Lörrach Mit Hosenträgern und jeder Menge Charme

Die Oberbadische
Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Konzert: Feinen New Orleans-Jazz im Stil der 1930er Jahre bot die Paradise Creek Jazz Band im Jazztone

Die Rhythmuslokomotive stampft zuverlässig voran, Melodiefunken sprühen aus den beiden Blasinstrumenten, eine mächtige Tuba hält die Basslinie in der Spur und ein Banjo würzt das Ganze mit seinem zarten Zirpen: Feinen New Orleans Jazz im klassischen Stil bot die Paradise Creek Jazzband am Freitag im gesteckt vollen Jazztone.

Von Dorothee Philipp

Lörrach. Die Truppe aus der Westschweiz versteht ihr Handwerk. Zweieinhalb Stunden lang verwöhnte sie das Publikum mit lustvoll gespielter Musik, wobei sie die unsterblichen Standards, die schon Benny Goodmann, Louis Armstrong und andere Jazz-Giganten fasziniert hatten, mit Frische, Energie und einem unerschöpflichen improvisatorischem Einfallsreichtum auflud. Das Gravitationszentrum bildeten dabei die beiden virtuos agierenden Bläser Béat Clerk (Trompete) und Léonard Muller (Saxofon, Klarinette).

Mezzo-Timbre verleiht den gewissen Sex-Appeal

Das gepflegte Erscheinungsbild der Musiker mit blütenweißen, scharf gebügelten Hemden, und roter Rose am Hosenträger, tat das Seine dazu, dass man sich wie in einem Jazzclub der 1930er Jahre fühlte. Lediglich die Alpen und Gämsen, die auf die große Trommel gemalt waren, wiesen auf die Wurzeln der Band hin.

Mit Antonella Vulliens als Sängerin kam noch ein attraktives weibliches Element ins Spiel. Ihr tragfähiges weiches Mezzo-Timbre verlieh den Songs den gewissen Sex-Appeal, etwa bei dem neckischen „It had to be you“ aus dem Jahr 1924. Hin und wieder machte sich da in diesem Gesang sogar ein Quentchen Gassenstaub bemerkbar. Neckisch und flirtig feierte sie ihren Liebsten beim Filmsong „Cooking Breakfast for the one I love“, ein lustiges Abziehbildchen der süßen kleinen amerikanischen Hausfrau der 1930er Jahre.

Tief unter die Haut ging die Version der Gruppe von „Bei mir bist du schön“, dem Song, dessen Rechte der Komponist Sholom Secunda 1937 für 30 Dollar verkauft hatte und der den Käufern später über drei Millionen Dollar an Tantiemen einbrachte.

Das Potenzial eines ganzen Orchesters

Klarinettist Léonard Muller legte so viel Tiefe und Empathie in sein Spiel, dass das Publikum den sonst fast reflexhaft einsetzenden „Szenenbeifall“ nach besonders gelungenen Solopassagen vor lauter Ergriffenheit vergaß. Eine schöne Zutat war hier auch das Vibrafon von Raymond Graisier mit seinem feinen Schwingen in delikaten Pianissimo-Nuancen.

Ein großer Spaß war das Waschbrettspiel von Olivier Clerk, das in dem Duo „Honky Tonk Town“ mit seinem ehemaligen Lehrer Raymond Graisier gipfelte. Furios flogen die Finger in ihren metallenen Fingerhüten über die Riffel, mal hörte man eine ganze Bisonherde trampeln, dann wieder eine Schar Mäuse rascheln und huschen – in diesen aus scheinbar zufällig herumliegenden Haushaltsutensilien gebastelten Geräten schlummern die Potenziale eines ganzen Orchesters! Sogar ein Metallhut kam zum Einsatz, auf dem Graisier seine Blechfingerspitzen kratzen und trommeln ließ. Ein kabarettreifes Feuerwerk der Spiellaune.

Der hartnäckige Beifall am Ende wurde mit einer Zugabe belohnt, die etwas aus dem zeitlichen Rahmen des Konzertprogramms ausscherte: In „Miss Celie’s Blues“, einem bittersüßen Song aus dem Spielberg-Film „Die Farbe Lila“ von Quincy Jones und Rod Temperton entfaltete Antonella Vulliens noch einmal ihren ganzen Charme.

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