Lörrach Mehr Schutz für Frauen

Gabriele Hauger
Annette Perschke, Miriam Blunck und Rachida Saadaoui (v.r.). Foto: Gabriele Hauger

Soziales: Infos von Frauenhaus und Frauenberatungsstelle

Lörrach - 25 Prozent der in Deutschland lebenden Frauen erleben körperliche und sexuelle Gewalt durch ihren (Ex-)Lebenspartner. Über 70 Prozent dieser Gewalt geschieht in der vermeintlichen „Sicherheit“ der eigenen Wohnung. Im Durchschnitt wird jeden Tag eine Frau von ihrem jetzigen oder früheren Lebenspartner ermordet, zwei Drittel aller Gewalttaten gegen Frauen geschehen im sozialen Nahbereich, in der Partnerschaft, in der Familie. Dies sind schockierende Zahlen. Und Corona verschärft die Situation noch, bilanzieren Rachida Saadaoui (Frauenberatungsstelle) und Annette Perschke vom Verein Frauen helfen Frauen beim gestrigen Pressegespräch.

Besonders der harte Lockdown im Frühjahr habe bewirkt, dass das Zuhause eben kein sicherer Ort für gewaltbedrohte Frauen ist. Vielmehr wurde diesen durch die fast ständige Anwesenheit des Partners die Kontaktaufnahme mit Hilfsinstitutionen deutlich erschwert. „Eine bedrohte Frau konnte uns nur mitten in der Nacht Mails schreiben,“ so Saadaoui.

Die Anfragen bei Frauenhaus und Beratung stiegen dann im Sommer stark an, als die Betroffenen wieder die Möglichkeit hatten, raus zu kommen. „In der aktuellen Phase der Kontaktreduzierung befürchten wir ähnliche Effekte“, so Perschke.

Im beengten Frauenhaus mussten coronabedingt die Kapazitäten der ohnehin nur zwölf Plätze auf 66 Prozent reduziert werden. „Wir haben derzeit beispielsweise eine hoch gefährdete Frau im Haus, die nicht vor die Tür kann, finden aber nirgends einen alternativen Unterbringungsplatz für sie. Die Frauenhäuser sind voll.“

Vergangenes Jahr mussten 145 Frauen und 189 Kinder in Lörrach abgewiesen werden, was den enormen Bedarf zeige, erläutert Perschke. Als Notmaßnahme wurde zusätzlich eine Ferienwohnung angemietet, um dort auch infizierte Frauen unterbringen zu können, die akut Hilfe brauchen. Daher sei eine Verdopplung der Plätze im Frauenhaus auf 24 oberstes Ziel. Zumal angesichts der Größe des Landkreises statistisch eigentlich sogar 59 Plätze nötig wären.

Um eine Aufstockung der Plätze zu ermöglichen, wurden Bundesmittel beantragt, eine passende Immobilie war bereits gefunden – der Landkreis habe indes die Befürwortung des Antrags nach Abstimmung im Kreistag nicht unterschrieben, um die Anschlussfinanzierung nicht stemmen zu müssen (wir berichteten). „Wir stehen nächstes Jahr mit unserer Forderung wieder auf der Matte“, betont Perschke. Immerhin werden höchstwahrscheinlich Gelder zum barrierefreien Umbau und eine leichte Aufstockung des jetzigen Domizils genehmigt, so dass dann 14 Plätze zur Verfügung stünden.

Die Frauenberatungsstelle will indes für mehr Erreichbarkeit im ländlichen Raum sorgen. 2021 soll es Außensprechstunden im Gesundheitszentrum Todtnau sowie in Bad Bellingen geben.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading