Klarinettist Léonard Muller legte so viel Tiefe und Empathie in sein Spiel, dass das Publikum den sonst fast reflexhaft einsetzenden „Szenenbeifall“ nach besonders gelungenen Solopassagen vor lauter Ergriffenheit vergaß. Eine schöne Zutat war hier auch das Vibrafon von Raymond Graisier mit seinem feinen Schwingen in delikaten Pianissimo-Nuancen.
Ein großer Spaß war das Waschbrettspiel von Olivier Clerk, das in dem Duo „Honky Tonk Town“ mit seinem ehemaligen Lehrer Raymond Graisier gipfelte. Furios flogen die Finger in ihren metallenen Fingerhüten über die Riffel, mal hörte man eine ganze Bisonherde trampeln, dann wieder eine Schar Mäuse rascheln und huschen – in diesen aus scheinbar zufällig herumliegenden Haushaltsutensilien gebastelten Geräten schlummern die Potenziale eines ganzen Orchesters! Sogar ein Metallhut kam zum Einsatz, auf dem Graisier seine Blechfingerspitzen kratzen und trommeln ließ. Ein kabarettreifes Feuerwerk der Spiellaune.
Der hartnäckige Beifall am Ende wurde mit einer Zugabe belohnt, die etwas aus dem zeitlichen Rahmen des Konzertprogramms ausscherte: In „Miss Celie’s Blues“, einem bittersüßen Song aus dem Spielberg-Film „Die Farbe Lila“ von Quincy Jones und Rod Temperton entfaltete Antonella Vulliens noch einmal ihren ganzen Charme.