Lörrach Mehr Qualität und ­Hirnschmalz

Die Oberbadische
Eine Hommage an den unvergessenen Prince bietet die New Power Generation am 4. August auf dem Domplatz in Arlesheim. Foto: Die Oberbadische

Stimmen-Festival: Programmvorstellung mit leidenschaftlichem Plädoyer von Festivalchef Markus Muffler

Von Gabriele Hauger

Lörrach. Das war mal eine Ansage! Von wegen Stimmen-Pressekonferenz mit reiner Programmvorstellung. Ein leidenschaftlich vorgetragenes und durchaus kritisches Plädoyer von Stimmen-Chef Markus Muffler ließ die gesamte Zuhörerschaft von Sponsoren bis Presse aufhorchen (siehe auch Seite Lörrach). In seiner ambitionierten Rede ging es um die Forderung nach einer klaren künstlerischen Positionierung von Stimmen jenseits eines klischeehaften Allerwelt-Geschmacks, „auch wenn das nicht allen gefällt“; er sprach zudem die nahezu existenzbedrohende Festival-Konkurrenzsituation in der Umgebung an und übte generell Kritik an der deutschen Musikindustrie.

Der Zeitpunkt für ein solch deutliches Statement zur Situation war passend: Dieses Jahr feiert das Festival 25-jähriges Jubiläum – Anlass zu Rückblick und Reflexion.

Die Konzertliste war ja im wesentlichen schon seit Wochen, zum Teil seit Monaten bekannt. Auch dies im übrigen ein Vorgehen, das mit dem angesprochenen Konkurrenzdruck einhergeht. Je früher die Konzerte veröffentlicht werden, umso früher kann der Kartenvorverkauf auf dem umkämpften Festivalmarkt starten.

Die Konzerte

Auf den Marktplatz kommen – wie bekannt – Ex-Oasis-Frontman Liam Gallagher, Hip-Hopper Dendemann, die Editors, Dweezil Zappa, der schon letztes Jahr im Burghof begeisterte, sowie Robert Plant, ehemaliger Frontman von Led Zeppelin, einer der bekanntesten Rockbands aller Zeiten mit vielen unvergesslichen Hits, von denen Plant sicherlich einige neu interpretiert präsentieren wird, so Muffler. „So etwas wollen wir bei Stimmen haben.“

Der Reigen der Rosenfelskonzerte verspricht wieder einige Entdeckungen: Es kommen das Schweizer Sextett Hildegard lernt fliegen mit anarchischem Jazzrock; der coole Singer Songwriter Marlon Williams aus Neuseeland mit charismatischer Stimme und Live-Qualitäten; Alice Phoebe Lou mit Indie-Folk, die sicher ihren bekannten Hit „She“ im Gepäck hat; Songhoy Blues bietet einen African-Rock-Crossover; sowie zum Abschluss der musikalisch-poetische Rufus Wainwright.

„Wir präsentieren Künstler, die nicht quer durch alle Festivals gereicht werden“, so Muffler. So touren beispielsweise Fat Freddy’s Drop, die „Soulmonster“ aus Neuseeland, gerade mal alle fünf Jahre nach Europa – und geben eines ihrer wenigen Gastspiele bei Stimmen auf dem Domplatz in Arlesheim. Ebenfalls dort gibt es eine Würdigung des großen Prince mit der New Power Generation.

Als „Hiphopper mit Hirnschmalz“ lobte Muffler Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi, die im Burghof mit ihren skurrilen, metapher-reichen und augenzwinkernden Texten auftreten.

Für Klassikfreunde gibt es zwei Abende: Der renommierte Countertenor Franz Vitzthum singt in der Kirche St. Ottilien in Lörrach-Tullingen, begleitet von der Zither-Virtuosin Gertrud Wittkowsky. Und in der Lörracher Stadtkirche tritt das experimentierfreudige Quartett New York Polyphonie mit a cappella auf.

Frankreich wird mit Cooljazz von Sarah McKenzie dieses Jahr nur beim Prolog bedient. Geschuldet sei dies der Fußball-WM und den französischen Sommerferien. Ansonsten werden bei „Stimmen on tour“ mit King Creosote und Becca Stevens die gleichen Konzertorte wie im Vorjahr bespielt, um Appetit auf das Festival zu machen: Babeuf in Freiburg, Kulturhotel Guggenheim in Liestal, Café Verkehrt in Murg, Werkraum Schöpflin in Brombach und der Rathaus-Innenhof in Binzen. Das Festival eröffnen wird Jeff Cascaro mit Soul-Jazz.

Offen bekannte sich Muffler zu seiner Liebe zum angelsächsischen Rockpop. Und nutzte die Gelegenheit zum Rundumschlag gegen eine vermeintlich tiefgründige deutsche Popkultur. Sänger wie Giesinger & Co gerieten in eine Maschinerie, in der häufig ein und der gleiche Komponist scheinbar authentische gefühlvolle Songs für viele schreibe. Gute deutsche Popmusik sei quasi nicht existent. In anderen Ländern werde hingegen beste Qualität geboten – und auch konsumiert. „Wir wollen doch nicht von guter Popmusik abgehängt sein“, appellierte Muffler. Und sieht es auch als Aufgabe des Stimmen-Festivals, das Publikum zu begeistern und für neue, gute Musik zu interessieren.

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