Lörrach „Mister Jazz“ feiert 90 Lenze

Peter Ade
Werner Büche feiert heute den 90. Geburtstag. Foto: Peter Ade

Jubilar: Werner Büche gründete den Jazzclub 56 Lörrach

Von Peter Ade

Lörrach. Sein Name gehört zum Jazz wie die Schokolade zu Lörrach. Werner Büche, 2014 mit dem Bürgerpreis ausgezeichnetes Gründungsmitglied des Jazzclubs 56 und bis heute Vorsitzender des Vereins, feiert am heutigen Donnerstag seinen 90. Geburtstag. „Mister Jazz“ gründete den Club 1956 mit neun Freunden, die regelmäßig in seinem Wohnzimmer neue Platten auflegten.

Freilich finden die vom Jubilar initiierten und organisierten Konzerte und Schallplattenabende längst im Jazztone in Haagen statt. „Hoffentlich wieder ab März, denn Corona hat auch uns eine lange Zwangspause auferlegt“, bedauert der Musikliebhaber.

Büche ist Lörracher. Nach dem Abitur am „Hebel“ lernte er Maschinenschlosser. Ein Studium im Fach Maschinenbau in Konstanz zum Diplomingenieur schloss sich an. Der berufliche Werdegang führte ihn danach nach Basel zu einer Maschinenbaufirma. Ab 1965 baute er in Fahrnau eine Produktionsstätte für Druckmaschinen auf, mit der er bald nach Maulburg zog. 33 Jahre blieb Büche dem Unternehmen treu, dann ging er in Rente und frönte weiterhin mit ganzer Leidenschaft dem Jazz.

Musik aus Kofferradio

In früher Jugend bekam der Jubilar zu spüren, wie der Jazz von den Nazis als entartet eingestuft und als „Negermusik“ verunglimpft wurde. Trotz der damit verbundenen Gefahren lauschte Büche heimlich den Klängen des Schweizer Senders Beromünster. Nach dem Krieg hörte er die tollen Kompositionen aus dem Kofferradio – ausgestrahlt vom Sender AFN (American Forces Network).

Das Domizil des Jazzclubs war zunächst der Waschkeller im damaligen Schützenhaus am Schützenwald. Man hatte seinerzeit bereits über 50 Mitglieder und gründete die clubeigene Band „The Washhouse Dixies“ (nach der Lokalität), wobei Büche, der eigentlich Klavierunterricht genossen hatte, sich aufmachte, eine gebrauchte Klarinette zu kaufen und zu lernen, da dieses Instrument in der Band noch zu besetzen war. Der Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten: Die junge Band gewann einen Wettbewerb für die Teilnahme an dem 1961 veranstalteten Fernsehauftritt „Kleine Stadt ganz groß“. Gegen die Stadt Eckernförde sicherte man sich die Publikumswertung.

Als das Gebäude am Schützenwald abgerissen wurde, ging es in einem Tiefkeller an der Teichstraße weiter, wo erstmals der Name „Jazztone“ verwendet wurde. Doch auch dieser Treff war nicht von Dauer, und so zogen die Jazzfreunde in die Basler Straße um, wo sie bis 1979 blieben.

Umzug zum Haagensteg

Auf Vermittlung des früheren Oberbürgermeisters Egon Hugenschmidt erhielt das „Jazztone“ schließlich seine Bleibe im damals städtischen Gebäude Beim Haagensteg 3. Büche erinnert sich: „Bedingung war, dass wir das Lokal renovierten.“ Also hämmerten, schweißten und malten die Clubmitglieder 18 Monate schier ununterbrochen. Pünktlich zur Gartenschau 1983 wurde das heutige Jazztone 3 eröffnet.

Alle Musiker aufzuzählen, die bislang im Jazzclub aufgetreten sind, würde den Rahmen sprengen. Die Liste liest sich jedenfalls wie das „Who is Who“ des Jazz. Werner Büche und auch seine Frau Bärbel, mit er seit 1971 verheiratet ist, waren stets nicht nur dabei, sie waren meistens mittendrin und stehen bis heute für die Kontinuität und Qualität der kulturellen und organisatorischen Arbeit. Das Jazztone 3 genießt bis heute einen sehr guten Ruf unter den Jazzmusikern in aller Welt. Dabei erhielt der Club nur eine geringe finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Kein anderer noch existierender Jazzclub in Baden-Württemberg ist älter. Mittlerweile blickt Büche auf weit über tausend Konzerte und über 600 Schallplattenabende in den „Jazztones“ zurück. Viele bekanntere und unbekanntere, doch stets talentierte Musiker folgten dem Ruf.

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