Eine antike Teekanne lässt sich mit der VR-Brille dreidimensional vor Augen führen – womit lange Fahrt- und Transportwege vermieden werden könnten. Foto: Marco Fraune
Innovative Technologien für den Einzelhandel, die Gastronomie und die Freizeitwirtschaft sind im Innovationslabor im Innocel Lörrach zu erleben. Die Wirtschaftsförderung will Impulse setzen.
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Welcher Eisbecher sieht lecker aus? Wie groß kommt das Stückchen Kuchen daher? Entspricht das Gericht auf der Speisekarte den eigenen Wünschen? Eine virtuelle Speisekarte kann hier Antworten liefern: Die Gerichte werden darauf zuvor digital dargestellt. Zu erleben ist diese neue technologische Anwendung aktuell im „uih! Pop-up-Labor“ im Innocel, zu dem die WFL Wirtschaftsförderung Lörrach, das Urban Innovation Hub (uih!) und die IHK Hochrhein-Bodensee einladen.
Die digitale Speisekarte führt das Gericht schon vor der Bestellung virtuell vor Augen. Foto: Marco Fraune
Etwa 20 Technologien für die Bereiche Einzelhandel, Gaststätten und Freizeitwirtschaft lassen sich erleben. Rund 300 Teilnehmer haben sich für verschiedene Veranstaltungen und Workshops während der drei Tage angemeldet, die Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung hofft zudem auf möglichst viele weitere Interessierte, die spontan Innovationen in Augenschein nehmen.
KI und Kuckucksuhr
Eine KI-gesteuerte Gesichtserkennung prognostiziert beispielsweise, welche Süßigkeiten die Person mit hoher Wahrscheinlichkeit bevorzugt. Auch lässt sich die digitale Speisekarte durchschauen und das Eis virtuell auf den Bistro-Tisch projizieren – ebenso wie ein großer Kuchen. Aus der Pandemie-Not geboren wurde eine App, mit der das „Haus der 1000 Uhren“ aus Triberg die eigenen Top-Produkte weltweit erlebbar macht. Die Lieblings-Kuckucksuhr kann so an die heimische Wand projiziert werden. Der womöglich sehr weite Weg zu einem Antiquitätenhändler lässt sich mit einer VR-Brille vermeiden. Denn: In der uih!-Ausstellung wird über eine vorherige 3D-Erfassung eine Teekanne virtuell greifbar.
Im Schuh befindet sich ein Chip mit Informationen und Bestelloptionen. Foto: Marco Fraune
In einem Sportschuh-Paar ist wenige Meter entfernt ein Chip eingeklebt, aus dem viele Hintergrundinfos übers Handy abgerufen und der Schuh dann direkt in einer bestimmten Farbe bestellt werden kann – stationärer Handel und das Online-Geschäft gehen damit eine Verbindung ein. Hemmschwellen können an einer anderen Stelle abgebaut werden, wenn beispielsweise eine Kaffeerösterei zum Ausprobieren neuer Sorten einlädt – ähnlich wie schon bei einer Bierboutique in Konstanz praktiziert.
Impulse für Wandel
„Wir spüren, dass es Veränderungen gibt, deswegen wollen wir Impulse setzen“, freute sich Ziegler-Jung bei der Eröffnung über die dreitägige Interaktionsmöglichkeit mit fachlichen Hintergründen. „Was nutzt die beste Technologie, wenn es keine Nachfrage gibt“, soll auch der Markt erschlossen werden. Oberbürgermeister Jörg Lutz habe am Vorabend erklärt, dass in fünf bis zehn Jahren die Menschen fragen, warum man gewisse Anwendungen nicht schon immer hatte, ähnlich wie mit der Nutzung der Smartphones.
Wirtschaftsförderin Marion Ziegler-Jung lädt zum Ausprobieren ein. Foto: Marco Fraune
Innovationen sollen laut der Wirtschaftsförderin einen Mehrwert schaffen, also unterstützen. Dafür brauche es Veränderungsbereitschaft. Die Begeisterung soll auch mit solch einer Ausstellung samt Rahmenprogramm geweckt werden. Ziegler-Jung hofft, dass sich dann die Innovationen sukzessive in Lörrach durchsetzen werden.
Eckhart Fink, Handelsreferent der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee, ist sich sicher, dass uih! den Nagel auf den Kopf treffe.
Mangel an Fachkräften
Unter anderem der Mangel an Fachkräften erfordere einen stärkeren Einsatz der Technik. Bisher erkennt Fink eher einen Mangel an Innovationskraft im Einzelhandel. „Es fehlt häufig die Zeit, Neues zu tun. Der Handel hält zu oft an alten Strukturen fest.“ Das führe dazu, dass Kunden ins Online-Geschäft abwandern. „Eine mangelnde Innovationskraft sorgt für eine mangelnde Akzeptanz.“
Die präsentierten innovativen Lösungen für eine lebendige Innenstadt soll daher Ideengeber für die Zukunft sein. „Visionen werden greifbar.“ Verkaufen werde neu inszeniert. Ein KI-betriebener Roboter mit dem Namen „Kai“, der am Dienstagmorgen eine Anmutung eines kleinen Kellners hatte, wurde von Julian Kemmer von der Hochschule Konstanz beispielhaft in den Mittelpunkt gerückt.
Bundesweit gebe es einen Rückzug des lokalen Einzelhandels, schilderte Philipp Julian Ruf von der Uni Siegen. Den Fachkräftemangel und auch den stärker werdenden Online-Handel erkennt auch er. „Hier in der Region sieht es aber noch sehr gut aus im Vergleich zu anderen Regionen.“ Dennoch sieht er auch hier die Innovation für die Zukunft als zentral an.
KI auf Rädern: Auch „Kai“ ist Bestandteil der Ausstellung. Foto: Marco Fraune
Zur Teilnahme lädt ebenso die Landes-Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut via Pressemitteilung ein. „Gerade den kleinen Unternehmen bietet das mobile Innovationszentrum vor Ort die Möglichkeit, innovative digitale Services zu erleben und selbst auszuprobieren.“
Öffnungszeiten
Urban Innovation Hub – Pop-up Lörrach, Marie-Curie-Straße 8; Öffnungszeiten: Mittwoch, 10. Juli, von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 19 Uhr, Donnerstag, 11. Juli, 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr. Die Ausstellung ist für alle Interessierten öffentlich zugänglich. Darüber hinaus finden Workshops, Führungen, Vorträge und Netzwerk-Veranstaltungen statt.
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