Lörrach Mit Humor und Charme

Jürgen Scharf
 Foto: Jürgen Scharf

Kabarett: Musikkabarettistin Sarah Hakenberg meldete sich im Burghof zurück

Sie war kurz weg. Ihr Vor-Corona-Programm hieß „Und dann kam lange nichts“ – fast prophetisch. Jetzt kommt die Musikkabarettistin Sarah Hakenberg wieder aus der Deckung und meldet sich zurück mit dem neuen Programm unter dem passenden Titel „Wieder da!“.

Von Jürgen Scharf

Lörrach. Damit gastierte sie beim dritten Kabarett-Comedy-Wort-Festival „Worthasenohrenart“ im am Donnerstagabend nicht mal zur Hälfte gefüllten Burghof.

Da ist sie also wieder, die charmante Liedermacherin und Kabarettistin, die Stimme der Provinz Ostwestfalen. Singt und redet über Krisen kreuz und quer, gestresste Mütter, Kindererziehung, schimpft über italienische Schöner-Wohnen-Designerinnen und SUV-Fahrer, nimmt reaktionäre Kinderbücher mit überholten Geschlechterrollen und Rollenklischees aufs Korn und erzählt von „Leo Lausemaus“, dessen Mutter arbeiten geht, während er im Kindergarten spielt.

Ab und an schweift sie aus in die Weltpolitik, macht einen Abgesang auf Donald Trump und vergleicht seinen Kopf mit einem Kürbis. Vielleicht schnitzen sich viele deshalb so gerne an Halloween aus Kürbissen eine Trump-Maske. Ansonsten singt sie Weltverbesserungssongs und schreibt Friedenslieder.

Stets persönlich

Ihre Texte sind immer persönlich, aus dem privaten und familiären Umfeld und authentisch. Manchmal tappt sie bei ihren Liedern auch in die „Reinhard-Mey-Falle“, wie sie selber weiß. Alles schon mal dagewesen. War diese Nummer allein schon selbstironisch genug, in der sie darüber klagt, dass man das alles schon von Reinhard Mey kennt, liefen dann noch als Pausenmusik Mey-Songs wie „Ich bin Klempner von Beruf.“

Im kleinen Schwarzen steht Hakenberg auf der Bühne, plaudert über ihre beiden Kinder, fünf und sechs Jahre, das erste ein dauerlächelndes, das zweite ein Schreikind. Gibt es Fragen? Ja, im Publikum sitzen einige (fragende) Mütter, die Genaueres über Hakenbergs Leben als berufstätige Mutter und tourende Kabarettistin wissen wollen.

Wie wird 2023? „In jeder Chance steckt eine Krise“, so wollte sie ursprünglich ihr Programm nennen, doch das leiht sie nun Olaf Scholz für seine Biografie. Ein anderer alternativer Titelvorschlag wäre: „Wie immer, nur schlimmer“. Da finden wir „Wieder da!“ doch positiver. Aber in dem Nach-Corona-Song mit diesem Refrain beschreibt sie eher die Schattenseiten der Rückkehr zur Normalität, das, was man gar nicht wiederhaben wollte. Überhaupt bringt Hakenberg viele Alltagsgeschichten, gespickt mit amüsanten Boshaftigkeiten und fröhlicher Zuversicht.

In jedem Programm hat sie auch ein trauriges Lied, dieses handelt jetzt vom letzten CDU-Wähler, als zweites Mitsinglied an diesem Abend. Ganz witzig war der Wortspielsong zum Schluss über die Rocker in Wacken, wo sie unbedingt mal auftreten möchte. Für dieses Heavy-Metal-Festival müsste sich aber noch am Klavierintro feilen... Der rasante Zungenbrecher über die Zacken an den Jacken begeisterte das Lörracher Publikum besonders.

Um etwas nachhaltiger zu sein, hat sie auch einen Song aus dem alten Programm ins neue eingebaut. Mit tiefschwarzem Humor singt sie über das tückische und abgründige Leben in der Provinz: „Zehn kleine Dorfbewohner...“, ein Abzählreim als morbide Moritat. Mit ihren (sanften) Schmähliedern über Politiker, ehemalige Präsidenten und Umweltsünder zeigt sie in den ambitionierten Texten unterschwellig bissige Pointen, kommt aber doch insgesamt liebenswürdig rüber.

Klavier und Ukulele

Sarah Hakenberg haut nicht nur locker in die Tasten, sondern greift auch mal – damit sie nicht hinter der großen Gitarre ganz verschwindet – zur Ukulele, dem kleinen Instrument mit den vier Saiten, das alles genauso kann wie die Gitarre, so dass man unweigerlich an das Etikett „Charme, Witz und Ukelele“ des britischen Ukulele-Orchesters denken muss. Ach ja, das kommt ja nächste Woche in den Burghof. Sarah Hakenberg gab da schon mal einen Vorgeschmack.

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