Das gepflegte Erscheinungsbild der Musiker mit blütenweißen, scharf gebügelten Hemden, und roter Rose am Hosenträger, tat das Seine dazu, dass man sich wie in einem Jazzclub der 1930er Jahre fühlte. Lediglich die Alpen und Gämsen, die auf die große Trommel gemalt waren, wiesen auf die Wurzeln der Band hin.
Mit Antonella Vulliens als Sängerin kam noch ein attraktives weibliches Element ins Spiel. Ihr tragfähiges weiches Mezzo-Timbre verlieh den Songs den gewissen Sex-Appeal, etwa bei dem neckischen „It had to be you“ aus dem Jahr 1924. Hin und wieder machte sich da in diesem Gesang sogar ein Quentchen Gassenstaub bemerkbar. Neckisch und flirtig feierte sie ihren Liebsten beim Filmsong „Cooking Breakfast for the one I love“, ein lustiges Abziehbildchen der süßen kleinen amerikanischen Hausfrau der 1930er Jahre.
Tief unter die Haut ging die Version der Gruppe von „Bei mir bist du schön“, dem Song, dessen Rechte der Komponist Sholom Secunda 1937 für 30 Dollar verkauft hatte und der den Käufern später über drei Millionen Dollar an Tantiemen einbrachte.
Das Potenzial eines ganzen Orchesters
Klarinettist Léonard Muller legte so viel Tiefe und Empathie in sein Spiel, dass das Publikum den sonst fast reflexhaft einsetzenden „Szenenbeifall“ nach besonders gelungenen Solopassagen vor lauter Ergriffenheit vergaß. Eine schöne Zutat war hier auch das Vibrafon von Raymond Graisier mit seinem feinen Schwingen in delikaten Pianissimo-Nuancen.
Ein großer Spaß war das Waschbrettspiel von Olivier Clerk, das in dem Duo „Honky Tonk Town“ mit seinem ehemaligen Lehrer Raymond Graisier gipfelte. Furios flogen die Finger in ihren metallenen Fingerhüten über die Riffel, mal hörte man eine ganze Bisonherde trampeln, dann wieder eine Schar Mäuse rascheln und huschen – in diesen aus scheinbar zufällig herumliegenden Haushaltsutensilien gebastelten Geräten schlummern die Potenziale eines ganzen Orchesters! Sogar ein Metallhut kam zum Einsatz, auf dem Graisier seine Blechfingerspitzen kratzen und trommeln ließ. Ein kabarettreifes Feuerwerk der Spiellaune.
Der hartnäckige Beifall am Ende wurde mit einer Zugabe belohnt, die etwas aus dem zeitlichen Rahmen des Konzertprogramms ausscherte: In „Miss Celie’s Blues“, einem bittersüßen Song aus dem Spielberg-Film „Die Farbe Lila“ von Quincy Jones und Rod Temperton entfaltete Antonella Vulliens noch einmal ihren ganzen Charme.