Lörrach Miranda Kerrs Blumenhosenlook

Die Oberbadische
Frank Lüdecke weckt Hoffnung: „Wenn Sie Belgien für eine schöne Stadt halten, können Sie immer noch Präsident von über 320 Millionen vernunftbegabten Mehrzellern werden.“ Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Frank Lüdecke im Burghof

Von Veronika Zettler

Lörrach. Der Kabarettist Frank Lüdecke gastierte schon mehrfach im Burghof und er widmete sich auch bei seinem jüngsten, nur mäßig besuchten Auftritt am Samstag den politischen und gesellschaftlichen Mysterien. Wie ein Kuriositätenforscher durchpflügte er den Acker, auf dem Phänomene wie Trump, AfD und Facebook gedeihen.

Im aktuellen Programm mit dem Titel „Über die Verhältnisse“ gewährt Lüdecke der AfD einigen Raum. Als wacher Geist mit scharfer Zunge nähert er sich der Materie in einem Mix aus Satire und nüchterner Betrachtung: „Die Leute verstehen die Politik nicht mehr“, sagt er, „die Parteien sind sich zu ähnlich geworden“. Ein Umstand, mit dem sich allerdings auch das politische Kabarett arrangieren muss. Politische Analyse ist schwierig geworden, Prognose unmöglich.

Vielleicht deshalb präsentiert der 56-Jährige als letzte von vier Zugaben ein reines Instrumentalstück auf seiner Akustikgitarre. Und vielleicht sind es deshalb über weite Strecken gesellschaftliche Entwicklungen, die er kritisch ins Visier nimmt.

Die „sozialen Medien“ etwa. Dass sich Politiker des auf 140 Zeichen begrenzten Kommunikationsmittels Twitter bedienen, zeige, „auf welches Niveau sich die Politik begibt“. Mitverantwortlich macht er die demokratische Gesellschaft, die Kanäle wie Twitter und Facebook zur wichtigsten Informationsquelle kürt.

Da könne jemand eine noch so brillante Lösung anbieten - wenn er sie als „Text mit neun Absätzen und drei schweren Wörtern“ bei Facebook poste, bekomme er höchstens vier Likes. Im Gegensatz zum Hundevideo. Der US-Wahlkampf sei durch Facebook mitentschieden worden. Als Beispiel nennt er das Posting, in dem Hillary Clinton als Satansanbeterin und Chefin eines Kinderpornorings dargestellt wurde. Die Nachricht wurde von Facebooklern über eine Million Mal geteilt.

Weil sich die Nutzer Nachrichten nach Lust und Laune herausfiltern, habe er das auch einmal ausprobiert, erzählt Lüdecke und erörtert im Folgenden die Information: „So können Sie Miranda Kerrs Blumenhosenlook nachstylen“. Mit derlei Schlenkern gelingt ihm ein konsequent versöhnlicher Tonfall. Zumal der Berliner, der seit seinem 17. Lebensjahr Kabarett macht und alle wichtigen Genrepreise gewonnen hat, vieles in die Ich-Perspektive kleidet. Seine eigene Familie habe sich zur Whats-App-Gruppe entwickelt. Wenn er sich nach dem Befinden seiner Kinder erkundige, bekomme er in Sekundenschnelle ein gelbes Gesichtchen zurückgeschickt. Ein Gesicht mit Träne bedeute, dass er Geld überweisen müsse.

So pendelt Lüdecke souverän zwischen Allgemeinem und Persönlichem, Satirischem und Ernstem, gesprochenem und gesungenem Wort. Er streift die Maut und das Flüchtlingsthema, zitiert den „Moralphilosophen“ Hans-Olaf Henkel und beruft sich auf jene Artikel des Grundgesetzes, „die noch nicht von McKinsey überarbeitet wurden“. Die Politik, räsnonniert er, „übernimmt keine Verantwortung mehr“. Stattdessen setze sie auf die Regelungsmechanismen des Marktes. Lüdecke will die Politik wieder in die Pflicht nehmen können.

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