.

Fachbereichsleiter Lars Frick betonte: „Wir fordern einen Verwendungsnachweis und schauen genau hin.“ Einen Blick in die nähere Zukunft wagend, meinte Frick: „Die Straßenfasnacht im nächsten Jahr ist kaum denkbar.“ Der Kultur-Fachbereichsleiter sprang der Gilde ebenfalls zur Seite und meinte, es sei in der langen Geschichte der Fasnacht das erste Mal, dass die Stadt bei unverschuldeter Not einspringen müsse.

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