Lörrach Mit Clara Krawallo auf Tuchfühlung

Die Oberbadische
Wohnzimmeratmosphäre beim Konzert mit dem Trio „Clara Krawallo“. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Nellie Nashorn: Neue Kulturkneipe bietet sehr private Musikerlebnisse

Von Beatrice Ehrlich

Für manche ist die Kneipe im Kulturzentrum Nellie Nashorn wie ein zweites Wohnzimmer. Als Konzertsaal aber erscheint sie ein bisschen klein. Oder? Mit dem neugeschaffenen Format Kulturkneipe rückt der neue Geschäftsführer Patrick Dengl kleine feine Musikangebote wieder dorthin, wo sie hingehören: nah ans Publikum, mitten in die Menge. Den Anfang machte das Trio Clara Krawallo aus Hamburg, kräftig unterstützt von Lörracher Freunden und Gastgebern, eine wohlklingende, schließlich sechsköpfige Nord-Süd-Kooperation unter dem Namen Clara Krawallo Speziale Plus+.

Die Enge und das etwas düstere Licht in der Kneipe schrecken die drei Hamburger nicht. Sie sehen aus wie Studenten, sind jedoch Kostümbildnerin, Ingenieur und Architekt. Das Brückenwochenende ist für sie ein willkommener Anlass, auf einer Mini-Tour in den Süden ihrer Leidenschaft zu frönen: Sehr hör- und tanzbarem Singer-Songwriter-Pop mit dem gewissen Etwas. Wenn Clara Lipski, alias Clara Krawallo das Mikrofon an den Mund setzt, ist das wie und wo vergessen: Von Krawall keine Spur – zu hören ist eine dynamisch ausgewogene, geschulte Stimme, der es in den durchweg selbstgeschriebenen Songs gelingt, wunderbare, ganz subtile Nuancen hörbar zu machen. Die zurückhaltende Begleitung ihrer beiden Triopartner (Sven Reineking und Felix Franke), jeweils an der Akustikgitarre, lässt Raum für ganz direkte fast schon intime Klangerlebnisse. Dass mit Daniel Oswald doch noch ein Verstärker ins Spiel kommt, tut dem keinen Abbruch, so unterstützend und dezent agiert der Bassist im Hintergrund. Und während Sebastian Markworth an Rumbarassel und Cajón den durchaus rhythmischen, auch tanzbaren Charakter der Krawallo-Stücke treffend ergänzt, setzt Urs Brombach mit seinen Soli an Saxophon und Querflöte melodiereiche Glanzlichter.

Geschichten, die das (Liebes-)leben so schreibt – die in Claras Songs thematisierten Großstadtgefühle bringen auch beim kleinstädtischen Publikum eine Seite zum Schwingen. Die Stücke entständen in den gemeinsamen Proben, berichten die drei im anschließenden Gespräch. Am Anfang stehe meist ein Gitarrenriff, aus dem sich eine Melodie entwickelt, erst dann kommt der Text dazu. Im gemeinsamen Proben entwickeln sich die Stücke weiter, zum ersten Mal hat das Trio vor kurzem das Resultat auf CD festgehalten, im Studio aufgenommen und professionell gestaltet im Pappschuber und mit eigenem Logo. Das Publikum? Langjährige Nellie-Gäste sind zu sehen, am Nebentisch sprechen ein paar junge Leute Französisch. Die Kulturkneipe zieht ein gemischtes Publikum an, das gerne noch größer werden dürfte. Der Eintritt ist frei, wer es wert findet und die Musiker unterstützen möchte, steckt einen Schein in den Hut, der vor der Pause die Runde macht.

Live-Musik mit Anspruch und ohne Berührungsängste für jeden Geldbeutel – wer dieses Angebot nicht annimmt, ist selbst schuld.

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