Lörrach Mit Elektrojazz ins All

Veronika Zettler
Das Rymden-Trio Foto: Veronika Zettler

Konzert: Klangreise zu den Sternen mit dem Trio Rymden.

Lörrach - Da strahlt er, der Bugge Wesseltoft. Eineinhalb Stunden lang. Und hat auch allen Grund dazu. Bei dieser Musik, die so viel von Raumfahrten erzählt, wirkt der norwegische Pianist zwischen Klavier, Fender Rhodes und einer Ladung Elektronik wie ein glücklicher Astronaut im selbst gebastelten Cockpit. Der Bass dient, um im Bild zu bleiben, als Raketenantrieb, das Schlagzeug steuert. Dass es hier um die Verwirklichung von Kindheitsträumen mit den Ausdrucksformen von Jazz und Electronica geht, legt nicht erst das Stück über „die schwermütige Kindheit von Lucky Luke“ nahe, sondern bereits der Blick auf die brandneue CD „Reflections And Odysseys“, deren Cover die kindliche Zeichnung von einer startenden Rakete ziert.

Rymden, auf deutsch (Welt-)Raum, heißt das Trio, das zahlreichen Zuhörern am Donnerstag im Burghof ein eineinhalb Stunden kurzes, aber intensives Konzerterlebnis bescherte. Neben Wesseltoft besteht die Besatzung aus den beiden früheren Mitgliedern des Esbjörn Svensson Trios („e.s.t.“), das noch kurz vor dem tödlichen Tauchunfall von Pianist Svensson 2008 im Burghof für selige Gesichter gesorgt hatte. Nun haben sich Schlagzeuger Magnus Öström und Bassist Dan Berglund dem ebenfalls preisgekrönten Wesseltoft auf einen abenteuerlichen Pionierflug in den experimentellen Jazz angeschlossen.

Die Zuhörer folgen dieser Mission willig. Durchstreifen entdeckungsreiche Titel wie „Pitter-Patter“ oder „The Celestial Dog And The Funeral Ship“. Der handelt, wie Magnus Öström erzählt, vom Weltraumflug der Hündin Laika. Sputnik 2 war 1957 eine staatstragende Angelegenheit für die Sowjets, darauf pocht schon der Marschrhythmus im Intro des Schlagzeugers. Derweil lässt der Elektro-Jazz-Pionier Wesseltoft auch in diesem Stück Klänge andocken, die bis dato so noch nicht zusammengekommen sind. Immer wieder fährt er von seinem Kommandoklavierstuhl in die Höhe, um reihum Tasten und Knöpfe zu bedienen.

Für den Zuhörer ist es ein Erlebnis, wie aufreibende Klangcollagen mit unruhig-nervösem Drive in melodiöse, oft zutiefst melancholische Passagen münden. Darin tut sich regelmäßig der Bass hervor, übrigens ein Exemplar, dem man seine bewegte Vergangenheit ansieht. Mal definiert er den Beat per pfeilschnellem Parforceritt, mal driftet er mit volltönendem Arcospiel abwechselnd zu erdigen, dröhnenden und klagenden Klangfarben.

Schon sitzt das Publikum bei Apollo 11. Was für eine klapprige Mission die Mondlandung war, machte jüngst der Kinofilm „First Man“ zum Thema – entsprechend metallisch ächzt, brummt und rumpelt der Bass, während Wesseltoft atmosphärische Klangbilder zeichnet.

„Keine Worte... Keine Worte...“, stammelt Jodie Foster im Science-Fiction-Streifen „Contact“, als sie ihre Weltraumerlebnisse der Bodencrew schildern soll. Wo das Vokabular endet, erzählt die Musik weiter. Die von Rymden allemal.

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