Lörrach Mieter im eigenen Haus

Die Oberbadische
Die Projektgruppe Fabric mit Referentin Rut-Maria Gollan (2. von rechts) Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Wohnen: Rut-Maria Gollan stellt auf Einladung des Fabric PlanKiosks das Münchner Wagnis Wohnprojekt vor

Der Fabric PlanKiosk ging in seiner jüngsten Veranstaltung der Lörracher Wohnraumfrage nach. Als Referentin war Rut-Maria Gollan von der Münchener Wagnis eG eingeladen.

Von Willi Vogl

Lörrach. Rut-Maria Gollan ist Architektin und betreut als eine von drei Vorständen die Bauprojekte des 2000 gegründeten genossenschaftlichen Münchner Wohnprojekts. Sie ist mit den Problemen unbezahlbaren Wohnraums vertraut und arbeitet erfolgreich an Alternativen, die sowohl für von der Obdachlosigkeit bedrohte Menschen als auch für den „gut verdienenden Patentanwalt“ attraktiv sind. Davon zeugt auch der kürzlich vom Deutschen Architektur Museum verliehene Preis. Individualität und Gemeinschaftseigentum „Die Planungen von Wagnis bieten sowohl konventionelle Wohnungen für die individuelle Nutzung als auch gemeinschaftlich genutzte Räume“, beschreibt Gollan das Angebot. So seien etwa Sauna, Musik-oder Spielzimmer sinnvollerweise im gemeinschaftlichen Bereich angesiedelt. Das Erdgeschoss sei öffentlicher Raum und für das Quartier zugänglich. Hier gibt es Ateliers, Praxen, ein Gasthaus, eine Nähstube oder Gästeapartments.

„Eine große gemeinschaftliche private Ebene befindet sich auf der Ebene des dritten Obergeschosses“, schildert Gollan den wohnlichen Mehrwert, der durch spektakuläre Brücken und Terrassen mit Gemüsegärten entsteht.

Der Spagat zwischen individuellen Gestaltungswünschen und gestalterischer Vereinheitlichung führe bisweilen zu originellen Lösungen. So gibt es etwa nur zwei Fenstertypen, die jedoch in unorthodoxer Positionierung. Die Briefkästen hingegen stellen nicht, wie in Häusern mit vielen Wohneinheiten üblich, eine Fläche mit Schlitzen dar, sondern bilden ein farbenfrohes Wandmosaik. Entscheidend für funktionierende Wohncluster seien die individuellen Wünsche und Bedürfnisse und gleichermaßen die Bereitschaft, sich aktiv in die Genossenschaft miteinzubringen. Projektstand in München Inzwischen gibt es in München fünf Wohnprojekte der Wagnis eG, das sechste wird gerade gebaut, beim siebten erfolgt die Grundsteinlegung und für das achte steht der Grundstückserwerb an. Die Planung beginne bereits lange vor dem Grundstückserwerb. „Schließlich wollen Genossenschaftsmitglieder wissen, was sie erwartet und sich entsprechend einbringen.“ Finanzierung der Wohnprojekte Finanziert würden die Projekte je zu einem Drittel mit Eigenkapital, Fördergeldern und klassischen Bankdarlehen. Voraussetzung für ein funktionierendes Genossenschaftsprinzip im hochpreisigen München sei auch die Selbstverpflichtung der Stadt München, 30 Prozent der zu veräußernden Flächen kostengünstig an Genossenschaften abzugeben. Die Genossenschaftler sind Mieter in ihrem eigenen Haus und zahlen je nach Finanzierungsmix Mieten zwischen 5,65 Euro in der geförderten und zwölf Euro in der frei finanzierten Kategorie. Das Selbstengagement ermögliche eine Bewirtschaftung ohne Hausmeister. Die ansonsten üblichen Betriebskosten pro Quadratmeter von 3,50 Euro können so auf 1,80 Euro reduziert werden. Wenngleich das Wohnen in einer Genossenschaftswohnung keine lebenslange Bindung erfordert spricht die äußerst geringe Fluktuation von elf Wohnungswechseln 2017 bei 500 Wohneinheiten für die große Attraktivität. Modellcharakter nicht nur für Lörrach Das Wagnis Projekt dürfte nicht nur für Lörrach Modellcharakter haben. Ob sich ein ähnliches Projekt auch hier umsetzen lässt, versucht derzeit die Projektgruppe Fabric auszuloten. Hierzu wurden bereits zahlreiche Ideen im PlanKiosk gesammelt. Bis Februar sollen sie der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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